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Goethestadt Kurier - Mitteilungsblatt der Goethestadt Bad Lauchstädt
Ausgabe 7/2024
Aus den Ortsteilen
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Die Kirche in Bischdorf bekam ein neues Dach und eine barrierefreie Zuwegung

Die Kirche in Bischdorf

Das neue Eingangstor zum Friedhof in Bischdorf

Der neugestaltete barrierefreie Eingangsbereich zum Friedhof in Bischdorf - 1

Der neugestaltete barrierefreie Eingangsbereich zum Friedhof in Bischdorf - 2

Der eingemauerte Grabstein am Eingangsportal

Blick auf die Ladegastorgel in der Kirche in Bischdorf

Die kleine schlicht gehaltene Kirche im Milzauer Ortsteil Bischdorf kann viel über die vergangenen Jahrhunderte berichten und heute ist sie eine Besonderheit. Auf der einen Seite ist sie eines der ältesten Gebäude in der Goethestadt und auf der anderen Seite befindet sie sich im kommunalen Besitz.

Ortsbürgermeister Günter Teichmann berichtet, wie sie in das Eigentum der Goethestadt gekommen ist. „In der DDR war die Kirche im Eigentum des Volkes.

Nach der Wende ging sie an die Treuhand. Die evangelische Kirche hätte sich das Eigentum an der Kirche und Umland kostenlos zuordnen lassen können, tat es aber nicht, auch nicht auf Bitten der Gemeinde. Die ganzen Jahre wurden das Kirchengebäude und der umliegende kleine Friedhof von der Institution Kirche verwaltet. Doch vor einigen Jahren äußerte sie, dass sie dies auch nicht mehr tun wolle. Kurze Zeit waren dann hier auch keine Bestattungen mehr möglich. Deswegen haben wir darauf gedrungen, dass die Goethestadt Eigentümer wird, was sie dann auch tat“.

Mit dem Besitzübergang konnte, oder besser gesagt musste, die Goethestadt dann in die Unterhaltung investieren, um den Zustand der Kirche und des Friedhofes zu verbessern. Zwar wurden seit der Errichtung der Kirche immer wieder nachweislich, wie in den nachfolgend aufgeführten Auszügen aus der Chronik zu lesen ist, Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, aber dennoch hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen.

So investierte die Goethestadt in den zurückliegenden drei Jahren rund 150.000,00 Euro in das Kirchengebäude und dessen Umfeld. Davon waren 65.000,00 Euro Fördermittel.

Mit diesem Geld wurde zuerst der Turm der Kirche neu eingedeckt. Im vergangenen Jahr folgte die Neueindeckung des Kirchenschiffes, dessen Dach bei einem Sturm beschädigt wurde. Nun ist das Gebäude wieder gegen das Eindringen von Regenwasser geschützt.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Schaffung der Barrierefreiheit der Zuwegung. Der Ortsbürgermeister erläuterte, dass früher zwei Stufen am

Eingangsbereich zum Friedhof vorhanden waren und das Gefälle des Weges in Richtung Kirche verlief. Dadurch kam es bei starken Regenfällen immer wieder zu Wasseransammlungen an der Kirche. Mit dem Umbau wurde dieses Problem gelöst. Die beiden Stufen sind verschwunden, die Wege befestigt und das Gefälle in die andere Richtung umgekehrt. Um das Kirchengebäude wurde rings um den Sockel ein Kies-Streifen und eine Drainage verlegt. Dadurch erhofft man sich, dass das Gebäude dadurch trockener wird.

Mit den getätigten Instandsetzungsarbeiten ist ein erster Schritt getan. In den nächsten Jahren sind jedoch weitere Maßnahmen, wie die Trockenlegung des Kirchengebäudes und die Entfernung dessen Mauerwerks-Verputzung, welche sich als Fehler ausgewiesen hat. Und noch ein heimlicher Wunsch trägt er und die Mitglieder der Kirchengemeinde in ihren Herzen: - die Ertüchtigung der historischen Ladegastorgel. „Vielleicht erklingt sie mal wieder so, wie vor vierzig Jahren nach ihrer Instandsetzung. Dann könnte das kleine Gotteshaus auch wieder Station des < Orgelsommers > werden“, wünscht sich nicht nur der Ortsbürgermeister.

Auszug aus der Milzauer Chronik:

Kirche Bischdorf

Das genaue Alter der Kirche ist nicht datiert. Einige Merkmale jedoch lassen erkennen, dass sie sehr alt ist und dass sie zu den ältesten Kirchen unserer Gegend gehört.

So zum einen die äußere Form des breiten nach Osten stehenden Turmes mit dem runden Vorbau der ehemals kleinen Sakristei, zum anderen liegt das Kirchenschiff tiefer, als der Friedhof. Weiterhin hat der Altar die älteste Form eines Opferherdes. Er ist mit einer großen steinernen Platte bedeckt, in deren Mitte eine viereckige Öffnung ist. Der Bogen, welcher den Chor vom Schiff trennt, die Fenster mit dem Typischen Rundbogen. All diese Merkmale weisen auf den Ausgang des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts hin.

Reparaturen fanden von 1677 1899 laufend statt. 1900 erhielt der Eingang einen Vorbau, in dessen östlicher Mauer ein alter Grabstein (Lamm mit Siegesfahne), der mit dem alten Taufstein beim Ausschachten gefunden wurde, eingemauert. Das Innere der Kirche wurde um einen halben Meter aufgefüllt und mit Fliesen ausgelegt. Der äußere und innere Putz des Mauerwerkes wurde total erneuert.

Beim Umbau der Kirche im Jahre 1970 wurde die Seitenempore sowie der Kanzelaltar abgetragen. Die Ausmalung der Kirche erfolgte 15 Jahre später.

1989 wurden Turm- und Kirchenschiff neu eingedeckt. 1994 wurde die Kirche innen restauriert.

Die Ladegast-Orgel in der Bischdorfer Kirche

Diese Orgel wurde von Friedrich Ladegast, Orgelbaumeister aus Weißenfels gebaut und am 14. April 1864 eingeweiht. Sie ist aus Platzgründen in die Emporen-Brüstung eingelassen. Der Spieltisch ist seitlich angebracht und verfügt über ein Manual.

Das Gehäuse ist im einfachen Stil gehalten, drei Felder enthalten den Prospekt-Prinzipal 4`, der 1917 abgegeben und zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurde. Ersatz wurde nie beschafft. Das Gehäuse wurde hässlicher Weise mit Tüchern zugehängt.

Im Sommer 1983 wurde diese Orgel durch Thilo Lützkendorf aus Merseburg repariert und wieder spielbar gemacht. Dank der unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Freundeskreis Musik- und Denkmalpflege im Merseburger Land konnte 1993 durch die Firma Rösel und Hercher aus Saalfeld mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden, die 1994 zum Abschluss gebracht wurden.

Am 26. August 1994 konnte die Orgel mit einem Festkonzert durch den Gewandhausorganisten Herrn Michael Schönheit wieder eingeweiht werden. Neben den Gottesdiensten wird nun diese Orgel ab 1995 auch zu Konzerten im Rahmen des Orgelsommers genutzt werden.

(Anmerkung: Beide Textpassagen aus der Milzauer Chronik wurden im Original im Fotokalender des Jahres 1995 über Kirchen der Kirchengemeinde Milzau-Klobikau veröffentlicht und heute hier im Goethestadt-Kurier so

übernommen.)