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Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Schirgiswalde-Kirschau mit den Ortsteilen
Ausgabe 10/2023
Aus den Ortsteilen
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Rückblick auf den Tag des offenen Denkmals im Stadtgefängnis Schirgiswalde

Begeistert von dem unglaublichen Interesse an unserem Stadtgefängnis zum Tag des offenen Denkmals am 10.09.2023 gilt ein herzliches Dankeschön dem Heimat- und Geschichtsverein Schirgiwalde für das große Engagement und die vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden zur Vorbereitung und Durchführung dieses erfolgreichen Tages bedanken.

Mehr als 400 Interessenten besichtigten die 170 Jahre alten Gemäuer des in der Oberlausitz und vermutlich ganz Ostdeutschland einzig erhaltenem Stadtgefängnisses mit Amtsgericht. Von 10 bis 17 Uhr ließ der Besucheransturm nicht ab, da selbst viele Einwohner unseres Ortes noch nie vom Stadtgefängnis gehört und es natürlich auch noch niemals besichtigt hatten.

Die Führungen begannen im Hof, welcher das Amtsgerichtsgebäude mit dem Gefängnis verbindet. Im Erdgeschoß des alten Gebäudes befand sich in den 60er Jahren eine Waschküche, an welche sich einige Besucher erinnerten, da sie mit ihren Eltern oder Großeltern dort waren und Wäsche gewaschen haben. Auch von Schulübungen in Luftschutzbunkern hinterm Gefängnis wurde berichtet. In der ersten Etage konnten die größtenteils original erhaltenen Gefängniszellen mit schmiedeeisernen Holz-Doppeltüren und funktionstüchtigen Öfen, sowie Liegen und Fußfesseln bestaunt werden. Hier war für alle Kinder ein Suchrästel versteckt, für dessen Lösung attraktive Preise der Kreissparkasse Bautzen winkten. Für die Bereitstellung der Spenden bedanken wir uns auf das Herzlichste!

Die Wände des Wärterraumes, des Treppenaufganges und Obergeschosses zeigen wertvolle historische Farbgestaltungen, historische Architekturoberflächen und die besonders gemauerten „runden Ecken“.

Trotz umfangreichen Recherchen und Rückfragen bei den Stadtarchiven Dresden und Bautzen gelang es bisher nicht, eine glaubhafte Quelle über einen wirklichen Insassen des Gefängnisses zu finden. Das hiesige Archiv fiel wohl einem Hochwasser zum Opfer, sodass es nur sehr wenige Informationen über das Gefängnis gibt. Im Verlauf des Tages änderte sich dies. Ein Besucher brachte den ersten „echten“ Beleg für die tatsächliche Nutzung des Gefängnisses mit. Ernst August Matthes - auch „Bihms Koarle“ genannt schreibt hierin, dass seine Mutter Christiane etwa um 1850 14 Tage Haft in Schirgiswalde aufgrund des Verlassens des Ehemannes abbüßen musste. Für diesen großartigen Beleg, welcher am Nachmittag gleich allen Besuchern mitgeteilt wurde und natürlich aufgrund des Vergehens und der Schwere der Strafe für Belustigung sorgte, bedanken wir uns sehr herzlich und hoffen auf weitere Zeugnisse über das Stadtgefängnis Schirgiswalde.

Dr. Corina Liebner
Text: Dr. C. Liebner