Am 1. Juli 2025 hätte Professor Dr. Hans Nadler, einer der bedeutendsten Denkmalpfleger Deutschlands, seinen 115. Geburtstag gefeiert. Das soll uns Anlass sein, an sein Engagement in unserer Stadt zu erinnern.
Bereits in den 1930er Jahren interessierte sich der damals noch junge Architekt, der später Landeskonservator sein wird, für die Schloßinsel in Rodewisch und das dort vermutete mittelalterliche Gemäuer.
Im Auftrag des Sächsischen Landesamts für Denkmalpflege legte Hans Nadler gemeinsam mit Willi Böttcher den Burggraben und die ehemalige Wasserburg, das sog. „Feste Hus Göltzsch“ frei. Die überaus zahlreich gefundenen mittelalterlichen Gebrauchsgegenstände wurden zum Teil von Böttcher restauriert und einige davon in die spätere Sammlung des Rodewischer Museums aufgenommen.
Nadler dokumentierte die Ausgrabung, sie war Grundlage seiner Promotion. Seine Verbundenheit mit diesem besonderen Ort hielt auch nach dem II. Weltkrieg an, unter seiner fachlichen Expertise wurden der Renaissancegiebel und die Türmchen des Rodewischer Schlößchens erneuert. In den 1950er Jahren setzte er sich für den Innenausbau des Schlößchens ein – mit Mitteln der Denkmalpflege entstand mit dem Festsaal ein Kleinod, das wir noch heute gerne vorzeigen, das für Kulturveranstaltungen und auch Trauungen genutzt wird.
1952 wurde im ehemaligen Herrenhaus ein Museum eingerichtet und ein Teil der ausgegrabenen Funde aus dem Burggraben der Wasserburg ausgestellt.
Auch bei der Sanierung des Schlößchens im Jahr 1992 wurde unter seiner Mitwirkung jedes verwendete Material mit der Denkmalpflege abgestimmt.
Für seine Verdienste um den Erhalt und die Erforschung der Geschichte unserer Stadt wurde auf Beschluss des Stadtrates Herrn Prof. Dr. Hans Nadler 1993 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rodewisch verliehen.
Darüber hinaus war Professor Dr. Hans Nadler über Jahrzehnte hinweg prägend für die Denkmalpflege im gesamten Freistaat Sachsen. 1949 wurde er zum Landeskonservator berufen, später leitete er bis 1982 die Dresdner Arbeitsstelle des Instituts für Denkmalpflege. Unermüdlich setzte er sich für den Erhalt historischer Bauwerke ein – auch unter den schwierigen Bedingungen der DDR-Zeit. Er galt als brillanter Stratege, der Denkmalpflege mit Pragmatismus, Begeisterung und Humor verfolgte.
Nadler war ein maßgeblicher Initiator des Wiederaufbaus der im Krieg zerstörten Dresdner Frauenkirche. Auch der Wiederaufbau der Semperoper, der Erhalt des Residenzschlosses, des Taschenbergpalais und vieler anderer bedeutender Baudenkmale ist eng mit seinem Namen verbunden. Dafür wurde er als „Retter Dresdens“ bekannt. 1996 ehrte ihn die Stadt Dresden mit der Ehrenbürgerschaft.
Für sein Lebenswerk wurde er unter anderem mit dem Europa-Preis für Denkmalpflege (1978), dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1993), dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen (1997) und der Ehrenmitgliedschaft der Sächsischen Akademie der Künste (2001) ausgezeichnet.
Professor Nadler starb am 8. Oktober 2005 in Dresden. Der damalige Innenminister Thomas de Maizière würdigte ihn als „einen der größten Denkmalpfleger überhaupt und einen wirklichen Anwalt der Denkmäler“.