von Hans-Georg Hering
Als sich im März 1994 unsere beiden Heimatorte zur Gemeinde Rosenthal-Bielatal zusammenschlossen, stand danach neben vielen großen und wichtigen Problemen auch die Fortführung der bis dahin getrennten chronistischen Aktivitäten im Raum. Jeder der beiden Orte hatte ja bis dato seinen eigenen Ortschronisten. Für Rosenthal war dies seit 1984 der damals noch für die Wasserwirtschaft tätige Manfred Zilt, für Bielatal der Lehrer Hans Langos.
Ab März ´94 galt es, das Geschehen in den nun vereinten Orten festzuhalten und für eine gemeinsame Ortschronik aufzuarbeiten.
Da ich mich schon viele Jahre zuvor mit ähnlicher Tätigkeit als Hobby beschäftigt hatte, war ich entschlossen, mich dieser Herausforderung zu stellen. Ohne offiziellen Auftrag der Gemeindeverwaltung aus rein hobbymäßigem Interesse und Freude an der Sache. Ich konnte aber damals nicht einschätzen und ahnen, was mit diesem Entschluss zeitaufwandsmäßig und arbeitsaufwändig auf mich zukommen würde. Auch kostenmäßig, denn alle finanziellen Aufwendungen wurden und werden ja von mir selbst getragen. Diese ehrenamtliche Arbeit teilt sich in zwei Aufgabengebiete – die Führung einer aktuellen Ortschronik und weiterhin die Forschung zur Ortsgeschichte.
Eine Ortschronik hat ja die Aufgabe, kontinuierlich das Geschehen im Dorf und dessen Territorium in Form von schriftlichen Aufzeichnungen und dem Sammeln von zeitgeschichtlichen Dokumenten, sogenannten „Materialien“ zu erfassen.
Dies sollte natürlich alle Lebensbereiche darstellen (Arbeits- Lebens- und Freizeitalltag, Wirtschaft, Kultur und Sport, Natur und Umwelt usw.)
Grundlage einer solchen Erfassung ist deshalb als erster Schritt immer die ortsgeschichtliche Materialsammlung. Dies hat – aus persönlichen Aufzeichnungen des Chronisten, die er täglich oder wenigstens wöchentlich anfertigen sollte, zu bestehen. Ganz wichtig sind die schriftlichen Quellen in Form von Kopien oder Originalen von Schriftstücken, Aufrufen, Plakaten, Flyern und Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, wobei die „Sächsische Zeitung“ mit ihrem Regionalteil eine für meine Tätigkeit wichtige Quelle darstellt. Leider „sprudelt“ diese aber seit einigen Jahren nicht mehr so ergiebig!
Ein weiterer und eminent wichtiger Bestandteil der Ortschronik sind natürlich bildliche Quellen und Belege in Form von selbst „geschossenen“ Fotos sowie aktuelle Abbildungen aus Zeitungen und anderen Druckwerken. Deren Anzahl geht in den zurückliegenden 30 Jahren meiner Chrionistentätigkeit natürlich in die zig Tausende.
Für die ständige und kontinuierliche Fortführung einer solchen ortschronistischen Materialsammlung benötige ich als Chronist natürlich ab und an Hilfe und Unterstützung von der Gemeindeverwaltung, den Einwohnern unseres Ortes und allen Interessierten. Neben viel Positivem gab es in dieser Hinsicht auch sehr Enttäuschendes und Ärgerliches für mich „zu schlucken“, da vor allem kritische Aufarbeitung unseres Alltags nicht bei jedem gut ankommt…
Aber eine Ortschronik hat nun mal nicht nur die positiven Seiten und Ereignisse unseres Alltags darzustellen und widerzuspiegeln – auch kritikwürdiges und weniger Erfreuliches sollte sich in ihr wiederfinden.
Späteren Lesern soll eine solche Chronik ja das Alltagsleben aufzeigen, wie es tatsächlich und ungeschminkt war – eine „rosarot“ gefärbte Darstellung verbietet sich für jeden Ortschronisten, der diesem Titel auch gerecht werden will, da wohl von selbst.
Weitere Stationen meiner Tätigkeit als Chronist von Rosenthal-Bielatal:
Ab 1. Juni 2010 erfolgte durch den Gemeinderat die Berufung zum offiziellen ehrenamtlichen Ortschronisten, wie es sich gehört mit Urkunde und Ausweis.
Im gleichen Jahr begann mit der Gründung einer Arbeitsgruppe zur Erschaffung einer gedruckten Ortschronik meine Mitarbeit in dieser, welche mit der Herausgabe der fertigen Broschüre im Dezember 2013 ihren Abschluss fand. Die Forschungen zur Ortsgeschichte gehen natürlich weiter! Sollten es die gesundheitlichen und weitere wichtige Umstände zulassen, möchte und würde ich gern noch weitere Jahre, falls es von „offizieller“ Seite gewünscht wird, als Chronist für unsere Rosenthal-Bielatal tätig sein.
Und zum Schluss- wie bei solchen Jubiläumsrückblicken manchmal üblich - noch ein bisschen Bestandsaufnahme und Statistik:
Die in der Artikelüberschrift angegebenen „Sieben Meter“ Orts- und Regionalgeschichte setzen sich wie folgt zusammen:
42 Bände (Ordner) Ortschronik Rosenthal-Bielatal von 1994 bis Anfang 2024 einschließlich einer Chronik über das Faschingstreiben in der Gemeinde Bielatal mit 20010 Seiten, tausenden kopierten Abbildungen aus Zeitungen, Zeitschriften und Büchern sowie 8200 „selbstgeschlossenen“ Fotos.
Dazu 8 Ordner Ortschronik der Gemeinde Rosenthal, 5 Ordner Chronik des Ortes Bielatal und 35 Ordner mit orts- und regionalgeschichtlichen Sammelmaterialien wie:
20 Ordner mit alten Ansichtskarten und historischen Abbildungen aus dem Bielatal und seiner Umgebung, die restlichen Ordner enthalten kopierte Literatur über unsere Heimatregion sowie anderes relevantes Sammelgut.
Insgesamt gibt es also 90 prall gefüllte Ordner voller Heimatgeschichte! Dazu noch viele Bücher, Broschüren und Hefte zu Orts- und regionalgeschichtlichen Themen.
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Lieber Herr Hering, die „offizielle Seite“ freut sich jedes Mal über Ihre interessanten Artikel und geschichtlichen Darstellungen, sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ortes und aus unserem Dorfblatt nicht wegzudenken, viele Leser warten gespannt auf die nächste „Klatsche“. Und so hoffen ich, dass Sie noch möglichst lange bei bester Gesundheit bleiben und die nötige Ausdauer und Kraft haben werden, um uns weiterhin mit vielen interessanten Geschichten überraschen zu können. Für Ihre Arbeit möchte ich mich, auch im Namen des Gemeinderates, daher hier in aller Form bedanken. Auf Ihre Akribie bei der Recherche, Sammlung und Archivierung des notwendigen Materials wäre so manche Verwaltung neidisch. Hut ab!!!