Ehemaliges Bahnhofsgebäude vor Sanierung; Seitenansicht
Ehemaliges Bahnhofsgebäude vor Sanierung, Vorderansicht
Ehemaliges Bahnhofsgebäude nach Sanierung, Vorderansicht
Zschortau wurde zum Anziehungspunkt für Architekten, Einwohner und alle, die Geschichte, Schönheit und den Mut schätzen, scheinbar Verlorenes wieder zum Leben zu erwecken. Im Rahmen des Tages der Architektur, organisiert von der Architektenkammer Sachsen, lud die Büro Knoblich GmbH Landschaftsarchitekten alle Interessierten ein, einen Blick in ihr neues Büro zu werfen – in das Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhofs Zschortau, das nach Jahrzehnten des Verfalls liebevoll restauriert wurde.
Die Geschichte des Bahnhofs Zschortau ist eine Geschichte von Aufschwung, Tragödien und Wiedergeburt. Erbaut im Jahr 1870 als Teil der Eisenbahnverbindung Leipzig–Bitterfeld–Dessau/Wittenberg, erlebte er den rasanten Ausbau der Eisenbahnen, die Elektrifizierung im Jahr 1906, Erweiterungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und sogar ein Eisenbahnunglück im Jahr 1902.
Anfang der 2020er Jahre bot das Gebäude jedoch einen traurigen Anblick: ein löchriger Dachstuhl, vernagelte Fenster, das Gelände von Unrat übersät, die Bausubstanz war vom Einsturz bedroht.
Im Jahr 2020 hat der Bürgermeister der Gemeinde Rackwitz Steffen Schwalbe dann aber den Landschaftsarchitekten Bernd Knoblich von dem Potenzial des Gebäudes überzeugt. Nach langen bürokratischen Verfahren, Eigentümerwechseln und Abstimmungen mit der Deutsche Bahn wurde 2022 der Kauf durch Bernd Knoblich vollzogen. Bereits im April 2023 begannen die Bauarbeiten.
Der Wiederaufbau glich in weiten Teilen weniger einer klassischen Baustelle, als vielmehr einem Puzzle. So wurden ca. 1.500 Ziegel in der Fassade einzeln ausgetauscht, die Decken in allen Etagen wurden einzeln durch Ziegeldecken ausgetauscht, um das Gebäude auszusteifen und jede Entscheidung, insbesondere wenn es die äußere Gebäudehülle betraf, war mit Architekten, Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren und den Denkmalschutzbehörden abzustimmen.
Im November 2023 wurde das Richtfest gefeiert und im Oktober 2024 zog das Team der Büro Knoblich GmbH Landschaftsarchitekten hier ein. Heute beherbergt es eines von drei Standortbüros des Unternehmens: 600 m² moderne Arbeitsfläche, 21 top ausgestattete Arbeitsplätze und eine hervorragende Verkehrsanbindung – nur 16 Minuten mit dem Zug nach Leipzig.
Am Tag der Architektur standen die Türen des Bahnhofs allen offen. Besucher konnten durch die modernen Büroräume spazieren, erleben, wie sich der Charme des historischen Gebäudes mit einem funktionalen Arbeitsplatz verbindet, sich über Projekte und Dienstleistungen des Büros informieren und in die Geschichte des Gebäudes eintauchen – durch Präsentationen und Erzählungen der Mitarbeiter.
Ein besonderes Erlebnis war das Wiedersehen mit Menschen, die einst im Obergeschoss des Bahnhofs gewohnt hatten. Sie teilten warme Erinnerungen aus Kindheit und Jugend, während Alteingesessene erzählten, wie die Räume früher aussahen und erfreut die vertrauten, originellen Details entdeckten, die erhalten werden konnten.
Auch durch die Fotoausstellung des Fotografen Oliver Diecke konnte man den verwandelten Bahnhof erleben. Sie zeigte den Kontrast zwischen dem verfallenen Zustand vor der Restaurierung und der heutigen zeitgemäßen Wiederherstellung.
Ein besonderes Highlight für die Gäste war die große Modelleisenbahnanlage, die Herrn Hans-Joachim Schneider eigens zum Tag der offenen Tür aufgebaut hatte. Kinder und Erwachsene verfolgten begeistert die fahrenden Züge, studierten Lokomotiv- und Streckendetails und ließen sich von der lebendigen Szenerie mitreißen.
Einen unschätzbaren Beitrag zum Erfolg des Projekts leistete der geschäftsführende Gesellschafter des Büros, Bernd Knoblich, der den Restaurierungsprozess persönlich überwachte und entscheidende Weichen für den Erhalt der historischen Atmosphäre stellte. An beiden Tagen führte er mit großer Begeisterung Dutzende von Besuchergruppen durch das Gebäude und erzählte von der Restaurierung und der Geschichte des Bahnhofs.
Die Mitarbeiter des Büros empfingen die Gäste, beantworteten Fragen und führten Rundgänge durch. Ihre Offenheit und Energie machten das Wochenende lebendig, und die Anwesenheit von Kollegen aus den anderen Standortbüros verlieh der Veranstaltung eine Atmosphäre von Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung.
Der wiedererstandene Bahnhof ist nicht nur ein Büro – er ist ein Symbol dafür, dass der Wert der Architektur nicht nur in Mauern liegt, sondern in den Geschichten, die sie bewahren.
Der Tag der Architektur in Zschortau zeigte, dass Vergangenheit und Zukunft harmonisch nebeneinander bestehen können und dass die Pflege des architektonischen Erbes unsere Städte und Ortschaften lebendig und einzigartig macht.