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Peitzer LandEcho - Beilage: Amtsblatt für das Amt Peitz mit seinen Gemeinden
Ausgabe 9/2025
Nichtamtlicher Teil
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Das Sägewerk Festival auf dem Flugplatz Drewitz

Was haben Zauneidechsen, der gemischte Drewitzer Chor, ein gemeinnütziger Berliner Kulturverein und eingelegte Gurken gemeinsam? Zunächst wohl eher wenig. Umso spektakulärer war das, was sich am letzten Augustwochenende auf dem Flugplatz Drewitz abgespielt hat. Nach monatelangen Vorbereitungen des khisdapaze e.V. trafen zur vierten Ausgabe des Sägewerk Festivals dort 4.000 Besucherinnen und Besucher auf das sorgsam und mühselig aufgebaute Gelände, um vier Tage lang ausgelassen miteinander zu feiern.

Eröffnet wurde das diesjährige Sägewerk bereits am Donnerstagnachmittag mit einem Tischpustball Turnier (nein, das ist kein Rechtschreibfehler), darauf folgten erste Auftritte altvertrauter Stamm-Künstler*innen, wie Carlo Karacho, Chiara Allnutt und Gigi Blow Cooperation. Am Freitag ging es dann richtig los – während sich die Wiese hinter dem Gelände bis auf den letzten Fleck mit Wohnmobilen, bunten Zelten und Pavillons füllte, trafen auf dem Marktplatz gut gelaunte Besucher*innen-Gruppen aufeinander, um mit Pommes, Käsespätzle und eingelegten Gurken Energie für die kommenden Stunden zu tanken. Am Nachmittag wurden die letzten zwei Bühnen eröffnet. Mit schwungvoller Housemusik machte DJ Discopapi den Auftakt an der „Radarstation”, das „Terminal 21” hingegen eröffneten die Damen und Herren vom Drewitzer Chor, die das Publikum zum Mitsingen und Annemarie-Polka-Tanzen einluden.

Zu den weiteren Programm-Highlights an diesem Wochenende zählten das Spongebob Schwammkopf DJ-Set an der „YumYum Bar“, der alljährliche YumYum-Workshop, bei dem Festivalgäste sich ihre YumYum-Suppen mit spannenden Zutaten veredeln können, und der fantastische Kuchenstand vom Drewitzer Chor. Am Freitagabend feierte Matthias aus Drewitz sein ultimatives DJ-Comeback – unter dem Alias MB Revival legte er nach 20 Jahren Pause vor einem tobenden Publikum seine Trance-Musik aus den frühen 2000ern auf.

Entstanden ist der khisdapaze e.V. aus einer Gruppe von Freunden, mit einer geteilten Leidenschaft fürs Feiern, einem breiten Spektrum an Fähigkeiten und jeder Menge Organisationstalent. Was 2022 als Gartenfest mit ein paar Hundert Besucher*innen anfing, ist mit dem Umzug auf den Flugplatz Drewitz zu einer professionellen Veranstaltung herangewachsen und zu einem regulären Treffpunkt für Besucher*innen und Künstler*innen aus allen Ecken Deutschlands geworden. Trotzdem schafft es das gemeinnützige Kollektiv khisdapaze e.V., dem Wachstum stets mit neuen Programmpunkten, Bühnen und einfallsreichen Ideen zu begegnen, ohne die Liebe zum Detail oder das gemeinschaftliche Miteinander aufs Spiel zu setzen.

An den vielen unerwarteten Herausforderungen, die ein Festival mit sich bringt, wächst auch der Verein: Als sich im Frühjahr das Umweltamt bei den Mitgliedern meldete, um auf die Existenz der bedrohten Zauneidechsen hinzuweisen, folgte eine monatelange Sammelaktion. Hunderte Eidechsen mussten eingefangen und umgesiedelt werden. Zum Schutz der bedrohten Spezies wurde das Festival von Juni auf August verlegt, im Andenken an die Sammelaktion wurde ein Raum in der Baracke in ein Denkmal an die Eidechsen verwandelt.

Zum neuen Programm gehörte in diesem Jahr unter anderem die „Kiesgrube”, die erstmals eine Bühne eigens für Live-Bands bot. Von Punk über Pop bis Neue Deutsche Welle, für jede und jeden war hier musikalisch etwas dabei. Ähnlich war es beim „KulturWerk”, einer kleinen hölzernen Oase, bei der es neben Theater und Kino auch diverse Workshops, eine Schatzsuche, politische Redebeiträge (z.B. "Muslimisch in Brandenburg – 100 Jahre Geschichte, Gegenwart und Zukunft") sowie Salsa Kurse gab. Eine weitere Attraktion war das „Café Krachi“, ein Raum in der alten Baracke, die das Terminal 21 von der Saunalandschaft trennt, wurde in eine urige Eckkneipe verwandelt, mitsamt Billardtisch, so, wie wir sie alle aus der Nachbarschaft kennen. Zu Stoßzeiten wurde hier auf dem Tresen getanzt. Nach ihren diesjährigen Debüts sind diese und viele weitere Orte vom Sägewerk kaum mehr wegzudenken.

Die gesamte Arbeit für das Festival basiert auf Ehrenamt und ist non-profit. Ziel des khisdapaze e.V. ist es, ein Musikfestival für alle, auch für diejenigen mit kleinem Geldbeutel zugänglich zu machen. Aus diesem Grund sind die Getränkepreise an der Bar sozial, genau wie der Prosecco. Unser Hersteller Sekkosoziale unterstützt mit seinen Einnahmen die Initiative EXIT-Deutschland, die Rechtsextreme dabei unterstützt, aus der Szene auszusteigen. Das Müll-, Dosen- und Flaschenpfand werden an gemeinnützige Organisationen, wie die Cottbuser Initiative Jugend und Kultur e.V. und SOS Humanity, gespendet. Dem Verein liegt außerdem die Barrierefreiheit am Herzen – damit auch Rollstuhlfahrer*innen das Festival besuchen können, arbeitet das Kollektiv aktiv daran, das Gelände möglichst barrierearm zu gestalten.

Für den khisdapaze e.V. war das Sägewerk Festival 2025 ein voller Erfolg. Mit wundgetanzten Füßen, erfüllten Herzen und breitem Lächeln verlassen wir den Flugplatz Drewitz und freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr.

Der Verein ist vor allem den Vermietern Jochem Schöppler und Guido Filipov von Euromovement und dem GRAL sehr dankbar für die außergewöhnliche Freiheit in der Gestaltung des Geländes und der netten Umgangsart. Außerdem möchten wir uns bei den Anwohnern der umliegenden Orte bedanken - besonders dem Drewitzer Chor, Matthias von der Agrargenossenschaft und allen weiteren Beteiligten und Mitwirkenden.

Olga Ellinghaus