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Rosenthal-Bielataler Dorfblatt
Ausgabe 12/2024
Klatsche
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Dezember 2024 – 10. Jahresgedenken Erinnerungen an zwei Brüder mit „goldenen Händen“

„Willner-Werke“ Rosenthal, Kirchgasse Nr. 6

Die Willner-Brüder Rudolf „Ruth/Scheffler“ und Friedrich „Fritz“

von Hans-Georg Hering

Als an den Weihnachtstagen 2014 die Nachricht in Rosental-Bielatal die Runde machte, dass Friedrich „Fritz“ Willner, geb. 4.7.1929, verstorben sei, schockte dies viele und läutete gleichzeitig das Ende einer Ära der Willner-Brüder in Rosenthal ein.

Eine Ära – mit dem Namen der Willners verbunden – die geprägt war von Hilfsbereitschaft und stetem Dasein für die Probleme und deren Lösung anderer.

Ihr Zuhause an der heutigen „Kirchgasse“ Nr. 6 war in den zurückliegenden über 50 Jahren Treff- und Anlaufpunkt für Ratsuchende vieler Art, vor allem, wenn diese im häuslich-technischem Bereich nicht selbst weiterwussten und Hilfe benötigten.

In Willners Wohnhaus, vom Rosenthaler Volksmund scherzhaft-liebevoll „WILLNER-WERKE“ genannt, lag die Lösung ihrer Probleme in fachlich versierten, geschickten Händen.

Aber auch manch unvergessene „Trinkerfestspiele“ sollen dort stattgefunden haben …

Problemlösungen aller Art für Haus, Hof und Garten waren die Spezialität der Willner-Brüder. War die Aufgabe auch noch so „kniffelig“ und scheinbar nicht zu lösen – Rudolf und Fritz knieten sich mit Vehemenz, zähem Willen und Erfindergeist in die Aufgabe, bis eine alle befriedigende Lösung im Raume stand – das waren sie schließlich ihrem Ruf und Ehrgeiz schuldig.

Ihr Credo und Wahlspruch in all den Jahren ihres Wirkens in und für Rosenthal und umliegende Orte lautete schlicht, einfach und treffend: „Geht nicht? Gibt’s nicht!“

Fritz Willner war mehr der ruhig-sachlich-häusliche Typ, während der zwei Jahre jüngere Rudolf, geb. 9.7.1931, wegen seines „einnehmenden“ Wesens schon zeitig von den Rosenthalern den Spitznamen „Scheffler“ verpasst bekam. Sein mehr geselliger Wesenszug zeigte sich auch in der Mitgliedschaft in verschiedenen Rosenthaler Vereinen.

So in seiner Jugend in den Sektionen Kunstradfahren und Judo des Sportvereines, dem Faschingsverein, der Freiwilligen Feuerwehr bis ins Alter und nach der „Wende“ im neugegründeten Schützenverein, dessen Gründungsmitglied er war, dem auch sein Bruder später beitrat.

Fritz Willner oblag neben seiner Arbeit die Führung des Junggesellen-Haushaltes.

Seinem umtriebigen Wesen und der steten Hilfsbereitschaft geschuldet, stellten am 19. Juni 2006 die damaligen Vorsitzenden der FFW Rosenthal-Bielatal und des Schützenvereines beim Rat der Gemeinde den Antrag, Rudolf „Scheffler“ Willner auf Grund seiner regen gesellschaftlichen Aktivitäten und Hilfsbereitschaft zum „Ehrenbürger“ der Gemeinde Rosenthal-Bielatal zu ernennen.

Dies sollte aus Anlass der Feierlichkeiten zum 650-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung von Rosenthal vom 6.-9. Juli 2006 erfolgen.

Der Gemeinderat entsprach diesem Ansinnen und so wurde Rudolf Willner gemäß Ratsbeschluss vom 19.6.2006 am 6. Juli im Rahmen der offiziellen Feier zum Jubiläum zum zweiten „Ehrenbürger“ von Rosenthal-Bielatal ernannt. (Neben Richard Dörner, Reichstein)

Damit ehrte die Gemeinde einen bescheidenen, ehrlichen und zuverlässigen Mitbürger, dessen freundliche Hilfsbereitschaft im Bunde mit seinem Bruder Fritz weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und geschätzt waren.

Natürlich waren auch die Willner-Brüder keine untadeligen „Heiligen“ – auch sie hatten ihre Macken und Schrullen, Ecken und Kanten, so wie wohl kein „normal Sterblicher“ völlig ohne Fehl und Tadel ist.

Man musste sie eben einfach zu nehmen wissen!

Werfen wir zum Abschluss dieser würdigenden Betrachtung noch einen kurzen Blick auf die Geschichte der Familie Willner in Rosenthal:

1945/46 vertrieben aus ihrer sudetendeutschen Heimat, einem Dorf, in der Nähe von Brüx (heute Most), landeten die Willners – Vater, Mutter, die ältere Schwester und die beiden Brüder im sächsischen Rosenthal. Hier fanden sie ein erstes „Dach über dem Kopf“ im alten Forsthaus im OT Ottomühle. Nach dem Erwerb des ehemaligen Kleind’schen Grundstückes an der heutigen „Kirchgasse“ zogen sie dort ein und bauten das Wohnhaus so nach und nach für ihre Bedürfnisse um und aus.

Dort verstarb 1967 der kranke Vater, die ältere Schwester verzog nach Berlin, sie wurde nicht alt – verlor den Kampf gegen den Krebs.

Nach dem Tod der Mutter 1982 lebten die Willner-Brüder unverheiratet, dann allein im Grundstück und verhalfen diesem durch ihre handwerklichen und technisch-tüftlerischen Fertigkeiten zum schon erwähnten Ehrennamen „WILLNER-WERKE Rosenthal“.

Fritz und Rudolf arbeiteten in den ersten Jahren in ihrer neuen Heimat viele Jahre als Waldarbeiter im Forst., Fritz dann in der Ziegelei bei Raum, „Scheffler“ im Karosseriewerk am Neidberg und zuletzt im Metallbaubetrieb von Manfred Kaiser in Rosenthal, der ehemaligen „Kaiser-Schmiede“.

Ein fehlgeschlagener Suizidversuch von Rudolf Willner schockte im Februar 2013 alle, die ihn kannten und mochten – am 3. Februar 2014 erfolgte ein weiterer Versuch – diesmal leider mit „Erfolg“!

Am 23. Dezember 2014 folgte ihm sein Bruder Friedrich „Fritz“ im Alter von 85 Jahren.

Bleiben wird die Erinnerung an zwei „Sonderlinge“ im positiven Sinne, die in ihrem Leben, ihren Fähigkeiten entsprechend anderen Gutes taten und selbst bescheiden und bodenständig blieben. Charakterzüge, die in der heutigen Zeit leider nicht mehr sehr häufig und schon deshalb einer Würdigung wert sind.