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Rosenthal-Bielataler Dorfblatt
Ausgabe 1/2023
Klatsche
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Zur Geschichte des Barbier / Frisörhandwerks in Rosenthal

von Hans-Georg Hering

Die sicher von vielen bedauerte Schließung des Friseursalons von Friseurmeisterin Ute Mathe an der Rosenthaler „Kirchgasse“ Ende 2022 soll hier Anlass sein, einiges aus der Rosenthaler Friseurgeschichte bewahrend zu Papier zu bringen:

Sicher wird es auch schon in früheren Jahrhunderten dieses alte Handwerk in Rosenthal gegeben haben – erwähnt und belegbar ist es aber erst im späten 19. Jahrhundert.

Zu Beginn der 1890er Jahre wird ein Oskar Haase, Barbier in Rosenthal Nr. 5, genannt. (In diesem Haus war nun auch – welch Zufall – der letzte Ende 2022 geschlossene Frisörsalon von Rosenthal!)

Um 1900 betrieb ein Rudolf Silcher im Wohnhaus des einstigen „Großen Gutes“ Nr. 41 (spätere „Untere Schule“) das Handwerk des Barbieres/Frisöres. Er unterhielt auch eine Nebenfiliale im „Biedermeierhaus“ im Bad Schweizermühle.

Um 1915 schnitt ein Wilhelm Grabner, Barbier in Rosenthal, den Leuten die Haare. In früheren Zeiten wurden die Barbiere/Frisöre vom Rosenthaler Volksmund scherzhaft-spöttisch „Schnudelputzer“ genannt!

In den 1920er und 1930er Jahren befand sich auch im Wohnhaus von Wenzel Preibisch an der „Winterleithe“ Nr. 65 neben der Gehrisch-Schmiede eine „Frisierstube“. Im Hinterhaus des Geschäftes von Paul Irrgang, Haus Nr. 8b im Mitteldorf, betrieb zur gleichen Zeit der Frisörmeister Fritz Echost sein Handwerk bis Mitte der 1940er Jahre.

An der Hausecke nach Süden war ein von drei Seiten lesbarer beleuchteter Glaskasten mit der Beschriftung „DAMEN- UND HERREN FRISEUR Fritz Echost“ angebracht sowie darüber an der Hauswand eine aufgemalte zeigende Hand und der Schriftzug „FRISEUR“.

In den gleichen Räumen amtierte in den späten 1940er bis Ende der 1950er Jahre der Frisör Engmann. Dieser hatte eine Abneigung gegen Kinder! Da gab es schnell mal eine schmerzhafte „Kopfnuß“ oder einen Klaps mit dem Kamm hinter die Ohren, wenn man den Kopf nicht gleich so hielt, wie er das wollte!

Auch hatten Kinder grundsätzlich Erwachsene „vorzulassen“ und mussten deshalb oft lange warten.

Wir Kinder gingen deshalb, wenn möglich, lieber zum Preibisch, Fritz Nr. 65, an der „Winterleithe“ oder zum Ritzschel, Werner im letzten Haus Nr. 84 a an der damaligen „Kuhgasse“ zum Haareschneiden.

In den 1950er und 1960er Jahren übte eine Frau Martha Hempel, wohnhaft im zu Rosenthal gehörenden Hammergut Neidberg, ebenfalls das Frisörgewerbe als reisende Hausfrisöse aus. Sie fuhr mit dem Moped zu ihren Kunden und ließ sich für ihre Tätigkeit bevorzugt gern auch in „Naturalien“ (Eier Speck, hausschlachtene Wurst oder Wellfleisch usw.) entlohnen.

1966 meldete sie offiziell das Gewerbe ab, betrieb aber das Haareschneiden noch weiter, was ihr einigen Ärger mit der staatlichen Gewerbeaufsicht einbrachte.

Auch Herr Erich Baumann aus dem Bielataler OT Raum war in dieser Zeit zeitweise im Frisörgeschäft Rosenthal tätig, betrieb aber auch als Hausfrisör das Haareschneiden bei seiner männlichen Kundschaft.

Nun folgte die Zeit der Verstaatlichungen – ab März 1960 übernahm die PGH (Produktions-Genossenschaft Handwerk) „Chic“ aus Bad Schandau die ehemaligen privaten Frisörgeschäfte – so auch das im Hause des Geschäftes Bernhard Nr. 8b in Rosenthal, in welchem einheimische Fachkräfte ihre Kundschaft „verschönerten“.

Nach der sogenannten „Wende“ 1990/91 wurden die PGH´s aufgelöst, die Geschäfte wieder privatisiert. Damit kam am 31. März 1991 auch für die bisherige Betreiberin des Rosenthaler Friseurgeschäftes das „Aus“, die Beschäftigten wurden in die neue „Freiheit“ entlassen.

Bis zur geplanten Eröffnung eines neuen Frisörsalons in Rosenthal im Gebäude der ehemaligen „Unteren Schule“ Nr. 41 (neu 30) wurde für einige Zeit, provisorisch in einem dafür hergerichteten Raum der einstigen Turnhalle im Rosenthaler Badgelände frisiert und Haare geschnitten.

Am 9. April 1991 war es dann so weit – an diesem Tag erfolgte die von den Rosenthalern begrüßte Eröffnung eines neuen Friseursalons durch die einheimische Friseurmeisterin Ute Mathe.

(Parallelität – auch in diesem Gebäudekomplex wurde, wie zu Beginn meines Artikels ausgeführt, schon um 1900 das Handwerk des Barbiers/Frisöres ausgeübt!)

Nach 20 Jahren in der „Unteren Schule“ wurde dann an der Rosenthaler „Kirchgasse“ Nr. 5 am 1. Juli 2011 ein moderner Friseursalon im Alleinbetrieb durch die Frisörmeisterin Mathe eröffnet, welches nach 11 Jahren Bestand am 31. Dezember 2022 den Betrieb einstellte.

Ganz wird das bodenständige Friseurhandwerk damit aber noch nicht aus Rosenthal verschwinden, denn Friseurmeisterin Ute Mathe wird auf Wunsch auch noch weiterhin bei Hausbesuchen für ihre Kundschaft da sein.