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Goethestadt Kurier - Mitteilungsblattt der Goethestadt Bad Lausick
Ausgabe 3/2023
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goetH2e-businesspark auf den Weg gebracht

In seiner Sitzung am 2. September 2022 hat der Stadtrat der Goethestadt Bad Lauchstädt mit großer Mehrheit den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 27 der Goethestadt Bad Lauchstädt Grüner H2 Industriepark (OT Milzau) gefasst. Bei dem Plangebiet handelte es sich um eine Fläche von ca. 175 ha im Ortsteil Milzau, die bereits seit vielen Jahren zur Entwicklung eines Gewerbegebietes an der Autobahn vorgesehen war.

Mit einem weiteren Beschluss vom 2. Februar 2023 hat der Stadtrat, ebenso mit großer Mehrheit, entschieden, dass sich die Goethestadt für ein interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet - Arbeitsname der Verwaltung - goetH2e-businesspark (greenmodel of ecological transformation hydrogen energy - businesspark) bewirbt. Gemeinsam mit der Stadt Merseburg und der Gemeinde Schkopau soll auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung die Kreisentwicklungsgesellschaft des Saalekreises in einem ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie auf eigene Rechnung durchführen.

Der goetH2e-businesspark soll eine (Netto-)Ansiedlungsfläche von insgesamt 200 bis 250 ha haben. Der Anteil der Nettoansiedlungsfläche in der Goethestadt Bad Lauchstädt beträgt dabei ca. 100 bis 125 ha. Das erweiterte Untersuchungs- und Potentialgebiet hat eine Gesamtfläche von ca. 450 ha.

Die Untersuchungsfläche innerhalb der Goethestadt Bad Lauchstädt, Ortsteil Milzau, befindet sich östlich und westlich der Autobahn BAB 38, nördlich durch die Landesstraße L172 sowie die Ortslage Netzschkau und südlich durch die Stadtgrenze vor der Heerstraße begrenzt.

Das Entwicklungsgebiet weist aufgrund der idealen Standortfaktoren mit den sich daraus ergebenden Vermarktungschancen ein enormes Potential auf. Die wesentlichen Stärken liegen vor allem in der zentralen Lage in der Metropolregion Mitteldeutschland, der direkten Anbindung an das hervorragend ausgebaute örtliche Autobahnnetz (BAB 9, 14, 38, 143), der unmittelbaren Nähe zum Flughafen Halle-Leipzig und dem Güterbahnhof Halle, der Nachbarschaft der Industriestandorte Buna und Leuna, sowie der guten Erreichbarkeit der Oberzentren Halle und Leipzig.

Mit der unmittelbaren Nähe zur Bahnstrecke Merseburg-Schafstädt (Wiederbestellung des Schienennahverkehrs über den Bahnhof Milzau) und der direkten Radweganbindung am Goethe-Radweg ist die Erschließung dieses Industriegebiets als beispielhaft zukunftsorientiert und klimafreundlich für die Region anzusehen.

Ein weiterer Faktor sind die das Entwicklungsgebiet kreuzenden, vielfältigen Medien. Anfragen im Zuge von Großansiedlungen weisen heute neben der Abfrage zur Flächenverfügbarkeit, der Verfügbarkeit an Arbeitskräften oder der Verkehrsanbindung auch die Verfügbarkeit von ausreichender energetischer Versorgung auf. Dieser Bedarf kann durch im unmittelbaren Umfeld zahlreich vorhandene Windenergie- und Photovoltaikanlagen, sowie eine hohe vorhandene Leitungsdichte, gedeckt werden. Darüber hinaus wird die Versorgung mit grünem Wasserstoff, als Energieträger der Zukunft, eine zentrale Rolle spielen. Die vollumfängliche Versorgung des Entwicklungsgebietes mit grünem Wasserstoff wird ressourcenschonend durch umgewidmete, vorhandene ehemalige Stadtgasleitungen zwischen dem Energiepark Bad Lauchstädt und der Stadt Leipzig sichergestellt.

Im zukunftsweisenden goetH2e-businesspark werden zahlreiche neue, hochwertige Arbeitsplätze entstehen, die in innovativen Wirtschaftsbereichen eine Beschäftigung mit Zukunftsperspektive versprechen. Der grüne Industriepark wird insbesondere Zukunftsindustrie (z.B. Batterieproduktion) sowie deren Zulieferern ideale Ansiedlungsflächen bieten. Größere Logistik- und Transportunternehmen sind nicht vorgesehen.

Mit einem jungen deutschen Unternehmen aus der industriellen Batteriezellproduktion für hochwertige deutsche (Luxus-)Sportwagen laufen bereits vielversprechende und weit fortgeschrittene Verhandlungen als Ankerinvestor für den grünen Industriepark. Der goetH2e-businesspark hat sich auf Grund seiner einzigartigen Voraussetzungen gegen 8 alternative Standorte in Europa durchgesetzt. Auf einem Areal von 150 ha soll die größte deutsche Batteriezellenfabrik für die industrielle Produktion der Autobatterie der Zukunft entstehen. Bis zu 3.000 zukunftssichere Arbeitsplätze sollen in diesem Zuge geschaffen werden. Dem Ankerinvestor werden mehrere kleinere Zulieferinvestitionen für die Batterieproduktion folgen, die allesamt auf einen klimaneutralen Produktionsstandort fokussiert und angewiesen sind. Da am Standort sowohl grüner Strom aus Windkraft und Photovoltaik (häufig sogar überschüssig) als auch grüner Wasserstoff als klimaneutraler Brennstoff in großer Menge zur Verfügung steht, ist für die Investoren in aktuell fast einmaliger Weise eine klimaneutrale industrielle Produktion, mit langfristig attraktiven Strom- und Wasserstoffpreisen, realisierbar. Hinzukommt, dass das demineralisierte Abwasser aus dem Elektrolyseur in der Batterieproduktion Verwendung finden kann und damit auch dieses Abfallprodukt einer produktiven stofflichen Nutzung zugeführt wird.

Alternative Standorte in vorhandenen Industrieparks der Region sind für solche Ansiedlungen völlig ungeeignet. Die potentiellen Ansiedlungsflächen sind zu kleinteilig und an die Abnahme von Vorprodukten gebunden, welche für die Produktionsansiedlung einer Batteriefabrik keinen Wert haben.

Die Studien gehen davon aus, dass mit dem für 2038 beschlossenen Kohleausstieg in den herkömmlichen Industrieanlagen im unmittelbaren Umfeld weit über 4.000 Arbeitsplätze in den nächsten 15 Jahren direkt in Wegfall geraten werden und in der Region ein Kahlschlag ähnlich wie vor 30 Jahren drohen könnte. Die Goethestadt Bad Lauchstädt, die Stadt Merseburg und die Gemeinde Schkopau stellen sich daher gemeinsam ihrer Verantwortung, wollen frühzeitig gegensteuern und die richtigen Weichen für zwingend notwendige Neuansiedlungen stellen.

Im grünen goetH2e-businesspark werden absehbar zahlreiche Ausbildungs- und neue, hochwertige Arbeitsplätze geschaffen. Dies wird Abwanderung verhindern und zahlt auf die wichtige Herausforderung der Fachkräftesicherung in der Region ein. Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen der Region, insbesondere mit der Hochschule Merseburg und der Martin-Luther-Universität Halle/Saale sind essenziell.

Mit dem Bebauungsplanverfahren wird die geordnete städtebauliche Entwicklung des gesamten vorgeschlagenen Planungsbereichs als eine strukturelle Einheit gewährleistet. Der Schutz, die Erhaltung und die Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie der städtebaulichen Gestalt und des Orts- und Landschaftsbildes werden gesichert. Feste Bestandteile des Projektes sind daher insbesondere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie Schallschutzmaßnahmen für die örtliche Bevölkerung. Deshalb liegt die Planungsfläche auch deutlich über der im Ergebnis entstehenden Nettoansiedlungsfläche.

Im Sinne der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung im Plangebiet und seiner Umgebung besteht das zwingende Planerfordernis, die Emissionen des Industriegebietes weitgehend zu minimieren und einzudämmen.

Die schon frühzeitig vom Ortschaftsrat Milzau und den Stadträten definierten Anforderungen an die Planer des goetH2e-businessparks sind sehr umfangreich und haben auch zum Ziel, das unmittelbar angrenzende Wohnumfeld in Milzau mit besonderen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu schützen und damit attraktiver zu gestalten. In ersten Vorstellungen der Stadt ist deshalb innerhalb des Planungsgebiets bereits ein großer, breiter Grüngürtel mit Schallschutzwall als Puffer zur bestehenden Ortslage vorgesehen.

Ebenso besteht in Bezug auf die Belange des Verkehrs ein besonderes Planungserfordernis. Für die Führung des Kraftverkehrs von der BAB 38 über die L 172 zum goetH2e-businesspark ist eine veränderte Erschließung erforderlich, beispielsweise über einen Kreisverkehr. Auch die Querung des Goethe-Radwegs in Kombination zum Beispiel mit einer Fußgängerbrücke ist eine besondere Herausforderung. Auch diese Vorstellungen sollen als Anregungen dienen.

Ob der goetH2e-businesspark kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der Stadtrat der Goethestadt hat mit seiner mutigen Entscheidung dafür die Tür geöffnet. Die Goethestadt Bad Lauchstädt hat die Planungsbedingungen bereits klar benannt. Diese sind nicht verhandelbar.

Der Nutzen für die Einwohner der Goethestadt Bad Lauchstädt und des Ortsteils Milzau im Besonderen werden wesentlich auch davon bestimmt, dass der goetH2e-businesspark für die Milzauer Anwohner weitestgehend unsichtbar und unwahrnehmbar bleibt, dass der momentan hohe Schallpegel der Autobahn beträchtlich minimiert wird und dass der Erschließungsverkehr vollständig aus den Ortslagen von Bad Lauchstädt und Milzau herausgehalten wird.

Für die Umsetzung dieser Ziele besteht seitens der Kommunen und der Planer eine hohe Verantwortung gegenüber unserer örtlichen Bevölkerung und unserer Umwelt.

Der interkommunale goetH2e-businesspark steht in seinen Planungen noch ganz am Anfang und wird uns alle noch sehr viele Stunden beschäftigten. Die Bevölkerung aller drei Kommunen wird in den sicherlich ca. 2-3 Jahre dauernden Planungsprozess vollumfänglich einbezogen und es wird eine breite und umfassende Beteiligung geben.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und viele Gesprächsrunden mit Hinweisen und Anregungen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, unseren Kindern und Enkeln ein gutes Wohn-, Lebens- und Arbeitsumfeld zu übergeben, in welchem sie ihre Zukunft bestens bestreiten können.