1788 war der große deutsche Dichter Friedrich von Schiller (geb. 1759 - gest. 1805) in Sachsen unterwegs. Zum Beispiel in Kahnsdorf bei Borna, danach in Dresden, und textete 1785 sein berühmtes Gedicht „Ode an die Freunde“. Ludwig van Beethoven komponierte 1824 dazu die Melodie in seiner letzten großen Sinfonie, der Neunten. Jeder kennt den ‘Song of Joy‘ oder „Freude schöner Götterfunken....“.
Zu dieser Zeit, 1773, man nannte dies die Zeit der Aufklärung (wikipedia = Aufklärung steht im alltäglichen Sprachgebrauch für das Bestreben im 18. Jahrhundert, durch den Erwerb neuen Wissens Unklarheiten zu beseitigen, Fragen zu beantworten, Irrtümer zu beheben.), gab es zwar eine kurfürstliche sächsische Schulordnung, aber – die Wenigsten hielten sich dran. Schuleschwänzen war an der Tagesordnung und niemand schritt ernsthaft dagegen ein. Ab dem 5. Lebensjahr, sie hieß es, sollten die Kinder ob Sommer oder Winter in die Schule geschickt werden. Ein sächsischer Lehrer klagte 1791: „Was von den allermeisten Verordnungen in unserem Lande gilt, das gilt auch von dieser Schulordnung. Sie sind schön, - aber sie gelten höchstens einen Monat oder ein Jahr, und dann sind sie auf einmal wieder vergessen, dass man kaum noch weiß, ob diese Landesverordnungen jemals gegeben worden sind. -“
Woran das lag? Die Kinder wurden bei den Eltern gebraucht. Im Haushalt, in der Werkstatt, auf dem Feld. Der Handwerker, der, wie der Pegauer Schuster, sein Handwerk in der Stube verrichtete, brauchte seinen Sohn und der Sohn wollte lieber das Handwerk vom Vater lernen, als ‚Langweiliges Zeug‘ in der Schule lernen. Und der Bauer? Zur Aussaat, zur Ernte, beim Rübenverziehen oder beim Vieh waren die Kinder wichtiger, als in der Schule: „Singen oder Latein, dieses unsinnige Zeug zu lernen!“, wie ein Pegauer Kaufmann sich bei Rat und Lehrer beschwerte.
Daran änderte auch der von Superintendent Oppelt 1805 angeordnete Schulzwang noch nicht viel. Statt der lateinischen Stadtschulen sollte es christliche Bürgerschulen geben. Es musste Schulgeld bezahlt werden. Darum bildeten sich überall in Pegau kleine Winkel- und Privatschulen, die den Unterricht billiger anboten.
Durch das von Wiprecht II gegründete Sankt-Jakob-Kloster auf dem Schloßplatz konnten die Pegauer ihre Kinder in die Klosterschule schicken. Nach Einzug von Martin Luthers Reformation 1539 in Pegau, wurde das katholische Kloster 1556 abgerissen. Es wurde am Kirchplatz 3, dem heutigen Volkshaus, 1554 eine Knabenschule gebaut, in deren Erdgeschoß sich zwei ‚Schullokale‘ befanden.
Die Fächer damals waren Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, Religion und Singen.
Gesungen wurde viel. Zu Feiern, zur Grabesmucke, an Nachmittagen oder Wochenenden mussten die schönsten Stimmen ran, da verdiente der schlechtbezahlte Lehrer sich einige Groschen extra.
Die Lehrer arbeiteten ohne Didaktik, sie vermittelten Wissen nach eigenen „Hausrezepten“ mit unsinnigen Lehrhilfen, sehr zum Leidwesen der Schüler.
Vokale wurden Meister, Konsonanten Gesellen und Konjugationen Kompagnien genannt. Hände und Finger wurden zum Abakus.
Der Dresdner Katechismus von 1794 verordnete 2 mal wöchentlich zu lesen. Ab 1796 gab es dann einen Zensurenspiegel. Dennoch Kopfrechnen und Mathe wurden zur Qual durch die damaligen Maße, Gewichte und dem Geld.
So war der Taler nur eine Recheneinheit und nie eine geprägte Münze. Das war der Spezietaler. 1 Spezietaler waren gleich 1/3 Zähltaler gleich 32 Groschen gleich 384 Pfennige. Ein Zentner (Heute 50 Kilogramm) entsprach fünf Steine, ein Stein gleich 22 Pfund, 1 Pfund gleich 22 Lote, 1 Lot gleich 120 Quentchen (Glück). Dann gabs noch Gros, Dutzend usw usf.
Erst mit der deutschen Reichsgründung 1871 wurde das Dezimalsystem eingeführt.
Die Mädchen, die erst ab 1595 zur Schule durften, gingen da in eine extra Schule, die sich am Kirchplatz 10 befand (Heute rechts neben dem Napolèonhaus). Später gingen dann die 200 Mädchen von 1682 an in das kleine Haus Schlossstraße 4.
Erst ab 1835 wurde der Gang zur Schule zu einer Selbstverständlichkeit für jedes Kind. Es galt die achtjährige Schulpflicht, die sich etwas 150 Jahre, bis in die Zeit unserer Großeltern hielt.
Auch Schulgeld mussten sogar noch unsere Urgroßeltern bezahlen. Und dies wurde konsequent von der Stadtkasse eingefordert. Heute zahlt man noch bei privaten Schulen und Gymnasien, wie z. B in Zwenkau.
Die Knabenschule in Pegau wurde bald zu klein und am nördlichen Rand von Anlage und Schwanenteich wurde 16. Nov 1837 eine neue Bürgerschule für die Knaben, mit nunmehr vier Schullokalen bezogen. Der Schulweg, die Schulstraße gab es noch nicht, verlief durch den Hausflur des Hauses Markt 7, in dem auch Lehrer wohnten. Mädchen bezogen für 32 Jahre die ehemalige Knabenschule. Später wurde daraus die ‚Börsenhalle‘, eine Verkaufsbörse verschiedener Händler. Das Haus erhielt 1880 eine Kegelbahn und 1883 einen Anbau, Saal und Toiletten. Vor dem 2. Weltkrieg hieß es ‚Deutsches Haus‘ und danach ‚Volkshaus‘. Die Bürgerschule wurde in mehreren Etappen 1869 und 1887, mit der steigenden Schülerzahl angebaut und aufgebaut und eine Turnhalle vorgebaut. Am 16. August 1869 brachte man die Mädchen in die vorher erneut erweiterte Schule unter, - natürlich, streng nach Sitte, in getrennten Klassen.
Bald wurde es wieder zu eng. Die heutige Grundschule wurde als, ‚Neue Schule‘ 1903 gebaut und 2. Sep 1904 bezogen. Schulhygiene, helle Räume, Stadtgaslampen, breite Korridore prägten sie. Ein Direktor, 20 Lehrer und eine Handarbeitslehrerin begannen, in der mit Lehrmitteln aus der Schulstiftung des Apothekers Helbig gut ausgestatteten Schule, ihre Arbeit. Auch der in Pegau geborenen Pädagoge Volkmar Stoy, der im heutigen Pfarrhaus zur Welt kam, schickte aus Jena alle seine Publikationen an seine Heimatstadt. Auf dem Schulhof wurde noch ein Toilettenhaus gebaut. Als einmalige Besonderheit schwomm auf den Fäkalien eine dicke Ölschicht, die auch im Sommer den Geruch eindämmte. Wie die Bürgerschule, später POS, Mittelschule, Oberschule, steht auch die Neue Schule da, wo vorher für fast 450 Jahre die alte Stadtmauer verlief.
In der Ernst–Reinsdorf–Straße befand sich später noch die Sonderschule und mit der Landwirtschaftsschule an der Elsterbrücke, der ‚Puddingschule‘, befand sich eine weitere, landesweit bekannte Schule in Pegau.
Die Schule vor und nach dem letzten Weltkrieg war für unser Großeltern entbehrlich und streng. Es standen wenige Mittel zur Verfügung. Kleidung und Lebensmittel waren knapp. Der Kampf ums Überleben, besonders in strengen Wintern war hart und beschwerlich. Kohlenklau an den Pegauer Gleisen, die Gärten und Gewässer der Natur rückten als Nahrungsquelle näher ins Bewusstsein. In der großen Anlage, wo heute die Klettergerüste stehen, bauten die Menschen Gemüse und Kartoffeln an und man ging mit der Sackkarre oder Bollerwagen in den Tagebau um Torf zu holen, zum Kochen, Heizen und Wäsche zu waschen.
Dennoch musste gelernt werden. Dazu gab es Schiefertafel und Griffel. Geschrieben wurde teils in der altdeutschen Sütterlinschrift, später Ende der 50iger Jahre dann, als auch schon der Rock’n Roll aufkam, mit den heutigen lateinischen Buchstaben.
Eine Fibel reichte erstmal in der Grundschule. Strenge Disziplin herrschte und die Bestrafung unartiger Kinder erfolgte mit Stock oder Lederriemen. Pegauer Lehrer warfen auch schon mal mit Schlüsselbunden. Es gab Nachsitzen, Strafarbeiten oder Kinder wurden in die Ecke gestellt. Ein Wandspruch von 1900 in einem Oberschulklassenzimmer lautet:
Hände falten, Schnabel halten. Kopf nicht drehen, mich ansehen.
Stille sitzen, Ohren spitzen.
Die Unterrichtsfächer waren Schreiben, Rechnen, Lesen, Malen, Werken, Singen, Leibesübung, Religion. Dazu die Kopfnoten: Führung, Beteiligung und häuslicher Fleiß.
1966 ging man von der achten Klasse ab. Entweder als Hilfsarbeiter, in eine Lehre, auf die Realschule mittlere Reife) oder auf ein Gymnasium um nach dem Abitur zu studieren.
Die Unterrichtsfächer (BRD) 1966 waren neben den drei Kopfnoten –
Bibl. Geschichte und Katechismus. Deutsch: mündlicher Ausdruck und schriftlicher Ausdruck. Geschichte, Erdkunde, Rechnen, Raumlehre (Geometrie), Naturkunde, Naturlehre, Musik, Zeichen und Werken, Schreiben und Leibesübung.
Es gab auch praktischen Unterricht für die Abschlussklasse, wer zum Beispiel Koch werden wollte, konnte sich dem Kochunterricht der Mädchen anschließen, ob Junge oder Mädchen.
Es gab auch Sportfeste, Faschingsfeiern, Laternenbasteln (zum Beispiel aus Gurkeneimer auf Besenstielen) für Sankt Martin und Wanderungen und Ausflüge.
Durch den Fortschritt in Technik und Medien kommt stets Neues hinzu. Der Taschenrechner löste den Rechenschieber ab, der Computer die gute alte Erika-Schreibmaschine, Digitale Fotografie statt Orwo Filmrollen, Scanner, Camcorder, Video, DVDs. Internet, Wikipedia, Google, KI über Laptop, Tablet, Smartphone sind nun nicht mehr weg zu denken.