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Amtsnachrichten – Amtsblatt für das Amt Schlieben und die amtsangehörigen Gemeinden
Ausgabe 3/2023
Bilder aus dem Schliebener Amtsbereich
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Heute hier, morgen dort!

Ein Wandergeselle muss unverheiratet, kinderlos und schuldenfrei sein, um sich für mindestens 3 Jahre und 1 Tag auf die Walz begeben zu können.

Mit dem Gesellenbrief eines Handwerks in der Tasche gilt es nun Erfahrungen zu sammeln, bisherige erlernte Techniken anzuwenden und zu vertiefen sowie sich Neues anzueignen.

Seit dem 14. Jahrhundert besteht schon diese uralte Tradition und war eine Voraussetzung dafür, überhaupt Meister werden zu dürfen. Rund 7 Schächte wurden seit 1891 gegründet, denen sich Gesellen und Gesellinnen verschiedenen Handwerks anschließen können. Zu erkennen sind die verschiedenen Schächte an der Farbe der Ehrbarkeit (Schlips), Ohrring oder Anstecknadel. Auch in anderen Ländern gibt es Reisende Gesellen und Schächte. Die meisten sind in der europäischen Dachorganisation (C.C.E.G.) vereinigt und gut organisiert.

Das wohl faszinierendste und mittlerweile unvorstellbarste für uns ist es in unserer digitalisierten Welt ohne diese zu sein.

Auch ohne Handy oder anderen technischen internetfähigen Geräten im Gepäck schaffen es die Wandergesellen stets informiert zu sein und problemlos miteinander zu kommunizieren. Man schreibt sich, hinterlässt eine Nachricht oder gibt sie jmd. mit, man lässt sich etwas ausrichten oder gibt Infos mündlich weiter. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit von einheimischen Telefonapparaten zu telefonieren oder von dort zu mailen, aber das ist die Ausnahme.

Unterwegs zu sein ohne Navi, sondern nur mit der bewährten Straßenkarte; angewiesen auf gutes Schuhwerk oder freundlich gesinnte Autofahrer die einen mitnehmen von A nach B sind für unsereins kaum noch vorstellbar.

Lennert Feld hat sich am Montag den 27.2.2023 auf den Weg gemacht und in seinem Heimatort Malitschkendorf das Ortsschild überklettert. Ausgestattet in seiner Maurerzunft, Hut, Stenz (gedrehter Wanderstab) und Charlottenburger (gewickeltes Tuch mit Reisegepäck und Werkzeug) über der Schulter ging es ohne zurückzublicken auf eine Reise ohne bestimmtes Ziel.

In Begleitung von seinem Export- oder Altgesellen Basti (Tischler) der ihn in die Gebräuche der Tippelei einweiht und 13 anderen Gesellen, vor allem aus dem Schacht der fremden Freiheitsbrüder und anderen freireisenden Gesellen/innen aus unterschiedlichen Gewerken, machte sich die Truppe auf den Weg.

Binnen einer Woche muss Lennert seinen Bannkreis von 50 Kilometern um seinen Heimatort verlassen und darf ihn für die gesamte Zeit die er unterwegs ist nicht durchfahren oder betreten. Nach einer 3-monatigen Kontaktsperre werden wir Eltern gespannt sein, wo Lennert gerade ist und was er gerade macht.

Wir freuen uns darauf, ihn in der Fremde wieder zu sehen. Alles ist möglich.

Fixe Tippelei!

Romy und Mathias Feld

P.S.: An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an unsere Familien und all unsere Freunde die uns dabei unterstützt haben, dieses außergewöhnliche Wochenende zu gestalten und durchzustehen.

Außerdem ein Dankesgruß an die Kreisstraßenmeisterei für den unkomplizierten Ablauf & Erwerb eines neuen Ortsschildes für Malitschkendorf.