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Rosenthal-Bielataler Dorfblatt
Ausgabe 3/2023
Klatsche
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Die Legende von einer Burg Brausenstein…

Teil 2

von Hans-Georg Hering

Im ersten Teil unserer Betrachtung zu dieser Thematik in der Ausgabe Nr. 2/2023 unseres „Dorfblattes“ versuchte ich die Legenden- und Mythenbildung zu einem, lange Zeit existierenden Glauben an eine Burganlage, auf den Brausensteiner Raublochfelsen darzulegen.

Auf der Felsformation hinter den Häusern stellte man sich ...

... so etwa diese ehemalige Burganlage vor.

Am Schluss dieses ersten Teiles gab ich die Meinung des wohl kompetentesten Experten zur Geschichte unserer Sächsischen Schweiz, dem Prof. Dr. Alfred Meiche, wieder, in der er feststellte, dass für die Existenz einer Burg Brausenstein viele Voraussetzungen fehlten.

Und so wollen wir hier versuchen, einige dieser Gründe zu erforschen und darzulegen:

Die gesicherten geschichtlichen Tatsachen stehen entgegen den volksmündlichen Überlieferungen.

Gab es im Mittelalter eine Notwendigkeit einer solchen Befestigungsanlage wegen den damals hier herrschenden Wege- und Verkehrsverhältnissen? Diese Frage muss nur mit einem klaren „NEIN“ beantwortet werden!

Da Rosenthal erst 1503 zum Kurfürstentum Sachsen kam, vorher Böhmen (erst 1510 bestätigte der böhmische König den Wechsel) war das in Sachsen gelegene Brausenstein viele Jahre unmittelbare Landesgrenze - unter diesen Verhältnissen würden bei dieser Grenzlage die erhaltenen Urkunden und andere Dokumente ohne Zweifel davon berichten, wenn Brausenstein ein befestigtes Bollwerk gewesen wäre. Die Geschichtsforschung aber weiß darüber nichts zu berichten.

Dass der Flecken Brausenstein schutzlos eventuellen feindlichen Übergriffen ausgesetzt war, beweisen die Ereignisse des Jahres 1639, als die wenigen Häuser und das Vorwerk von streifenden Schwedenhorden niedergebrannt wurden. Ihrem wüsten Treiben fielen Brausenstein und das Lehngut in Hermsdorf (später Standort der Bäckerei Hermsdorf) zum Opfer.

Aber nirgends findet sich ein Hinweis, dass den schwedischen Brandschatzern aus einem befestigten Brausenstein oder gar einer Burg Widerstand entgegengesetzt wurde.

1662 wird der Zustand des Vorwerkes Brausenstein als immer noch „wüst und abgebrennet“ bezeichnet.

Die Besitzer und Bewohner werden zu allen Zeiten als sehr ehrenwerte und dem einstigen herzöglichen und späteren kurfürstlich-königlichen Landesherren als durchaus ergebene Familien geschildert, die zu keiner Zeit Ursache hatten, den Brausenstein zu befestigen und als Ausgangspunkt für Überfälle oder gar Raubzüge zu benutzen.

Auch das jahrhundertelang vorhandene Eisenhammerwerk im Tal der Biela unterhalb der Siedlung und die durch diese führende „Eisenstraße“ bezeugen den friedlichen Charakter des Brausensteines.

Noch ein anderer wichtiger Grund spricht gegen eine Burg - im oberen Brausenstein, also auf der Felsenhöhe, gibt es weder eine Quelle noch Brunnen.

Der Quellhorizont liegt im Talgrund der Biela, dort sprudeln in gleichmäßig starker Ergiebigkeit die „Herzogsquelle“ und der „Zauberquell“.

Warum aber nannte man lange Zeit im Volksmund die Bewohner des oberen Brausensteins „die Leute vom Hasplig“?

Die früheren Gärtner (Hausbesitzer mit einem Gärtchen) und Häusler mussten ihren Wasserbedarf in Eimern mit einer einfachen Eimerwinde aus dem Talgrund über die etwa 25 m hohe Felswand „hochhaspeln“

Erst lange nach 1700 wurde von der „Harthe“ das Wasser in hölzernen Röhren zum Brausenstein geleitet, um den Bewohnern das mühevolle Hochleiern mit der Haspel zu ersparen.

In einem Erbpachtvertrag vom 17. Juni 1768 verpflichteten sich die Brausensteiner zur nötigen Ableistung der Handdienste beim Aufgraben der Röhren am „Röhrenwasser“ zu Brausenstein.“

Also kann wohl diese erste Wasserleitung von der Harthe erst kurz vorher angelegt worden sein.

Es kann daher kein Zweifel bestehen, dass die Wasserversorgung einer Burg Brausenstein immer auf größere Schwierigkeiten gestoßen wäre!

Der als Burgstandort bezeichnete Felsen im Raubloch weist auch keinerlei Spuren einer Zisterne auf, die auf das Sammeln eines Wasservorrates hindeuten würde.

Und der heute noch gebräuchliche Name „Raubloch“? Glaubte man einst im Volke an das Vorhandensein einer Raubburg, so hängt mit dieser irrigen Auffassung sicher auch der Name Raubloch zusammen, welcher erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachweisbar ist. Daneben noch Bezeichnungen wie „Hölle“, „Bärschlucht“ und „Raubgründel“.

Quelle: Nach einem Artikel des Hermsdorfer Lehrers Arthur Paul in „Über Berg und Thal“, Juli/August 1940

Ein Nachtrag: Selbst der Faschingsclub Bielatal nahm sich in einer seiner Veranstaltungen des vorstehenden Themas an:

In der Saison 1987 wurden unter dem Motto: „Auch Bielatals Vergangenheit hält manchen Spaß für uns bereit“ auch die fiktiven „Rittersleut‘ vom Brausenstein“ im Showprogramm wieder zum Leben erweckt.