Titel Logo
Saale-Elster-Luppe-Auen-Kurier
Ausgabe 9/2023
Gemeinde Schkopau
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Sommerlager der Kinder- und Jugendfeuerwehren in Burgliebenau vom 11. bis zum 13. August 2023

Foto: I. Bakkal Baden wie an der Ostsee

Seit 20 Jahren wird dieses große Sommercamp in Burgliebenau für kleine Kameraden der Kinderfeuerwehren der Gemeinde Schkopau aber auch Mitglieder der Jugendfeuerwehren durchgeführt. Präzise gesagt, sind Personen vom 6. bis zum 27. Lebensjahr durch das Jugendamt, das die Hälfte der Kosten trägt, förderwürdig. Ungeachtet dieser Definition waren 181 Teilnehmer gemeldet und nahezu vollständig zum Eröffnungsappell angetreten. Seit 20 Jahren ist Andrea Hermann mit der Organisation und Leitung betraut, wofür sie nicht hervorgehoben werden möchte, weil die ganze Feuerwehr Lochau hinter ihr steht. Von den 20 Jahren gingen uns zwei wegen der Pandemie verloren. Dagegen konnte weder ein eingegipster Fuß noch eine Infektion sie hindern sich einzubringen. In Anerkennung ihrer Leistung gelobte der Gemeindejugendwart René Teuber der „Mutter aller vergangenen und zukünftigen Jugendcamps“ ewige Treue und jedes Jahr ein neues Lager am Burgliebenauer Strand! Mit Umarmung vor 200 Augenpaaren. Der Kurier berichtete an gleicher Stelle im vergangenen Jahr. Auch von offizieller Seite wurde ihr Engagement gewürdigt. Anlässlich der 100-Jahrfeier der Feuerwehr Lochau erhielt Andrea Hermann aus der Hand des Ministerpräsidenten den Ehrenstern des Landesfeuerwehrverbandes in Bronze. Noch schwerer wogen jedoch die Standing Ovations und die strahlenden Gesichter der Kameraden im Festzelt.

Zur Ansprache und Begrüßung hatten sich mit Andrea Hermann der Bürgermeister der Gemeinde Schkopau, Torsten Ringling, der Stadtjugendwart von Leuna, Matthias Brünner, und Jana Gudofski aus Burgliebeau vor die Angetretenen gestellt.

Der Abend begann entspannt mit Sport und Spiel und strebte seinem ersten Höhepunkt, welcher sich bereits durch den Duft des Grills angekündigt hatte, zu. Es wurden Steaks und Bratwürstchen gereicht. Anstelle der obligatorischen Nachtwanderung gab es das Schlauchbootrennen bei abnehmendem Licht. Es galt mit spontan zusammengestellten Mannschaften zwei Boote gegenläufig um eine Tonne zu steuern und wieder auf den Strand zu setzen. Das temperamentvoll anfeuernde Publikum sah durchaus vollen Körpereinsatz und respektable Bugwellen. Nicht immer waren die Bemühungen zielführend und einmal ging es sozusagen in die falsche Richtung und weiter strudelnd im Kreis. Im Interesse eines zügigen Wettkampfablaufes – nein, ums Leben ging es zu keinem Zeitpunkt – erbarmte sich ein überaus gut trainierter Kamerad, hechtete mit kühnem Sprung in die Fluten des Wallendorfer Sees, erreichte die Manövrierunfähigen schwimmend, während sich am Horizont der Kirchturm von Wallendorf kaum noch von den Bäumen abhob und zog sie kraftvoll ans Ufer. Ein einführender Paddelkurs könnte die Zeiten durchaus verbessern, wäre aber eine echte Spaßbremse. Wir denken darüber nach.

Bei fortschreitender Dämmerung füllten sich die Bänke zwischen Verpflegungszelt und Sanitärcontainern. Wieder getrocknet und umgezogen wartete das Publikum auf das abendliche Highlight. Die studierte rumänische, jetzt in Leipzig wirkende Feuertänzerin Viliya Minowska zeigte mit ihrer Assistentin eine Feuershow, die den Kindern offensichtlich gefiel. Nach einer burlesken Einstimmung entzog ein mexikanischer Sensenmann mit grotesker Maske der Assistentin das Leben, welches alsbald mittels Magie und Feuerzauber wieder zurückgetanzt wurde und schließlich doch noch in einem attraktiven Licht- und Feuerspektakel endete. Selbst den Jüngsten, die diese Vorstellung nahezu schadlos überstanden haben, wäre vermutlich auch eine Nachtwanderung mit Gespenstern zuzumuten gewesen.

Zur Beruhigung der Nerven konnten wir im Anschluss den Tanz illuminierter Schmetterlinge bewundern, die sich aus einem Kokon befreiten und in einem Reigen sich lösender und wieder zueinanderfindender Figuren zaghaft die Nacht erhellten. Auch ein Vergleich mit schwebenden Quallen im Ozean drängt sich beim Betrachten der Bilder auf und würde zweckmäßig zu Neptun überleiten. Aber das ist ein neuer Tag – Nachtruhe. Ein Kompliment den Golden Girls vom Faschingsclub Lochau! So, wie wir sie Stunden zuvor am Strand begrüßen durften, hätten die Mädels weder ihrer hauchdünnen, das Licht unzähliger Leuchtpunkte aufnehmenden Netze, noch des Schutzes der Dunkelheit bedurft. Aber schön war es doch. Angenehme Träume!

Der Sonnabendmorgen begann um 7.30 Uhr mit Susi und Katja, die den Frühsport anleiteten. Der Vormittag war dem sportlichen Wettkampf gewidmet. Die Wehren aus Knapendorf, Lochau, Döllnitz, Dörstewitz, Korbetha, Ermlitz, Raßnitz, Luppenau und Zöschen hatten Stationen aufgebaut. Da gab es Sackhüpfen Eierlaufen, Torwandschießen, Zielwurf mit kleinen Kugelschleudern, Stiefelzielwurf, Tauziehen, Wassertransport mittels über- und dann durchgereichter Schwämme, was in der Ursprungsvariante zu durchnässter Kleidung führte. Mir fielen die Wäschetrockner vor einigen Zelten auf. Die Feuerwehr Zöschen, zu Leuna gehörend, deren Mitarbeit und Teilnahme sehr geschätzt wird, hatte eine „brennende“ Hauswand aufgestellt, deren klappbare Flammen mit Tennisbällen gelöscht werden konnten – eine Herausforderung für die Kleinsten, aber auch ihre Betreuer.

Eine völlig neue Erfahrung war das Bogenschießen bei den Ermlitzer Bogenschützen. Die Sportfreunde hatten Bögen für unterschiedliche Leistungs- bzw. Altersklassen, spitze Stahlpfeile und nur für die Jüngsten solche mit Gummisaugern. Alle gingen die Herausforderung mit respektvoller Neugier an. Mit suggestiver Gelassenheit kommentierten die Trainer: Ja, die Richtung stimmt, etwas mehr nach unten oder rechts, ja gut so, aber über den Deich hinweg, der Nächste trifft – und er traf! Das Einfahren der FF Döllnitz lenkte dann mit der Gulaschkanone die Aufmerksamkeit auf sich und bei der körperlichen Aktivität hatten sich alle das Essen verdient.

Der Nachmittag gehörte Neptuns Reich. Erster Teil: Baden, Bootfahren, Alligatorreiten. Die DLRG, vertreten durch Reinhard und Tom, sorgte für Sicherheit und hatte die großen Badegeräte mietweise zur Verfügung gestellt. Der Alligator wartete und der See teilte die Aufregung mit kabbeligen Wellen. Dann schoss er los, flog holpernd über das Wasser, sprang über die Heckwelle des ziehenden oder eines seinen Kurs kreuzenden Bootes, immer bemüht die Reiter abzuwerfen, was ihm auch mehrfach gelang. Diese konnten den dann zahm Wartenden mit unterschiedlichem Geschick erneut besteigen, um kurz darauf wieder im Wasser zu landen. Erschwerend kam hinzu, dass die Rettungswesten ihren ohnmächtigen Träger auf den Rücken drehen und seinen Kopf stützen sollen. Der Schwimmende muss sich dieser Kraft widersetzen oder nachgeben und in Rückenlage zum Ziel gelangen. Am Ufer war die Badeszenerie nur durch den nahen Horizont vom Ostseestrand zu unterscheiden. (Dem ortsunkundigen Leser sei angemerkt, dass wir hier leicht salziges Wasser haben.) Plötzlich drohte Unheil vom See, was alle auf die Wiese flüchten ließ. In der Ferne war ein Boot zu erkennen und es war angemessen, sich vor der Ankunft Neptuns mit seinen Meerjungfrauen in respektable Sicherheit zu bringen. Und plötzlich stand er da mit seinem Dreizack und verlangte sein erstes Opfer für das Taufritual. Der Junge flüchtete, konnte dem Schwarm von Häschern aber nur begrenzte Zeit standhalten. Ansprache, eine Kelle ungenießbarer Lake (in diesem Jahr erstaunlich mild), einen Eimer Wasser über den Kopf und ab ins Wasser, in hohem Bogen. Häscher müssen sprintfreudig sein und über ausreichende Armkraft verfügen. Der Job ist anstrengend und bietet eigentlich wegen ausgesprochener Langlebigkeit des Wassergottes keine Aufstiegschancen. Die auf den Namen Frecher Wattwurm zu taufende Amira entwischte den Häschern jedoch und zwang ihnen eine erschöpfende Verfolgungsjagd nahezu bis zum Hirschhügel auf, bis sie sich wohl aus Mitleid einfangen ließ. Zum Abschluss hatte sich der Wassergeist einen schweren Brocken ausgesucht. Zwar mussten seine Schergen nicht viel laufen, dafür den mit seinem Schicksal hadernden Gemeindejugendwart unter Aufbietung aller Kräfte tragen. Länger hätte die Strecke nicht sein dürfen. Und von einem Wurf konnte auch nicht die Rede sein, eher half noch das Gesetz des Archimedes auf den letzten Metern. Herzlichen Glückwunsch, Blubbernde Seegurke! Einmal ließ der Unerbittliche sein Herz sprechen, als ihn die Träne eines kleinen blonden Mädchens anrührte. So wurde ihr das Wasser in sanftem Strahl auf das linke Knie gegossen und die Häscher tauchten nur den Po kurz in die Wellen. Getauft ist getauft. Zurück ins Boot und schwungvoll abgeschoben von den Kindern des Strandes, verschwand Neptun mit seiner schuppigen Mannschaft hinter dem Schilf…

Hier endet die Berichterstattung des zweiten Tages, obwohl DJ Andreas noch zur Disco aufspielte was was außerordentlich gut gefiel.

Der Sonntag war dem Abbau, der Abreise, und dem Abschlussappell gewidmet. Letzte Gruppenfotos zeigen glückliche Gesichter, die sich schon auf das nächste Jahr freuen. Wenn Sie die Bilddokumentation sehen, werden Sie einen Eindruck von der Freude, dem Spaß, der Kameradschaft und der liebevollen Betreuung erhalten. Sie werden sozusagen zwischen den Bildern erahnen, wieviel Arbeit in diesem Lager steckt. Vermutlich wissen Sie das, weil Sie durch Ihre Kinder der Feuerwehr verbunden sind. Ungeachtet des Aufwandes freute sich Andrea Hermann ein ganzes Jahr auf diese wunderbare Zeit, in der sie das Miteinander der Kinder als Ziel ihrer erfolgreichen Bemühungen erleben konnte. Nachdem die Letzte Urkunde überreicht worden war, kamen die Mitstreiter mit liebevoll eingepackten Präsenten hinter dem Zelt hervor und nahmen Abschied. Die Mutter aller Lager am Wallendorfer See möchte sich zurücknehmen. So richtig kann ich es nicht glauben. Aber für den Moment verbleibt mir nur, von Herzen danken, zweifellos in Ihrer aller Namen! Die Bilddokumentation wird dem Gemeindejugendwart zur Verfügung gestellt. Eine kleine Auswahl sehen Sie unter www.luppenau.de.

I. Bakkal