Literarisch-musikalischer Nachmittag im Carl-Loewe-Haus
Sehr geehrte Leserinnen und Leser des Amtsblattes,
liebe Freundinnen und Freunde von Carl Loewe,
1838 erschien das Buch „König Mys von Fidibus“ und ist längst vergessen. Zumindest war es das – bis zum ersten Novembersonntag, als die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft (ICLG) im Rahmen der Saalekreis-Literaturtage 2025 nach Löbejün in das Museum und Geburtshaus ihres Namensgebers, des Komponisten Carl Loewe, eingeladen hatte.
ICLG-Vizepräsident Frieder Badstübner holte das zweibändige Werk gewissermaßen aus der Versenkung und bot damit einem kleinen, doch höchst interessierten Zuhörerkreis zwei unterhaltsame und lehrreiche Stunden.
Der Roman trägt den Untertitel „Wahrheit und Dichtung aus dem Leben eines ausgezeichneten Musikers der neuesten Zeit“. Verfasst wurde er von einem gewissen K. Stein, der mit richtigem Namen Gustav Adolf Keferstein hieß und mit dem „ausgezeichneten Musiker“ niemand anderen als seinen Freund Carl Loewe meinte, mit dem er in Halle Theologie studiert hatte. Dessen Musikalität hatte ihn dermaßen beeindruckt, dass er Jahre später ebenjenes Buch über ihn schrieb. Wahrheit und Dichtung wechseln tatsächlich munter einander ab: So heißt der junge Musikus hier nicht Carl Loewe, sondern „Leo Tonleben“, und sein Geburtsstädtchen nicht Löbejün, sondern „Saitenheim“. Das passt; schließlich hatte Loewe im Hause seines Vaters ersten Geigen-, Klavier- und Orgelunterricht erhalten. Diesen setzte er während seines Studiums fort, und so spielt „Leo Tonleben“ wie der echte Loewe im Gottesdienst Orgel, er singt, komponiert erste Stücke und gibt Hauskonzerte und Musikunterricht. Und wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen… Wahr ist wohl, dass sich im Klavier des jungen Loewe, das einst in seiner Studentenstube stand, eine Maus eingenistet hatte. Daraus erdichtete sein Freund dann den „König Mys von Fidibus“, dessen Macht den Musiker Leo Tonleben auf zauberhafte Weise zum Herrscher über Tasten und Töne werden ließ. Denn „Mys“ ist das griechische Wort für „Maus“; als Theologiestudent lernt man das. Und mit dem Fidibus muss Loewe sich manches Pfeifchen angesteckt haben, hatte er sich doch zu seiner Studien- und Burschenschaftszeit das „Tabakrauchen“ angewöhnt. Ruhig, mit heiterem Unterton, trug Frieder Badstübner einzelne „Portionen“ aus dem Buche vor, wie der Autor seine Kapitel genannt hat. Die altmodische, leicht umständlich erscheinende Sprache kam dabei wunderbar zur Geltung. Das Ganze abgerundet aber hat – wie könnte es anders sein – Loewes Musik. Sophie und Clemens Porsche, zwei der drei erwachsenen Kinder des ICLG-Präsidenten Andreas Porsche, ließen mit Klavier und Geige verschiedene Melodien des „Balladenkönigs“ erklingen. Niemand hatte bemerkt, wie die Zeit vergangen war; durch die großen Fenster schien inzwischen der Mond. Nebenbei: Wollen Sie sich nicht selbst einmal in die heimelige Atmosphäre des Loewe-Hauses begeben? Im nächsten Jahr haben Sie mehrfach Gelegenheit dazu. Unter www.iclg.org bekommen Sie rechtzeitig Bescheid. Also – vielleicht bis bald!
Im Auftrag des Präsidiums der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft