von Hans-Georg Hering
Am 28. März 1974 schlossen sich die Gemeinden Bielatal, Rosenthal, Cunnersdorf, Kurort Gohrisch, Kleinhennersdorf, Leupoldishain, Papstdorf, Pfaffendorf und die Stadt Königstein zum „Gemeindeverband Königstein“ zusammen – 1976 traten noch Naundorf Struppen und Thürmsdorf diesem Verband bei.
Natürlich war diesem Entschluss ein Druck von „ganz oben“ vorausgegangen, um in (Zitat): „Gemeinsamer Tätigkeit den konzentrierten Einsatz materieller und finanzieller Fonds mit den Mitteln und Möglichkeiten der Betriebe, Genossenschaften und anderer Einrichtungen im Interesse aller Einwohner unseres Gebietes zu verbinden. Es ist also ganz natürlich, dass die Gemeinsamkeit im Handeln und Vorgehen aller Volksvertretungen der zusammengehenden Kommunen Voraussetzungen schafft, in der Entwicklung größere Vorhaben durchzuführen“ (Zitat Ende).
Dabei wurde die Stadt Königstein auserkoren, für die Entwicklung dieser neuen und für notwendig befundenen Art der Arbeit als Siedlungszentrum und Konzentrationspunkt eine besondere Verantwortung zu übernehmen.
Das Vorhaben stand unter dem Leitspruch: „Sozialistische Gemeinschaftsarbeit zwischen Städten und Gemeinden – ein objektives Erfordernis zur Erfüllung der Hauptaufgabe des XIII. Parteitages der SED“. Eine der in der DDR üblichen und gewohnten Kampfparolen.
Zur Charakteristik des Gemeindeverbandes Königstein:
Die genannten Orte umfassten 1974 – 10339 Einwohner auf einer Fläche von 108 km² (10853 ha).
Auf dem Gebiet des künftigen Gemeindeverbandes befanden sich 14 VEB (volkseigene Betriebe) mit etwa 1260 Werktätigen. Diese arbeiteten in folgenden Betrieben (Auswahl): Feinpapierfabrik Königstein, 350 Beschäftigte, Säge- und Betonwerk Königstein (110), Fahrzeugelektrik Königstein (90) mit Pirna, Kunstharzindustrie Königstein (75), Plasterzeugnissse Königstein (80), Schiffbau Oberelbe (50), Drahtwerk (35), Staatl. Forstwirtschaftsbetrieb Königstein (80), Karosseriewerke Dresden Betriebst. Rosenthal u. Cunnersdorf (236)., Geflügelschlachthof Rosenthal (41), Sägewerk Cunnersdorf (19), PGH Bau/Möbel Königstein (35), PGH Bau- u. Baunebenhandwerk „Sächs. Schweiz“ Königstein (40).
Die sozialistische Landwirtschaft wurde durch folgende LPGs repräsentiert (Typ III): Papstdorf mit 1252 ha, Bielatal mit 810 ha, Königstein mit 146 ha, Rosenthal (Typ I) mit 468 ha und Leupoldishain mit 120 ha. Die Hauptproduktion lag dabei in der Erzeugung von Jungvieh und Milch.
In der Pflanzenproduktion gab es die größten Fortschritte im Raum Bielatal/Rosenthal und Langenhennersdorf. Die LPG Leupoldishain war in der KAP der Pirnaer Hochebene integriert. Der Gemeindeverband Königstein lag mitten im Erholungsgebiet Sächs. Schweiz und hatte somit zur Weiterentwicklung des Tourismus und des Erholungswesens einen sehr wichtigen Beitrag zu leisten. Die Mitgliedsgemeinden waren außer Leupoldishain 1974 staatlich anerkannte Erholungsorte, ihnen standen 47 Ferienheime zur Verfügung, in denen pro Belegung etwa 2250 Urlauber wurden, das waren in jeder Saison rund 22500 Erholungssuchende.
Der Gemeindeverband gab 1979 und 1989 zwei reich bebilderte farbige Broschüren heraus, in denen sich die Gemeinden als Ferienorte vorstellten und für einen Besuch warben.
Folgende weitere Einrichtungen waren im Gemeindeverband vorhanden: Ein Krankenhaus in Königstein mit 34 Betten, eine Kinderkrippe mit 32 Plätzen, vier staatliche Arztpraxen, vier Zahnambulanzen, fünf Gemeindeschwesterstationen. Im Bereich der Volksbildung eine polytechnische Oberschule mit 25 Unterrichtsräumen, sechs Teil-POS mit 32 Unterrichtsräumen, acht Kindergärten mit 311 Plätzen und drei Turnhallen. Im Jahre 1985 wurde durch die Druckerei K. Liebner in Königstein ein Heftchen erstellt, in welchem Wissenswertes für Urlauber, Kurgäste und Erholungssuchende in den Gemeindeverbänden Königstein und Bad Schandau auf 15 Seiten zusammengefasst wurde. Unter anderem kulturelle Einrichtungen (Museen, Bibliotheken, Bühnen, Kinos), Tipps für einen ČSSR-Besuch, Dampfer- und Kirnitzschtalbahnfahrten, Tankstellen und Pannenhilfe, Freibäder, VP-Meldestellen., Postämter und Sparkassen, Gesundheitseinrichtungen und Gaststätten mit ihren Ruhetagen von Mai bis Oktober 1985. Darin waren noch über 100 gastronomische Einrichtungen verzeichnet!
(Quellen: „Gedenkschrift zur Erinnerung an die Gründung des Gemeindeverbandes Königstein vom März 1974“)