von Hans-Georg Hering
Im Jahr 2006 wurde an der Straße von Jílové (Eulau) nach Sněžnik (Schneeberg) unweit des „Ziffersteines“ eine große Informationstafel mit gut verständlichem tschechisch-deutschem Text, Verfasser Karl Stein aus Děčín und einer Schnittzeichnung des Kunstmalers Petr Nesvadba zur Historie einer vergangenen Besonderheit des „Hohen Schneeberges“ aufgestellt.
Im Frühjahr 2014 installierte man am Wanderweg von Sněžnik nach Ostrov (Eiland) am Waldrand unterhalb der 1930 gebauten „Kammwegbaude“ (heute Hotel „HREBENOVA BOUDA“) neben weiteren Tafeln zur Historie von Schneeberg auch eine zur Thematik „Bergbau im Schneeberg“ (Zweisprachig).
Diesem Thema soll auch der folgende Beitrag gewidmet sein: Sagen, Mythen und Legenden rankten sich in früheren Zeiten im Volksglauben der einheimischen Bevölkerung auch um den „Hohen Schneeberg“ und die ihn einst umgebenden dichten Wälder.
So befindet sich z.B. unterhalb des bekannten Aussichtspunktes „Dresdener Aussicht“ eine tiefe Felsspalte, welche einst als geheimnisumwittert galt – soll doch in ihr ein nicht näher definierte Schatz verborgen sein und seiner Entdeckung harren!
Der Heimatforscher Pastor Franz Focke aus Königswald (heute Libouchec) wusste in seinen geschichtlichen Werken im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts noch von weiteren Schätzen zu berichten, die in Vorzeiten die Phantasien der Waldbevölkerung rund um den „Schneeberg“ immer wieder anheizten und Begehrlichkeiten weckten.
Aber erst im Jahre 1906 stieß man im Gestein des Berges auf einen wirklichen realen und hebbaren Schatz. Der Geologe Joseph Emanuel Hiebsch entdeckte im Bereich der sogenannten „unteren Wand“ am Südabhang Richtung Eulau ein Vorkommen des seltenen und begehrten Minerals „Fluorit“, welches im Hüttenwesen zur Erzeugung von Fluorsäure gebraucht wurde.
Später war es auch in der chemischen Industrie und bei der Uranaufbereitung ein unverzichtbarer Rohstoff. In neuerer Zeit auch in der Spezialoptik und Laser-Technik.
Doch erst Anfang der 1950er Jahre wurden ernsthafte Untersuchungen dieser Fluoritvorkommen vorgenommen, auf deren Grundlagen und Ergebnissen 1955 eine bergmännische Erschließung mit nachfolgendem Abbau des Minerals begann.
Nach einer mehrjährigen Unterbrechung nahm man 1968 wieder verstärkt den Abbau des begehrten Fluorits auf. (Wahrscheinlich auf Druck des „großen Bruders“ Sowjetunion, welcher das begehrte Mineral für seine Uranaufbereitung zu militärischen Zwecken benötigt). Das in 8 Querstollen vorgetriebene Bergwerk lieferte zu Zeiten seiner produktivsten Phase pro Jahr 10 bis 12 Tausend Tonnen hochwertiges Erz mit einem 90 bis 98%igem Fluoritgehalt!
Nach der sogenannten „Samtenen Revolution“, der politischen Wende auch in der ČSSR, wurde im Jahre 1995 der Abbau eingestellt und das Bergwerk geschlossen. Am 8.Juni 1995 verließ die letzte Lore mit Fluoritgestein den Berg.
Die einstigen Stolleneingänge wurden fast alle verschlossen, die obererdigen Betriebsgebäude abgerissen.
Insgesamt wurden während der Existenz des Bergwerkes im „Hohen Schneeberg“ rund 202.700 Tonnen Fluoritgestein gefördert.
Von den einstigen Stollen, welche ehemals eine Gesamtlänge von 21 041 m aufwiesen, blieb nur ein kleiner Abschnitt der Mine Nr. 4 von etwa 1025 m Länge erhalten, welcher immerhin 1999 als Dokument einer einst hier heimischen Industrie und geologischen Rarität unter Schutz gestellt wurde.
Eine weitere Besonderheit des „Schneeberges“, seine unterirdischen Karsthöhlen mit Mineralisationen, welche Längen bis zu 150 m, Breiten bis zu 10 m und Höhen bis 30 m aufweisen, stehen wegen ihrer Seltenheit ebenfalls unter strengem Schutz und sind daher für die Öffentlichkeit und eine eventuelle touristische Vermarktung natürlich nicht zugänglich.
Eine ursprünglich geplante teilweise Öffnung der einstigen Fluorit-Abbaustätten zur Besichtigung für Touristen konnte damals vorerst noch nicht realisiert werden – offensichtliche Sicherheitsbedenken standen dem noch entgegen.
Zwar investierte die „Tschechische Natur- und Landschaftsschutz-Verwaltung“ schon mehrere zehntausend Euro in den Sicherheitsbereich, für weitere notwendige Investitionen aber fehlten damals noch die Mittel. (Nach einer Meldung der „Sächsischen Zeitung“ vom November 2006).
Und so blieben vorerst nur die zu Anfang erwähnten guten Informationstafeln zur Historie dieses einstigen bergmännischen Produktionsstandortes.
Dazu wurden u.a. auch Texte und Informationen aus alten deutschen Unterlagen ausgewertet und verwendet.
Auch mir dienten diese zweisprachigen sehr guten Informationstafeln teilweise als Quellen für diesen Beitrag.
Diese Lehrpfadtafeln stehen unter dem Sammelthema „Das vergessene Grenzgebiet“.
Seit ca. 2 Jahren sind nun doch angemeldete und geführte Besichtigungen von kleinen Gruppen bis 10 Personen eines freigegebenen und dafür hergerichteten ehemaligen Stollens möglich – sicher von Interessierten rege genutzt.
Die „Sächsische Zeitung“ warb für den 4. Mai 2024 für eine geologische Exkursion „Über und unter Tage am Fuße des „Hohen Schneeberges“ (Vysoky Sněžnik). Mitzubringen seien 7 Euro oder 170 Kronen für den Eintritt in den Fluorit-Bergstollen, Stirn- oder Taschenlampe, wasserdichtes Schuhwerk und strapazierfähige Kleidung.
| Zum Schluss noch einige Fakten und Daten: | |
| - | mit der Einstellung der Fluorit-Förderung am 8. Juni 1995 wurde der letzte Erzschacht in der ČR geschlossen. |
| - | Einer der 8 Stollen, die sogenannte „Höhle unter dem Schneeberg“, wurde am 10. Januar 1999 zum streng geschützten Naturdenkmal erklärt. |
| - | In den Stollen gibt es Kolonien von Fledermäusen. |
| - | Die Stollen und Höhlen im „Hohen Schneeberg“ stehen seit 2010 unter der „Verwaltung der Höhlen in der Tschechischen Republik |
| (Quellen im Text erwähnt) | |