Gemeinsam durch das Leben gehen, füreinander einstehen, sich gegenseitig Unterstützung zusichern und in der Gemeinschaft ein harmonisches Miteinander schaffen. All das sind Wünsche, die wir unseren Kindern als Eltern, Großeltern und als ErzieherInnen mit auf den Weg geben wollen. So vermitteln wir täglich bewusst und unbewusst was richtig und falsch erscheint, was im Bereich des Möglichen liegt und wo der Raum für Entwicklung und ein gesellschaftliches Miteinander seine Grenzen abgesteckt hat.
Für uns Erwachsene ist das Ausprobieren in der Beziehungsebene in den Hintergrund gerückt, die Ernsthaftigkeit hat sich nach vorn geschoben. Bewusst treffen wir Entscheidungen, die von Gefühlen und Vernunft oder wie man so schön sagt, vom Kopf und Bauch gelenkt werden.
Umso schöner heute für mich, über eine Geschichte zu berichten, welche aus einer anderen Perspektive heraus entstanden ist und den einen oder anderen Leser vielleicht an seine eigene Kindergartenzeit erinnert. Denn nicht selten beginnen die ersten „Liebesgeschichten“ in der Kindergartenzeit und werden bis zum Erwachsenenalter in Erinnerungen weitergetragen.
Ganz frei von Verpflichtungen und Überlegungen einzig durch Gefühle, der Freude am Spiel und Freundschaft gebunden, hat sich Folgendes zugetragen:
Wer kennt es nicht aus früheren Zeiten. In einer Kitagruppe gibt es viele Kinder und daraus entstehende Freundschaften. Im Laufe der Jahre des Zusammenseins ändern sich diese, wachsen zusammen, brechen auseinander und verändern sich in ihrer Ernsthaftigkeit. Für Kinder ist das Thema „Freundschaft“ mit einem hohen Stellenwert behaftet. Freunde sind diejenigen, die einen jeden Tag freudestrahlend in der Kita erwarten, auf die man sich nach dem Wochenende freut, jene die verlässlich die gleichen Spielfreuden teilen und vielleicht sogar die Brücke von der Kita in das eigene Zuhause ab und an schaffen.
Zwei Kinder kamen auf einen Erzieher zu und äußerten den Wunsch nach einer Hochzeit. Diese beide waren schon lange gute Freunde. Gerade in der Vorschulzeit ist das Alter der Kinder verbunden mit immer mehr Parallelen, welche mit dem Erwachsensein verknüpft werden. Dass aus einer guten Freundschaft, die schon länger andauert, eine Hochzeit resultiert, daher nur logisch.
Der Erzieher nahm die Kinder beim Wort, ging die Sache ganz realistisch und zur Freude der Kinder mit reichlich Requisiten an. So wurden neben der gesamten Gruppe als Hochzeitsgäste auch die Eltern involviert. Selbstverständlich mussten diese ihr Einverständnis geben und gleichzeitig auch für die geeignete Garderobe sorgen.
Eine Traurede wurde vorbereitet, Trauzeugen wurden ausgesucht, die Ringe besorgt und so nahm der große Tag mehr und mehr Gestalt an. Beginnend am Vormittag wurde auf unserer Terrasse gepoltert.
Anschließend nahmen die Gäste in den vorbereiteten Stuhlreihen Platz und Braut und Bräutigam ganz vorn am Tisch. Nach einer feierlichen Zeremonie folgte der Ringaustausch und natürlich auch die Unterschrift von Braut, Bräutigam und ihren Trauzeugen.
Im Anschluss wurde zum Hochzeitstanz viel geklatscht und gelacht. Es hat den Kindern sicher viel Spaß gemacht und was noch viel wichtiger ist, ihre Freundschaft wertgeschätzt.
Tag für Tag hören Erzieher von Wünschen, versuchen diese umzusetzen und absolvieren gleichzeitig den vorgegebenen Tagesablauf. Diese kleine Geschichte hier zeigt, wie Kinder sich im Kitaalltag selbst verwirklichen können, Wünsche respektiert und gehört werden und die gesamte Gruppe von einer einzelnen Idee profitiert.
In diesem Sinne lassen wir die Kirchenglocken gedanklich erklingen und ein Schmunzeln auf unseren Gesichtern zurück.