Nach einer ersten Produktionsphase von Verkaufswagen und Camping-Anhängern in Lizenzproduktion der Dresdener Firma „Nagetusch“, welche während ihrer ganzen Dauer von 1967 bis Anfang der 1970er Jahre von ständigen Planungs- und Materialschwierigkeiten begleitet war, begann 1974 die Produktion einer neuen Generation von Campinganhängern in Rosenthal.
Der später begehrte und beliebte „Bastei“ in mehreren Variationen, dazu Verkaufswagen auf „Bastei“-Basis. Nach der Umwandlung und dem Anschluss des einstigen „VEB Karosseriebaues Rosenthal“ an die „IFA Karosseriewerke Dresden“ als Betriebsteil 16 mit dem ehemaligen „Rapido“-Werk in Rosenthal als Werk II wollte man in der Wohnwagenfertigung neue Wege beschreiten, da die vorhergegangene Lizenzproduktion des „Nagetusch“ keine Erfolgsgeschichte war.
(Dazu der „Klatsche“-Artikel „Es begann mit „VK 3.5“ und „Caro Bube“ im Dorfblatt Nr. 3/2025)
Die ab 1974 am Neidberg gebauten „Bastei“-Campinganhänger in verschiedenen Außendekoren weiß-blau, weiß-rot und grün wurden zu einem Preis von 14.000 M (ohne Vorzelt) verkauft.
1979 wird in einem Prospekt zu dem Wohnwagen HP 701.83 vermerkt, dass seit 1974 schon mehr als 12.000 Camping-Anhänger „Bastei“ im Werk Rosenthal hergestellt wurden, 1980 fertigte man 2695 Wohnwagen.
1981 konnte man in einem Beitrag der Betriebszeitung „Der Takt“, Verlagsort Radeberg, lesen, dass am 19. März 1981 die ersten Wohnwagen des neuen „Bastei 1“ (HP 800.83) den PA 1163 im Betriebsteil Rosenthal verlassen würden. Man schrieb dazu (Teilzitat Beginn): „Wesentlich werden die erhöhten Gebrauchswerteigenschaften dazu beitragen, das begehrte Gütezeichen „1“ wieder zu erlangen – wie ein verbesserter Schrank, eine veränderte Anrichte, die später einmal einen Kühlschrank aufnehmen kann, sowie geteilte Sitzkastenrahmen. Ein neuer Gaskasten, Radspoiler sowie verzinkte Standstützen werden dem Betrachter genauso angenehm auffallen wie die Stores an den Fenstern mit ihren geschmackvollen Übergardinen.
So wie der für Frankreich gefertigt Musterwagen, wird sich der „Bastei-1“ innen mit dem Möbeldekor „Teak“ und außen künftig in beige-braun präsentieren.
Wir – das sind die mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen unseres Betriebsteiles, die nun schon seit 7 Jahren erfolgreich „Bastei“-Wohnwagen produzieren.
15.000 haben inzwischen unsere Taktbänder verlassen. Täglich 11 WW „Bastei-1“ sind nun das Maß für alle und damit für jeden einzelnen.
2750 Wohnwagen des neuen Erzeugnisses im Jahr sind geplant, davon 2050 mit Propangasheizung“. (Teilzitat Ende)
1984 – Die „Sächsische Zeitung“ berichtete am 26. Januar (Zitat Beginn): „Der 25.000ste Campingwohnwagen der „Bastei“-Serie wurde Mitte Januar 1984 in den Montagehallen des VEB IFA Karosseriewerke Dresden, BT Rosenthal, fertiggestellt. Seit 1974 werden hier Wohnwagen dieses beliebten Typs produziert. Der Jubiläumsanhänger ist für sowjetische Handelspartner vorgesehen“. (Zitat Ende)
Natürlich wurde der WW „Bastei“ auch in das NSW (nicht sozialistische Wirtschaftsgebiet) exportiert – die so erwirtschafteten Devisen waren heiß begehrt und für die DDR überlebensnotwendig.
So gingen unsere „Bastei“-Wohnwagen u.a. nach Frankreich, dort unter dem Namen „Bruckner“ vertrieben, nach Schweden, wo sie als „Rex“ verkauft wurden, nach Holland und natürlich in die BRD.
Über die DDR-Außenhandelsorganisation „Genex“ konnte man in der DDR einen „Bastei“ für 8000,-DM bestellen und sofort erhalten – für den „normalen“ DDR-Bürger galten Wartezeiten auf einem „Bastei von 4-5 Jahren.
1984 erschien eine Weiterentwicklung des „Bastei“ auf der Bildfläche – der „Bastei CW390“.
Er war die letzte nennenswerte Weiterentwicklung aus der „Bastei“-Serie und kostete etwa 27.800 Mark der DDR.
Letzter Betriebsleiter im Werk Rosenthal vor der sogenannten „Wende“ war ein Herr Gabriel, welcher den bisherigen BT-Leiter Heinz Bürgel ablöste. Das letzte gefertigte Produkt vom Neidberg als „Volkseigener Betrieb“ (VEB), zuletzt „Rosenthaler Fahrzeugbau G.m.b.H.“ genannt, war der Verkaufswagen Typ „Rosenthal“.
Ende Juli 1991 erfolgte die Einstellung der Produktion am Neidberg und anschließend die Schließung der „Karosse“ (Volksmund).
Bis dahin wurden in Rosenthal etwa 40.000 Wohn- und Verkaufswagen hergestellt.
(Die Informationen zu den West-Exporten und der Gesamtzahl hergestellter „Bastei“ wurden vom ehemaligen Generaldirektor Mohaupt und dem einstigen Produktionsleiter im Werk Rosenthal, R.Liebeheim, in einer Sendung des MDR-Fernsehens im April 2014 getätigt). Auch die „Sächsische Zeitung“ berichtete am 25. April 2014 unter der Überschrift „Rosenthal-Bielatal – ein Campinganhänger als Filmstar“ über diesen Fernsehbeitrag.
Am 1. Juli 1991 nahm die „Fahrzeugbau Gabriel G.m.b.H.“ im Werk II (Rapido) die Produktion des Verkaufswagens „Ergo Shop nova“ in Lizenzherstellung auf, welche aber im April 1994 schon wieder eingestellt werden musste.
Damit war das Kapitel Wohn- und Verkaufswagenherstellung in Rosenthal Geschichte. (Quellen im Text erwähnt)
Ein Nachtrag: Der Autor dieses Artikels war selbst 13,5 Jahre – von 1978 bis Mitte 1991 – in der Wohnwagenfertigung am Neidberg tätig, im Drei-Schicht-System in der Abteilung Wändeverklebung.