Die Situation der damaligen „Zaunknechts“ oder „Geißlermühle“ auf einer Darstellung aus dem Jahr 1806 (Ausschnitt)
Sächsisch-böhmische Räuberbande auf einem Steckbrief vom Beginn des 19. Jahrhunderts (Nach ihrer Verurteilung mit Ketten gefesselt)
Königlich-sächsische Grenzgendarmerie um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
von Hans-Georg Hering
Die Thematik des folgenden Beitrags war lange Zeit in unseren Orten völlig unbekannt, da mit den Jahren verlorengegangen. Erst die Forschungen und Quellenstudien des Sebnitzer Heimatforschers und Buchautors Manfred Schober und seiner Co-Autoren zu einem geplanten neuen zweibändigen „Mühlenbuch“, beginnend etwa ab 2007, brachten wieder Erkenntnisse und belegbare Fakten zu diesem vergessenen Vorfall aus dem Jahre 1836.
Dieser brutale Raubüberfall einer böhmischen Räuberbande auf sächsischem Gebiet schlug damals in einigen Presseerzeugnisse hohe Wellen – wenn auch solche kriminellen Übergriffe zu damaliger Zeit an der böhmisch-sächsischen Grenze fast noch zur Normalität gehörten. Wegen der brutalen Vorgehensweise bei diesem nächtlichen Überfall auf die Bewohner der damaligen „Geißler‘schen Mühle“ oder „Zaunknechtsmühle“, der späteren „Ottomühle“ im oberen Bielatal, war die Empörung bei den Bewohnern unserer Orte damals sehr groß und dementsprechend fiel auch die Berichterstattung in den Zeitungen, so dem „Pirnaer Anzeiger“, umfangreich aus.
Am 24. September 1836 wurde dort folgende amtliche Bekanntmachung veröffentlicht (Teilzitat Beginn): „Nach einer eben eingegangenen Anzeige… ist in der ersten Morgenstunde des gestrigen Tages eine bewaffnete Räuberbande von ungefähr 8 Mann, die wohl gekleidet gewesen und deren Sprache den böhmischen Dialekt verrathen hat, in die sogenannte Samuel Geißler’sche Mühle im Bielataler Grunde… durch die Bretmühle eingedrungen, hat daselbst den eben beschäftigten ältesten Sohn des Müllers Geißler überfallen, durch einen Schlag auf den Kopf betäubt, dann an den Händen und Füßen mit Stricken gebunden, in das Mühlhaus geschleppt und eine Woche bei dem selben zurückgelassen. Ein Theil der übrigen Räuber hat sodann den Mühlenbesitzer Geißler in seiner Schlafstube überfallen und durch Schläge und Stiche denselben auf empörende Weise gemißhandelt, so daß er auf Kopf, Rücken und Hals bedeutende Verwundungen erlitten hat und bedroht worden ist, daß ihm der Hals abgeschnitten werde! Ein anderer Theil jener Räuber hat gleichzeitig den in einer Nebenkammer schlafenden jüngsten Geißler’schen Sohn überfallen und mit Schlägen und Stichen lebensgefährlich gemißhandelt, wogegen die in einer andern Kammer zugleich mit der Dienstmagd schlafende Geißler’sche Tochter zwar ebenfalls von den Räubern überfallen und mit auf die Brust gerichteter Messerspitze bedroht und aufgefordert worden ist, den Ort anzugeben, wo das Geld verwahrt sei, jedoch in Folge ihres Jammerns mit thätlichen Mißhandlungen verschont geblieben ist…“ (Teilzitat Ende)
Im Anschluss durchwühlten die Räuber alle Möbel und Behältnisse und raubten alles an Geld, Schmuck und andere versetzbare Gegenstände, sogar Kleidungsstücke. Weitere Berichte, teils mit etwas anders lautenden Aussagen und auch Korrekturen der bisherigen Berichterstattung, erfolgten im „Pirnaer Anzeiger“ in der Nr. 40 vom 1. Oktober 1836, der Nr. 41 vom 8. Oktober und im „44-ten Stück“ vom 29. Oktober 1836. Auch eine Aufstellung der geraubten Gegenstände wurde veröffentlicht und eine Belohnung von „200 Thalern Prämie“ betreffend unter Widerholung der Bitte, möglichst thätig zur Aufspürung dieser Bande mitzuwirken, zur öffentlichen Kentniß gebracht. Justiz-Amt Pirna, am 3. Oktober 1836.“ Am 29. Oktober wurde nochmals die Bekanntmachung wiederholt (Zitat): „Jedermann, unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Königlich Sächsischen Kreisdirektion vom 26. September d.J. und die, auf die Entdeckung der Thäter gesetzte Prämie von 200 Thalern aufgefordert, die zeither angewandten Bemühungen zu verdoppeln, um so, den Behörden möglichst die Hand zu bieten und diese Räuber ihrer gerechten Strafe zu überliefern. Justizamt Pirna, am 26. Oktober 1836.“ (Zitat Ende)
Leider ist nicht bekannt, ob es in der Folgezeit den sächsischen und böhmischen Behörden gelang, die Räuber aufzuspüren und zu verurteilen. Zu dieser Thematik erschien später von einem L. Winkler, Lehrer in Krischwitz bei Tetschen, im Selbstverlag folgende Schrift (leider ohne Erscheinungsjahr): „Die Pschüraer Bande“ – Die Geschichte der Voitsdorfer-Pschüraer Bande nebst anderen heimatlichen Stoffen aufgrund monatelanger, genauer Nachforschungen im Bezirke Tetschen und in den angrenzenden Gebieten, einschließlich Sachsen, sowie damaliger Zeitschriften, Chroniken, Matritzen und Urkunden“ (Siehe auch: „Robie’s Dorfgeschichten“ Heft 4/2010, S. 16–19)