Kohleabbau im Geiseltal
Der letzte Kohlenzug verlässt das Geiseltal in Richtung Buna-Werke (Quelle: Werksfotos Buna, Sammlung Jürgen Jahnke)
Wer heute das Geiseltal besucht, der kann sich kaum noch vorstellen, dass hier noch vor drei Jahrzehnten Braunkohle gefördert wurde. Der industrielle Kohleabbau im Geiseltal war ein Industriezweig, welcher sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte und diese Region fast 140 Jahre lang industriell prägte. Hier fuhren noch vor 30 Jahren Kohlezüge Tag und Nacht, quietschten und lärmten Schaufelradbagger 24 Stunden am Tag, sieben Stunden die Woche, - 365 Tage im Jahr.
Mit der Entwicklung der chemischen Industrie in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts und den Autarkiebestrebungen des Deutschen Kaiserreiches und später des Dritten Reiches, etablierte sich die Carbochemie im- und um das Geiseltal. Diente die Kohle zuerst nur als Energieträger zur Dampferzeugung, so änderte sich das 1916 mit dem Bau des Ammoniakwerkes Merseburg in Leuna und der industriellen Erzeugung von synthetischem Ammoniak, sowie späteren synthetischen Erzeugung von Methanol, Benzin und Kautschuk durch die IG Farben.
Mit der Menge von über 1,4 Milliarden Tonnen zählte das Geiseltal zu einem der bedeutendsten Abbaugebiete Mitteldeutschlands. Die Mächtigkeit der Kohleflöze betrug teilweise 120 Meter und das Abraumverhältnis war mit einem Verhältnis von 1:1 überdurchschnittlich günstig. Es war ein Segen und ein Fluch zu gleich. Ein Segen für alle, die durch die Kohle Arbeit und Lebensgrundlage fanden. Ein Fluch für die Menschen deren Heimat verschwand, als der heranrückende Tagebau insgesamt 16 Ortschaften für immer verschlang.
Der politische und gesellschaftliche Wandel der Jahre 1989/90, beschleunigte die Einstellung der Förderung, die sich bereits im Endstadium der Auskohlung befand. Mit der Öffnung des Energiemarktes nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten war Braunkohle aus wirtschaftlichen und umwelttechnischen Gesichtspunkten nicht mehr tragbar und lies in kürzester Zeit den Absatz zusammenbrechen.
Am 30. Juni 1993 fuhr der letzte Kohlenzug aus dem Geiseltal und beendete damit die 295 -jährige Kohleförderung in dieser Region, die einst in ihrer Hochzeit 7% der Weltförderung betragen hatte. Das Kapitel Braunkohleförderung ging endgültig zu Ende, und das Kapitel der Sanierung des Tagesbaues nahm seinen Anfang. Heute sehen wir, wie schön sich die Landschaft in den vergangenen 30 Jahren verändert hat und von Touristen zu Lande, zu Wasser und aus der Luft erobert wird.