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Rosenthal-Bielataler Dorfblatt
Ausgabe 7/2023
Klatsche
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Eine schöne Schule

von Hans-Georg Hering

In der Ausgabe Nr. 11/2021 unseres „Dorfblattes“ stellte ich damals einen Artikel über Bielatal aus einer früheren „Sächsischen Zeitung“ aus dem Jahr 1949 vor.

Schon vorher begann die „SZ“ sich so nach und nach auf Bielatal „einzuschießen. Laufend konnte man nun in den Folgejahren Artikel und Beiträge über das Leben und die Probleme der Gemeinde Bielatal in der „SZ“ vorfinden.

Neben der sozialistischen Produktion in der Landwirtschaft (LPG’s), welche die meisten Artikel bestimmten, waren es bevorzugt auch schulische Themen, welche sie „SZ“ ihrer Leserschaft vorstellte. Hier als Beispiele Beiträge aus dem Jahr 1957, als erstes vom 1. Juli 1957 – Überschrift „Eine schöne Schule“

(Zitat Beginn): „Die Einwohner von Bielatal deren Wahllokal sich am 23. Juni in der Grundschule Bielatal befand, hatten Gelegenheit, viele neue Einrichtungen in dieser Schule zu bewundern. Mädchen und Jungen führten die Gäste voller Stolz durch ihre schönen Räume. Einer davon dient dem neuzeitlichen Werkunterricht, ein anderer ist als modernes Klassenzimmer eingerichtet. Das dritte Klassenzimmer aber, in dem Physik, Chemie und Biologie gelehrt werden, ist für eine Landschule etwas ganz Besonderes. Man müsste es eigentlich „Hörsaal“ nennen, denn die etagenförmig angeordneten Klappsessel und Tische, die vielen neuartigen Lehrmittel und weitere Schulmöbel gehören zu den modernsten Lehreinrichtungen in weitem Umkreis! Diese sehr moderne Einrichtung der Bielataler Schule und die Ausstellung von Handarbeiten und schriftlichen Zeugnissen des Lerneifers und des hohen Bildungsstandes unserer Schuljugend hinterließ einen tiefen Eindruck bei allen Besuchern. In diesem Zustand ist die Grundschule Bielatal gewiss bestens geeignet, ab September dieses Jahres (1957) Mittelschule zu werden.“ (Zitat Ende)

In einem weiteren Artikel zum Thema Bielataler Schule wurde die Arbeit des damaligen Direktors Herbert Rehn unter der Überschrift „Ein schwerer und doch schöner Beruf“ vorgestellt und gewürdigt.

(Zitat Beginn): „Selten ist über einen Beruf mehr gelästert worden als über den des Lehrers. In vielen Büchern taucht das „Schulmeisterlein“ mit Rohrstock, Klemmer auf der Nase und abgeschabtem Gehrock auf. Diese Karikaturen wurden so zu „Helden“ in zahlreichen Darstellungen und Witzen, z.B. bei Wilhelm Buschs Lehrer Lampel.

Heute gehört der „Dorfschulmeister“ der Vergangenheit an. In unseren Landschulen arbeiten viele gute Pädagogen, denen die Eltern gern ihre Kinder anvertrauen. Denn Erzieher sein heißt, einen der verantwortungsvollsten und aufgabenreichsten Berufe übernommen zu haben. Das soll ein Beispiel aus der Grundschule Bielatal zeigen: Ich blättere in einem Aufsatzheft. „Reise durch Afrika“ lese ich und bewundere die lebendige Schilderung und die lustigen Farbstiftzeichnungen einer Schülerin der 7. Klasse. Genau wird in diesem „selbsterlebten“ Reisebericht die Pflanzen- und Tierwelt der Wüste bzw. des Urwaldes beschrieben. Erdkunde und Deutsch sind ganz geschickt verarbeitet worden. Ohne es als unangenehme Arbeit zu empfinden, haben die Kinder in beiden Fächern gleichzeitig ihr Wissen erweitert. Verantwortlich für dieses Thema war Kollege Rehn, Schulleiter und Erdkunde-, Deutsch-, Chemie- und Geschichtslehrer in Bielatal. Er selbst gibt genügend Anregungen. So schuf er mit gekauftem Material die Grundlage für eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Meteorologen“, die sich jetzt aus allen Schülern der 7. Klasse zusammensetzt. Durch genaue Beobachtungen an der Wetterstation können die jungen „Wetterfrösche“ sogar schon Wettervorhersagen abgeben, die besonders für die Sommerurlaubsgäste von Interesse sind. In vorgedruckte Formulare tragen die Kinder an jedem Tag Niederschläge, Windstärke- und Richtung, Temperaturen und weitere meteorologisch wichtige Daten ein.

Im Sommerhalbjahr macht Kollege Rehn die Kinder mit einem anderen interessanten Gebiet der Wissenschaft bekannt – der Astronomie. Durch ein selbstgebautes Fernrohr gelingt es manchmal, besondere Vorgänge am Sternenhimmel zu beobachten. Auch die Schulbücherei leitet Koll. Rehn.

Seit fast 12 Jahren arbeitet Koll. Rehn schon in Bielatal; seit 1647 ist er Direktor der Schule. Dreimal konnte er während dieser Zeit die „Medaille für ausgezeichnete Leistungen“ erhalten. Schade, dass ich nicht mehr zur Schule gehen kann! Denn ich beneide die Bielataler Kinder! Verständlich, dass eine der kleinen Schülerinnen auf die Frage, ob sie vor ihrem Direktor Angst hätte, verneinend und verständnislos kommentiert: „Nee, der is doch gudd!“ (Zitat Ende)