Seine Lebensdaten:
Im Raguhner Heimatverein liegt seit einiger Zeit eine Büste, den Kopf des ehemaligen Imkers Wilhelm Frenkler darstellend. Es ist Überbleibsel der zahlreichen Skulpturen des Bildhauers Gerhard Markwald, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Raguhn und Umgebung zahlreiche Werke geschaffen hat. Es existiert wohl keines mehr. Er war aber kein Unbekannter, denn es liegt ein Schriftstück vor, in dem zu lesen ist, dass seine Werke auf der „Kunstausstellung des FDGB“ in Berlin 1963 zu sehen waren. Die Büste ist ein Teil davon.
Wer war dieser Wilhelm Frenkler, von Beruf Drahtweber und Landbriefträger, und was bedeutete er für Raguhn? Das zu erforschen, war der Anlass zu einer langwierigen Arbeit.
Es war naheliegend, den Raguhner Imkerverein aufzusuchen, der seinen Namen trägt. Auf einer der monatlichen Versammlungen waren die Teilnehmer, alle Fachleute auf ihrem Gebiet, hoch interessiert. Aber keiner hatte Kenntnisse für die Forschungsarbeit.
Jeder Ortsteil unserer Stadt hat einen Ortschronisten, der nun befragt wurde. Alle wollten helfen, dem Thema auf den Grund zu gehen. Keiner konnte etwas in seiner Ortschronik finden.
Das befragte Einwohnermeldeamt meinte, die angegebene Lebenszeit läge zu weit zurück und es bestände außerdem Datenschutz.
An der „Neuen Schule“ in Raguhn gab es ab 1960 eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Imker“. Ehemalige Lehrer zu befragen, lag nahe. Ohne Ergebnis – sie waren verstorben, verzogen oder erinnerten sich nicht mehr. Aber dann gelangten Ausgaben der „Raguhner Nachrichten“ in meine Hände. Darin hatte seinerzeit der Lehrer Heinz Friedrich, der die AG leitete, berichtet.
So gelangte ich an wertvolle Unterlagen.
Ein Protokoll meldet, dass sich am 28.1.1906 nachmittags 4 Uhr Imker aus Raguhn und Umgebung (bis Delitzsch) auf Schloss Libehna zusammenfanden, in der Absicht, einen Verein zu gründen. Zu künftig stattfindenden Versammlungen wurden häufig Referenten von internationalem Rang eingeladen. Mit Beginn des I. Weltkrieges ruhte die Vereinsarbeit. Es gab aber auch keine besondere Begeisterung für das politische Geschehen. Wilhelm Frenkler, der langjährige Vorsitzende des Vereins wurde Soldat, wohnte zeitweise nicht in Raguhn und kam erst 1923 dahin zurück, um wieder als Vorsitzender zu arbeiten. Wegen seiner Einstellung zur KPD war er oft umstritten. Hoch anzuerkennen ist, dass er eine Imkerbibliothek aufbaute. Beim Stiftungsfest 1931 werden schon noch heute bekannte Namen genannt: Berkenbusch, Gleim, Zschocke.
Wilhelm Frenkler ist über Raguhn hinaus bekannt und wird1932 zum 1. Vorsitzenden des Anhaltischen Imkerverbandes gewählt. Im Oktober 1933 wird der Verein aufgelöst. Ohne ihn und seine Erfahrungen kommt man aber nicht aus. So wird er 1935 von der Reichslandwirtschafts-Fachgruppe mit der „goldenen Biene“ ausgezeichnet. Es folgt 1956 noch eine letzte Auszeichnung – er bekommt vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft die Ehrennadel. Altersbedingt tritt er dann zurück.
In den folgenden Jahren sucht und findet er Gleichgesinnte. In mehreren Schulgärten unserer Region werden Arbeitsgemeinschaften „Junge Imker“ gegründet, so an beiden Raguhner Schulen und in Jeßnitz. 1987 wurde die AG der Raguhner POS I in Berlin mit 16 Mitgliedern Republiksieger unter 200 teilnehmenden Arbeitsgemeinschaften!
Die Suche nach ehemaligen Mitgliedern der AG erfüllte sich vor wenigen Tagen. Christian Röber besuchte mich. In seiner Erinnerung erwähnte er die Arbeiten aus seiner Schulzeit. Der geerntete Honig wurde auf Schulfesten verkauft. Er ist heute noch Mitglied des Imkervereins „Wilhelm Frenkler Raguhn und Umgebung e. V.“
Schlussbetrachtung:
Fachlich sind die Erfahrungen Wilhelm Frenklers bekannt. Sie haben sich nicht nur auf Raguhn beschränkt. Mittlerweile sind sie der heutigen Zeit entsprechend erweitert. Doch das Grundwissen weiterzugeben und zu aktualisieren ist sein Verdienst. Um so weniger ist verständlich, dass er so unbekannt ist, obwohl der Verein seinen Namen trägt.
Im Heimatverein Raguhn wird sein Name wohl nun seinen Platz finden.
Raguhn, den 24. Juni 2024