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Amtsblatt der Stadt Raguhn-Jeßnitz
Ausgabe 6/2024
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Kultur- und Heimatverein Raguhn e. V.

Den Opfern ihren Namen zurückgeben

Das Gefallenendenkmal an der Kirche St. Georg in Raguhn wurde saniert

Lange hat es einen Dornröschenschlaf geführt – das Denkmal zwischen Pfarrhaus und Raguhner Stadtkirche, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert. Wie bei besagter Märchenfigur war es von Gesträuch und dichtem Bewuchs verdeckt. Moos, Algen, Schmutz und abgestorbene Pflanzenteile hatten die Inschriften verdeckt und z. T. zersetzt und die Schrifttafeln insgesamt in einen argen Zustand versetzt. So konnte das nicht länger bleiben, zumal kurz daneben eine Schule liegt, an der die Kinder etwas von Erinnerungskultur erfahren.

Auf Initiative des Raguhner Heimat- und Kulturvereins wurde in Zusammenarbeit mit der Schützengilde und mit Billigung der evangelischen Gemeinde die Sache angegangen. Zuerst war man in der Kirchengemeinde skeptisch, ob das nicht doch eine Fachfirma machen sollte, doch Jörg Mantzsch überzeugte. Von über 100.000,- EUR war in einem Gutachten die Rede; das wurde ignoriert und stattdessen Eigenleistungen geboten. Zuerst kamen die Sträucher und das Unkraut durch die Heimatfreunde Reinhard Nedlitz und Bernd Richter weg, dann wurde das Denkmal schonend mit einem speziellen Kärcher gereinigt. Dankenswerter Weise nahm sich das der Kleckewitzer Peter Hermann vor, der danach fachgerecht mit entsprechendem Werkzeug die eingravierten Namen wiederherstellte – manche waren nur aus alten Akten erfahrbar. Unzählige Ritzen und Brüche wurden mit Mörtel gefüllt und beseitigt, nicht jedoch die Einschüsse von Bomben und Granaten des Zweiten Weltkrieges - das passte dazu. Herr Hermann, der schon das Gefallenendenkmal in Kleckewitz in einen ordentlichen Zustand versetzt hatte, zog die Namen dann mit einer vom Heimatverein gesponserten Steinfarbe nach. Zum Schluss setzten Reinhard Nedlitz und sein Bruder neue geschmiedete Haken zum Aufhängen von Kränzen ein. Fertig war das Projekt..., nicht ganz, denn oben links hatte sich eine unansehnliche Lücke zwischen den Decksteinen der durchs Hochwasser verschobenen Säulen gebildet. Was nun? Hier setzten der Bürgermeister Hannes Loth sowie der Feuerwehrleiter Henry Rousseau und der Bauhof an, die übern kurzen Weg mit entsprechender Hubtechnik die Decksteine richteten, sodass das Denkmal ab dem 7. März in einem würdigen Zustand versetzt ist.

An dieser Stelle sei allen gedankt, die an dieser Sanierung Anteil hatten – nicht zuletzt den vielen Raguhner Einwohnern und Unternehmen, die zur finanziellen Absicherung gespendet haben. Vielen herzlichen Dank!

Stellt sich die Frage: Warum das alles und im Gedenken an Menschen, die seit über hundert Jahren tot und heute unbekannt sind? Die Antwort ist einfach: Weil sie nicht als Helden oder Krieger geehrt werden, sondern als Gefallene eines unsinnigen Krieges, dessen Ergebnis Leid und Zerstörung, Elend und Tod waren. Weil sie als Väter, Söhne und Ehegatten beweint und betrauert wurden und ihr kaum begonnenes Leben fremdbestimmt beenden mussten, bevor es eigentlich begann. Das sei uns Mahnung und Erinnerung zugleich wert!

Jörg Mantzsch
Kultur- und Heimatverein Raguhn e.V.