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Gemeindeschreiber – Amtsblatt für das Amt Plessa
Ausgabe 4/2023
Nichtamtlicher Teil
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Berichte aus den Vereinen

Männerchor Gorden-Staupitz 2019 von links: Klaus Schröter; Gerd Lindner; Kurt Möllerke; Frank Gärtner; Klaus Peschke; Gunther Gruhne; Walter Winter; Frank Mücklich; Wilfried Rindt (beide Rückersdorf); Wolfgang Barig; Kornelia Rothe; Frieder Weigold; Peter Hornig (Kraupa); Robert Günther; Bernd Terne (Rückersdorf); Reinhard Pachtmann; Frank Mattick; Volkmar Bielig; Klaus Gleitsmann; Fred Wickfeld; Herbert Biastoch; Wilfried Heyde

Chorjubiläum in Gorden-Staupitz

Am 23./27. April 1873, also vor 150 Jahren, gründeten zwanzig sangesfreudige Männer - so sagt es das überlieferte Statut - den

Gesangverein zu Gorden mit dem Vorstand:

1. Lehrer Scheibe

Dirigent

2. August Throne

Kassierer

3. Carl Walther

Rechnungsführer

4. Traugott Herrmann

Vorstand

In § 1 wurde aufgeführt der Zweck des Vereins:

a)

Unterstützung und Pflege des Kirchengesanges,

b)

Beförderung patriotischen Sinnes,

c)

gesellige Unterhaltung und

d) gute Sitte unter seinen Mitgliedern zu befördern.

Chormitglieder waren Männer aller Stände und Schichten: Lehrer, Handwerker, Hüfner, Häusler, Kaufmänner, Ortsvorsteher, später viele Rentner bzw. Ruheständler. Dazu gehörten z. B. die Müllermeister der Mühlen Anders und Schnelle, die Bäckermeister Schulze und Walther, der Kolonialwarenhändler Dietrich, Sattlermeister Matthias, Gärtner Barig, der Baumeister Barig, Schneidermeister Throne, Stellmachermeister Barig, Bürgermeister Walther. Aus einigen Familien waren Vater und Sohn aktive Sänger, z. B. bei Pachtmanns und bei Heydes. Der Funke sprang aber zu oft nicht auf die folgende Generation über bedingt durch die Ausbildung, Arbeitsstätte oder andere Leidenschaften. Stammlokal war die inzwischen abgerissene Gaststätte Hofmann. Vor 100 Jahren hatte der Gesangverein bereits 54 aktive Mitglieder, welche mit Liedern, Theaterstücken und Singspielen das kulturelle Leben im Ort bereicherten. Bis zum Jahre 1938 wurde der Gesang vom jeweiligen Dorfschullehrer angeleitet. Danach von Otto Barig, Lehrer Dietrich aus Hohenleipisch, Rudolf Pachtmann, Lehrer Franz, Rudi Raack und Walter Schnelle, die sich um das gesangliche Niveau und erfolgreiche Teilnahmen an Chortreffen verdient machten. An der Organisation des Chorleben nach 1945 hatten Kurt Barig und Werner Walther einen hohen Anteil.

Durch die Weltkriege ruhte vorübergehend die Chorarbeit, es waren jeweils Verluste durch die gefallenen Männer verzeichnet.

Aber in friedlichen Zeiten wurden immer wieder das gesellige Zusammensein bei frohen oder andächtigen Liedern gepflegt, gegessen und getrunken, Neuigkeiten weitergetragen und so mancher Grandouvert bei einer anschließenden Skatrunde ausgespielt. Aus den seit 1948 ausführlich protokollierten Jahreshauptversammlungen ist die Chorarbeit bis heute sehr gut dokumentiert mit Mitgliederbewegungen, Höhepunkten, freudigen und traurigen Ereignissen und dem Kassenbericht. Mit den Auftritten im Ort und der näheren Umgebung hat der Männerchor ein Stück Kulturgeschichte mitgeschrieben und uns bekannt gemacht. Zum Chor gehörten cirka 40 Sänger mit mehr als 20 Stimmen im 1./2. Tenor sowie etwa gleich viel Sänger im 1. und 2. Bass. In den 80er Jahren gestaltete sich die Chorarbeit sehr eng verbunden mit dem Hohenleipischer Chor, da die Mitgliederzahlen in beiden Vereinen zurückgingen.

Der aktive Männerchor Gorden-Staupitz, der sich am 16. Dezember 2003 erstmalig auf Initiative der heutigen Vorstandsvorsitzenden Klaus Schröter und Herbert Biastoch in der Gaststätte „Triftschänke“ traf, arbeitet analog der Vereinssatzung des späteren Männerchores Gorden. Drei-zehn Sangeswillige kamen damals mit Frau Glinzig zusammen, zehn davon sind nunmehr seit dieser Zeit aktive Mitglieder und unserer Gemeinschaft treu. Von 2004 bis 2013 war Johanna Gruhne unsere Chorleiterin und aktuell werden wir betreut von Kornelia Rothe, die auch den Frauenchor Hohenleipisch dirigiert. Begleitet werden wir heute vom Keyboard, welches Frank Mattick meist erklingen lässt - früher war oft eine Geige zum Finden der Töne dabei. In unserem Männerchor wird das alte Liedgut gepflegt aber auch neueren Liedern gegenüber haben wir uns nie verschlossen. Zu unserem Repertoire gehören etwa 220 Lieder, in unseren Chormappen finden sich Weihnachtslieder, Seemanns- und Stimmungslieder, Schlageroldies; viele Lieder, die die meisten von uns schon im Musikunterricht der Grund- und Oberschule gelernt hatten oder vom Tanzsaal kannten - nun aber mehrstimmig einstudiert wurden. Dieser Liederschatz droht in Vergessenheit zu geraten - es gibt so viele neue „Ohrwürmer“ leider meist in englischer Sprache.

Nachdem der Spielmannszug, die Fußball- und Schachsparte des Gordener Sportvereines, die Singegruppe und der Verein für Kleintierzüchter für absehbar lange Zeit aufgelöst wurden, steht ein ähnliches Schicksal dem Männerchor nach der Wiederbelebung vor 20 Jahren bevor. Aber schön, dass es uns noch gibt. An unseren Übungsabenden beteiligen sich regelmäßig 16 Sänger aus Gorden-Staupitz und Rückersdorf bei einem Altersdurchschnitt von 72 Jahren. Gerade durch die Corona-Pandemie war es zeitweilig unmöglich zu singen und sich regelmäßig zu treffen, so dass sich unsere jüngeren Mitglieder leider neu orientierten und abgemeldet haben. Damit sind die Stimmen zwar zu besetzen aber nicht mehr gleich stark. Wir üben regelmäßig einmal in der Woche nehmen aber kaum noch an öffentlichen Auftritten teil. Allerdings umrahmen wir weiterhin die Geburtstags- und Hochzeitsjubiläen unserer Mitglieder und treten bei der Seniorenweihnachtsfeier, beim Dorffest oder Beerdigungen auf.

„Wer seine Frau hat mitgenommen, ist nie zu spät nach Haus gekommen“- unter diesem Motto begleiten uns unsere Partnerinnen einmal im Monat zu den Übungsstunden. Gemeinsam feiern wir auch in der Vorweihnachtszeit und machen jährlich eine Ausfahrt.

Hoffentlich dauert es dann nicht wieder mehr als ein Jahrzehnt bis sich einige Jüngere finden, die das Singen von Volks- und Heimatliedern wiederbeleben um sich und anderen Menschen eine Freude zu machen. Allerdings werden wir uns nach § 17 des vor 150 Jahren beschlossenen Statuts erst auflösen, wenn die Mitgliederzahl unter fünf geht - die Utensilien bleiben dann zur Aufbewahrung im Dorfgemeinschaftshaus bis ein neuer, dem Statut entsprechender Verein ins Leben tritt.

Die Neugründung werden wir am 16. Dezember 2023 würdigen und unsere Weihnacht feiern.

Lied hoch!

Herbert Biastoch
Männerchor Gorden-Staupitz