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Goethestadt Kurier - Mitteilungsblatt der Goethestadt Bad Lauchstädt
Ausgabe 2/2024
Goethestadt Bad Lauchstädt
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Goethestadt Bad Lauchstädt

Fahrzeug-Parade auf dem Lauchstädter Marktplatz

Das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt

Die Tour-Teilnehmer bei der Besichtigung des Goethe-Theaters

Blick über den Süßen See zum Schloss Seeburg

Vom Restaurant Seeterrassen in Seeburg hat man einen schönen Blick über den Süßen See

Am 22. Juli 2023 war es endlich so weit: die Tour südlich um Halle herum bis nach Bad Lauchstädt und weiter rund um den süßen See stand an. Es hatten sich 16 Fahrzeuge angemeldet. Mit 14 W 124ern und einem „Gast-107er“ sind wir dann kurz nach 10:00 Uhr gestartet.

Der erste Streckenabschnitt war gemütliche 37 km lang. Die Fahrt ging zuerst südlich an Halle vorbei um anschließend im Süden zu queren und die L171 entlang der Saale, welche sich dort malerisch durch die Landschaft schlängelt, weiter nach Bad Lauchstädt zu fahren. Dabei haben wir auch zwei Mal das mit 6.465 Meter längste Brückenbauwerk Deutschlands gekreuzt. Dieses ist eine der längsten Eisenbahnbrücken Europas. Bestandteil der 2015 in Betrieb genommenen ICE-Neubaustrecke zwischen Berlin und München.

In Vorbereitung der Tour hatten wir uns die Genehmigung zum Parken unserer Fahrzeuge auf dem neu gestalteten Marktplatz in Bad Lauchstädt eingeholt, was in den heutigen Zeiten mit gefühlt ausschließlich „dem Auto nicht positiv gegenüberstehenden“ Lokalpolitikern nicht ganz selbstverständlich ist. Daher an dieser Stelle nachmals Dank an Christian Runkel, Bürgermeister der Goethestadt.

Bad Lauchstädt hat eine durchaus interessante Geschichte vorzuweisen. 1704 stößt man bei Grabungen auf dem Gelände des heutigen Kurparks durch Zufall auf Quellwasser, dessen rötliche Färbung rätselhaft erscheint. Der angesehene Hallesche Universitätsprofessor Friedrich Hoffmann prüft dieses Wasser und bescheinigt, „dass es ein gesund Wasser sey, welches in vielen sonderlich langwierigen Krankheiten () mit nicht geringem Nutzen würde können gebrauchet werden.“ So wird der Ort zum Heilbad. Berichte über ungewöhnliche Heilerfolge verbreiten sich schnell und verschaffen dem neuen Badeort regen Zulauf aus nah und fern.

Um 1775 wird beschlossen die in die Jahre gekommenen Badeanlagen zu rneuern. Lauchstädt gewinnt den Ruf eines Luxus- und Modebades. Mit der Fertigstellung der Badeanlagen um 1784 hat Lauchstädt den Zenit seiner Bedeutung als Badeort erreicht. Der 1778 eröffnete und 2016 restaurierte Douche-Pavillon ist heute ein Museum zur Geschichte des Mineralischen Bades.

Der Badeort entwickelt sich zu einem Treffpunkt der vermögenden und gebildeten Gesellschaft der mitteldeutschen Länder. Spätestens ab 1791 bestimmt der künstlerische Ruhm des von Goethe geleiteten Theaters die Entscheidung der Zeitgenossen, nach Lauchstädt zu reisen. Mit der Eröffnung des neuen Schauspielhauses 1802 gilt der historische Badeort als Arkadien der dramatischen Kunst des bürgerlichen Zeitalters.

Die Bauzeit des Theaters ist verhältnismäßig kurz nur etwas mehr als drei Monate, was bei heutigen vergleichbaren Bauten als unmöglich gilt. Die Pläne zum Theaterbau stammen von dem renommierten Berliner Architekten Heinrich Gentz (1766-1811). Das neue Haus bietet etwa 600 Zuschauern Platz, die Bühne entspricht exakt der des Weimarer Hoftheaters. Neben Kurgästen sind es vor allem Bürger, Studenten und Professoren aus Halle, die zu den Vorstellungen nach Lauchstädt strömen: Seit 1771 darf per Erlass des Königs von Preußen in der Universitätsstadt Halle nicht Theater gespielt werden.

Man wusste also auch schon vor 250 Jahren wie man Gesetze legal umgehen kann.

Der vorstehend kurz angerissene geschichtliche Hintergrund wurde uns vor Ort durch eine mit echter Begeisterung arbeitenden Mitarbeiterin der Einrichtungen des Kurbades des Goethe-Theaters im Rahmen einer Führung nahegebracht. Wir konnten z.B. neben dem Theater auch die Kulissenbühne besichtigen, welche für einen „normalen“ Theaterbesucher nicht zugänglich ist. Das seit 1908 als Goethe-Theater bezeichnete Haus wird noch heute im Sinne seiner Gründer genutzt. Zwischen Mai und Oktober finden meist an den Wochenenden Theatergastspiele statt.

Nach so viel Kultur und Geschichts-Input haben wir in der „Churfürstlichen Hofküche“ Bad Lauchstädts Mittag gegessen. Anschließend war dann Sammeln auf dem Marktplatz angesagt, um die Weiterfahrt zum Süßen See anzutreten. Die Fahrt ging über kleine Landstraßen zuerst in Richtung Lutherstadt Eisleben und dann im Uhrzeigersinn um den Süßen See herum bis nach Seeburg.

Der Süße See ist das größte natürliche Standgewässer im Landkreis Mansfeld-Südharz und wird von der Bösen Sieben, einem Bach der am Ostrand des Harzes entspringt, gespeist. Es gibt hier neben dem Schloss Seeburg einen Campingplatz, Bootsverleih und diverse andere touristische Aktivitäten zu erleben. Nördlich des Süßen Sees kann man die Landschaft durchaus als recht hügelig bezeichnen, es gibt sogar ein paar Serpentinen. Unmittelbar östlich des Süßen Sees schließt sich der Weinbauort Höhnstedt an, welcher das Zentrum der „Weinstraße Mansfelder Seen“ ist.

Ziel des zweiten Teiles unserer kleinen Reise nach einer Fahrstrecke von 57 km war gegen 16:00 Uhr das Seeterrassen Restaurant unmittelbar am Ufer des Süßen Sees, wo wir unsere Ausfahrt bei insgesamt schönstem Wetter mit Kaffee und Kuchen beendet haben. Ab hier erfolgte dann die Heimfahrt ganz individuell.

Text: Roland Spens
Fotos: Antje Spens und Vera Bartsch

Quelle: (auszugsweise) Historische Kuranlagen & Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH

Veröffentlichung: Im Clubmagazin „Faszination W124“ - Nr. 36 Herbst/Winter 2023/2024 des Mercedes-Benz W 124-Club e.V.

(Anmerkung: Für die Veröffentlichung des Textes und der Fotos liegt der GBL eine Freigabe vor!)