Die Aktien 1922
und 1925.
Noch heute ist rechts vom Hochhaus in der Zeitzer Straße eine Böschung, für die kleinen Rodler ein Rodelberg zu sehen. Unter ihr befindet sich der Gewölbekeller der um 1900 tätigen Hoffmann’schen Bierbrauerei. Wo die Gebäude standen, befindet sich jetzt ein Garagenhof.
Nach der Brauerei ließ sich dort eine Kelterei nieder, die Aktiengesellschaft Holfert & Co, mit Namen „Klosterkellerei Pegau“. Zu keltern gab es in Pegau und Umland reichlich, waren die Landstraßen doch rechts und links reichlich mit Kirsch-, Birnen- und Apfelbäumen bestückt. Was heute meistens auf dem Boden um die Stämme verfault, mit wenigen Ausnahmen, war damals begehrte Ware und Diebesgut. Da blubberten die Gärröhrchen in manchem Zimmer. Die Obstbäume gehörten meist der Stadt oder den Besitzern der anliegenden Felder und Grundstücke. Diese Obstbäume wurden jährlich zur Pacht in den damaligen Blättern ausgeschrieben. Zwar war die Weltwirtschaftskrise 1929 noch nicht im vollen Gange, aber es herrschte bei den einfachen Menschen doch schon gegensätzliche Armut im Vergleich zu den ‚Golden Zwanzigern‘ der oberen Gesellschaft. (Siehe H. Zille und G. Grosz). Leider hielt sich die hoch- und mehrfachprämierte Klosterkellerei nicht lange. Medaillen wurden errungen in Luxemburg, Ungarn, Galizien, Sachsen und Gotha, in den Jahren 1909 und 1911.
Hierzu berichtet der Pegauer Chronist Herbert Luer in der Pegauer Chronik von 1898 bis 1944:
August 1922
Die Erzeugnisse unserer heimischen Firma Klosterkellerei Pegau Holfert + Co erhielt auf der Gastwirtsausstellung zu Meißen die höchste Auszeichnung, die goldene Medaille, in Nürnberg, die große bronzene Vereinsmünze der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und auf der Bäckerei-Ausstellung Leipzig die große silberne Medaille.
5. Oktober 1922
Der Gewerbeverein Pegau besuchte am 5. Okt. 1922 die Klosterkellerei der A-G. Holfert + Co im ehemaligen Brauereigrundstück.
Hier hatte der Besitzer Herr Holfert die Führung übernommen. Zunächst sah man die Obstpressen, von hier aus ging es in die Gärkeller und dann in die Lagerkellereien. Hier waren Fässer von 10 000 l Inhalt zu sehen. In der Flaschenspülerei wurden die Flaschen mechanisch gründlich gereinigt. Sodann wurde die Flaschenfüllung, Verkorkung und Verkapselung vorgeführt.
Zum Schluß besichtigte man die Herstellung des Schaumweins.
1925 - Jahresabschluss
Das Geschäftsjahr 1925 der hiesigen Firma Klosterkellerei Pegau Holfert & Co AG schließt mit einem Verlust von 110 498 RM ab, gegenüber einem Verluste von 24 090 Mark im Jahre vorher.
Bericht über die Stadtverordnetensitzung vom 20. Febr. 1931
... zu Punkt 5. Antrag der Post auf Überlassung von 2 Wohnungen im Südhaus der ehemaligen Klosterkellerei gegen Darlehnsgewährung erklärte St. V. Vorsteher Waldapfel, dass das Bauprogramm die Erstellung von 8 Wohnungen im Südhaus vorsehe und dass dafür 32 000 RM zur Verfügung ständen.
Bericht über die Stadtverordnetensitzung vom 27. März 1931
… Anschließend musste eine Serie kommunistischer Anträge behandelt werden. 1. sofortige Wiederaufnahme der Anbauarbeiten in der Klosterkellerei. 2.) Die städt. Notwohnungen an Erwerbslose, Fürsorgeempfänger und Sozialrentner unentgeltlich abzugeben. 3) Den gleichen Kreisen in städt. Wohnungen 50 % Mietnachlass zu gewähren.