(Foto Nr. 2) Die VISIT-Karte des Dresdener Foto-Pioiers Hermann Krone zeigt den neuen Schneeberg-Turm kurz nach seinem Bau 1866. Die frisch gebrochenen Sandstein-Quader strahlen noch vor Neuheit.
(Foto Nr. 3) Herr Vater, letzter gräflich-thun‘scher Turmwächter auf dem Hohen Schneeberg um 1910.
von Hans-Georg Hering
Im Sommer 2014 gab unsere Tschechische Partnerstadt Jílové anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Aussichtsturmes auf dem Hohen Schneeberg eine wundervoll illustrierte farbige Publikation mit dem Titel „Die steinerne Dame oder das Leben des Aussichtsturmes und unter dem Aussichtsturm“ heraus – erstellt von Petra Nedrědová. Andere Schneeberg-Fans arbeiteten ihr zu – auch Rosenthal-Bielatal trug mit Beiträgen von Annemarie Rehlich zum Gelingen dieser wirklich sehens- und lesenswerten Broschüre bei.
Zwar war dieses Jubiläumsheft nur in tschechischer Sprache erschienen, aber die Leser unserer damaligen Heftreihe „Robie’s Dorfgeschichten“ konnten in der Ausgabe März 2014 eine ausgewählte Teilübersetzung in’s Deutsche vorfinden.
In einem mir damals überreichten Sonderdruck war der Originaltext des Heftes in wichtigen Passagen und Daten nochmals in’s Deutsche übersetzt.
Hier nun nachfolgend einige Kapitel aus dieser übersetzten Broschüre, die Historie des Schneeberg-Turmes betreffend: (Teilzitate Beginn):
„Wie kam es zum Bau des Turmes auf dem Schneeberg? Von Rudolf Dörre.
Wissenschaftler aus Österreich, Sachsen und Preußen besprachen im Jahre 1862 neue Landvermessungen, um bessere Landkarten erstellen zu können. Dabei fiel ihnen auch der Hohe Schneeberg in’s Auge. Nicht nur seine Lage an der Grenze zwischen Sachsen und Böhmen, auch die Form des Berges erschien ihnen günstig. Aber die damals noch dichten weiten Wälder waren ein Problem. Entweder abholzen oder nur einen hölzernen Vermessungsturm errichten?
Die Staatsverwaltung konnte aber zu dieser Zeit die benötigten finanziellen Mittel nicht aufbringen, also sprach der Generalmajor des „Militärisch-geologischen Institutes“ in Wien, H. von Flügeln, den Eigentümer der Herrschaft an und bat den Grafen Franz Anton von Thun um Hilfe.
Der Angesprochene stand dem Projekt wohlwollend gegenüber, wollte aber gleich einen Mehrzweckturm, welcher auch als Aussichtsturm dienen könnte, errichten lassen. Er genehmigte also das Projekt des Landesoberarchitekten Hänel aus Dresden – ein monumentaler massiver Turm aus Sandstein und Stahl, ohne Holzbauteile mit einer Höhe von 105 Fuß.
Die Bauarbeiten begannen 1863 mit dem Bau einer unterkellerten Terrasse mit einer breiten Zugangstreppe. Das Baumaterial stammte aus nahe gelegenen Steinbrüchen, für die durch meisterliche Steinmetzarbeiten entstandenen Verzierungen wurde extra ein neuer Steinbruch mit weicherem Sandstein eröffnet.
Im Turminneren führte eine Wendeltreppe nach oben, vom Treppenabsatz mit 12 Fenstern führte eine eiserne Wendeltreppe weiter zur Terrasse, von wo sich herrliche Sichten und Rundblicke nach Böhmen und Sachsen boten.
Noch im selben Jahr (1864) wurde der steinerne Turm von Prof. Herr aus Wien genauestens vermessen. Seine ersten Benutzer waren Landvermesser dreier Länder, sie arbeiteten hier bis 1866, dann wurden die Arbeiten von sächsischer Seite wegen drohender Kriegsgefahr abgebrochen. (Preußisch-österreichischer Krieg 1866 – Sachsen mit Österreich verbündet).
Der Turm war vom Beginn seines Bestehens ein Anziehungspunkt für Wanderer und Touristen. Für sie wurde schon 1865 ein erstes kleines Gasthaus gebaut, welches aber bald vergrößert werden musste, dabei wurden 8 kleine Zimmer eingerichtet.
Das Erdgeschoss dieses ersten Gasthauses war aus Sandstein, der Rest aus Holz. Das erweiterte Gebäude wurde 1866 eröffnet. Bald kamen immer mehr Gäste, der Graf Thun stellte einen Wächter an, der den Wanderer den Aufstieg zur Aussichtsterrasse ermöglichte. Gegen ein kleines Entgeld auch in der Zeit, wenn der Turm üblicherweise schon geschlossen war.
Die Gesamtkosten für den Bau des Turmes beliefen sich auf 19673,47 Gulden, für das Gasthaus waren es 5225,42 Gulden“ (Teilzitat Ende).
In mehreren Wanderführern, welche noch vor dem 2. Weltkrieg erschienen, und auch noch kurz danach, konnte man u. a. lesen: (Zitat) „Bei einem Blick vom Turm sieht man weit und breit schöne Natur, tiefe weite Wälder mit verschiedenen Pflanzen und viel Wild, aus kristallklaren Bächen kann man trinken. Der Turm selbst ist aus schönem gelben Sandstein, ab und zu mit Moos bewachsen. Im nahen Restaurant kann man sich gut erfrischen. Besonders die Abende sind hier sehr angenehm. Frische Luft vom Sonnenschein durchwärmt, ein leichter Wind bringt frische würzige Waldluft dazu“. (Zitat Ende)
Von 1992 – 1994 rekonstruierte die Děčiner Firma „Kamason“ den baufälligen Turm mit einem Aufwand von ca. 2 Millionen Kronen, welches gut investiertes Geld war. So kamen nicht nur die Besucher wieder auf den Schneeberg, auch die Wildtiere fanden wieder in den sich erholenden Wäldern ihr Auskommen und der Aussichtsturm, die „Steinerne Dame“, kann wieder tausende Besucher aus vielen Gegenden und Ländern jährlich begrüßen und dabei zufrieden in seine Umgebung schauen. (Quellen im Text erwähnt)
Auch unsere „Sächsische Zeitung“ nahm sich des vorstehenden Themas an – am Freitag, dem 17.Oktober 2014 publizierte sie einen längeren informativen Artikel unter der Überschrift: „Frischer Ausblick – der Turm auf dem Hohen Schneeberg wird zu seinem 150-jährigen Jubiläum saniert, nur das Wetter sorgt für Probleme.“
Ein großes Foto zeigt letzte Arbeiten am Aussichtsturm – das Verlegen von Sandsteinplatten auf dem Sockelumgang durch Steinermetze aus Děčin (Tetschen).
Auch die Autorin des zu Anfang unseres würdigenden Rückblickes genannten Heftes, Petra Nedvědová, ist mit einer „Mitkämpferin“ für den Turm zu sehen, welche sich beide vehement für die Erhaltung des Turmes eingesetzt haben und dessen weiteres Schicksal sie nicht mehr loslässt.
Am 21. Oktober 2014 vermeldete wieder die „SZ“: „Schneeberg-Turm wieder geöffnet.
Nach fast dreimonatiger Sanierung ist der Aussichtsturm des Děcinsky Sněžník“ wieder für Besucher geöffnet.“