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Amtsnachrichten – Amtsblatt für das Amt Schlieben und die amtsangehörigen Gemeinden
Ausgabe 1/2023
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Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga im Jahre 2022

Führung der Schüler der Oberschule Schlieben zum Holocaustgedenktag

Blumengebinde zum Holocaustgedenktag am OdF-Denkmal

Bronzerelief am Giebel der Gedenkstätte

Verlesen der Namen der 222 in Schlieben umgekommenen Häftlinge und Ablegen der Rosen an den Gedenktafeln

Teil 1/2

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause konnten wir auch den „Regelbetrieb“ der Gedenkstätte wieder aufnehmen - unter Beachtung der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen.

Zum Holocaust-Gedenktag am 27.01. wurden wie in jedem Jahr Blumengebinde am OdF-Denkmal auf dem Friedhof Schlieben (Abb. 1) niedergelegt und im Rahmen einer Führung gedachten Schüler der Oberschule Schlieben am Gedenkstein an der Gedenkstätte der Opfer.

Der Tag der offenen Tür der Gedenkstätte anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des Lagers konnte am 23. April wieder durchgeführt werden. Mit besonderem Stolz begrüßten wir den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Herrn Dr. Dietmar Woidke. In seiner Gedenkrede verwies er auf den Schwur der Buchenwald-Häftlinge „Nie wieder!“ und mahnte, die Erinnerung an die Gräuel und Opfer von Krieg und Unterdrückung wach zu halten und gedachte mit ergreifenden Worten der Toten des KZ-Außenlagers. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kreistages Thomas Lehmann enthüllte er zwei Gedenktafeln. Auf ihnen sind die Namen und Lebensdaten der 222 in Schlieben umgekommenen Häftlinge (8 Frauen und 214 Männer) aufgeführt, denen von der SS nur jeweils eine Nummer im Lager zugestanden wurde. „… und jeder hatte einen Namen“ - unter diesem Motto verlasen Schüler der Sprechergruppe des Philipp-Melanchton-Gymnasiums Herzberg unter Leitung von Dr. Barbara Pietzonka und Martina Tressel alle 222 Namen.

Schülerinnen der Grund- und Oberschule Schlieben legten währenddessen Rosen für die Opfer an den Gedenktafeln nieder. Die Musikgruppe aus Finsterwalde unter Leitung von Johannes Dombrowe untermalte die Zeremonie mit jüdischer Musik. Danach legten der Ministerpräsident, der Kreistagsvorsitzende Thomas Lehmann und der Vorsitzende des Gedenkstättenvereins, Uwe Dannhauer, Kränze am Gedenkstein nieder und alle Anwesenden verharrten in einer Schweigeminute.

Anschließend enthüllte Frau Brigitte Faber-Schmidt, Abteilungsleiterin Kultur im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, gemeinsam mit dem Initiator und Autor Hartmut Sommerschuh aus Potsdam und dem Kunstgießer Wilfried Hann aus Wegendorf ein Bronzerelief am Giebel der Gedenkstätte. Das Bronzerelief veranschaulicht sehr eindrucksvoll und plastisch den mörderischen Alltag bei der Herstellung von Millionen Panzerfäusten.

Bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung konnten sich die hochrangigen Gäste umfassend darüber informieren, was hier vor Ort an unsagbarem Leid geschah und dass hier ein authentischer Erinnerungsort vom Verein in ehrenamtlicher Arbeit geschaffen wurde. Ministerpräsident Woidke dankte ausdrücklich dem Verein für die geleistete Arbeit und ermutigte die Vereinsmitglieder, ihr Wirken fortzusetzen. Auch über die Vorstellungen des Vereins zur weiteren Entwicklung der Gedenkstätte und der Außenanlagen wurden er und Frau Faber-Schmidt anhand von studentischen Arbeiten der BTU Cottbus-Senftenberg informiert. Sie versprachen Unterstützung.

Zahlreiche Besucher nahmen anschließend an einer Führung durch das Außengelände und durch die Gedenkstätte teil, während sich ca. 20 Besucher zur szenischen Lesung aus dem Buch „Sie waren die Boys: Die Geschichte von 732 jungen Holocaust-Überlebenden“ einfanden. 732 jüdische Jugendliche, darunter einige, die im Lager Schlieben interniert waren, wurden im Herbst 1945 von Prag nach England zur Resozialisierung ausgeflogen. Die Schüler der Sprechergruppe des Herzberger Gymnasiums verlasen Aussagen von neun ehemaligen Häftlingen, die als 15- bis 17-Jährige das Lager in Schlieben und die Evakuierungstransporte nach Theresienstadt überlebt hatten.

In der Februar-Ausgabe der Amtsnachrichten für das Schliebener Land erscheint der 2. Teil über die Arbeiten der Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga.

Dr. Jürgen Wolf