Weinlese im Jahr 2018
Moienmarkt 2018
Die „Servicebrigade“ des Vereins
Andrang bei der Weinlese im Jahr 2016
Weinlese im Jahr 2016
In den 30 Jahren seines Bestehens hat der Verein auch viele Innenveranstaltungen durchgeführt, früher im schönen Saal des ehemaligen FZM, heute im kleineren, aber gemütlichen „Schafstall“ des Drandorfhofes. Gewöhnlich im Mai, lädt der Verein seit 1997 zu einem fröhlichem Weinabend ein, bei dem in feierlichem Ambiente Weine des Vereins sowie jährlich eines anderen Weingutes aus dem Anbaugebiet Sachsen, zu dem Schlieben gehört, vorgestellt werden. Begleitet von Wein- und Frühlingsliedern, zwischen den Proben dargeboten vom Schliebener Männergesangverein oder einem anderen Chor und moderiert von der Sächsischen Weinkönigin, ist das Genuss pur. Diese Weinabende enden immer mit einem Tanz in den Frühling.
„Klassik und Wein“ als Silvesterveranstaltung mit Buffet und Tanz in das neue Jahr konnte sich leider nicht etablieren. Nach mehreren Jahren mit niveauvollem und wunderschönem Programm musste die Veranstaltung mangels Zuspruch leider eingestellt werden.
Neu ist seit 2010 eine eher heimatverbundene Veranstaltung im November, um den Martinstag herum: „Martinsgans und Schliebener Wein“ soll an den Schliebener Kirchenpatron, den Hl. Martin, erinnern und an die Traditionen um den Martinstag anknüpfen. Mit kleinen heimatkundlichen Geschichten, dargeboten von H.-D. Lehmann, Mannfred Schmidt, Dr. Wille u. a. konnten die bisherigen Veranstaltungen sehr lebendig und unterhaltsam gestaltet werden.
Bei allen diesen Veranstaltungen werden die Eintrittspreise ohne Gewinn kalkuliert, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Denn der Verein sieht es als seine Aufgabe an, Wein immer mit Kultur zu verbinden und den Menschen diese schöne Seite näherzubringen.
Eine weitere Aufgabe ist die touristische Betreuung von Besuchern. Dazu wurden vom Verein Gästeführer ausgebildet, die besonders Kenntnisse in Regionalgeschichte, Weinbau und Weinkultur nachweisen müssen. Seit Bestehen des Vereins weilte eine Vielzahl von Gruppen im Weinberg oder im Keller, mal sind es Busgesellschaften mal Radler oder Wanderer. Einmal haben sogar Pilger im Weinberg Rast gemacht. Viele Familienfeiern bieten ihren Gästen gern mal zwischendurch eine Weinprobe im historischen Keller oder im Weinberg. Die Besucher kommen aus allen Ecken Deutschlands oder der Welt, die weitest gereisten waren aus China und den USA.
Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen Schliebener oder Schlieben heißen. Es melden sich immer wieder Leute, die gern ein paar Flaschen Wein aus dem Weinbauort ihres Namens hätten. Eine Ehre für den Verein ist die Mitgliedschaft von Herrn Karl-Heinz von Schlieben, aus dem Hannoverschen, der mit 96 Jahren immer noch gern ein Glas Schliebener Wein trinkt!
Natürlich steht auch Weiterbildung auf dem Programm. Zum „Tag des offenen Weinbergs“ im März lädt der Verein Hobbywinzer in den Weinberg, um Fragen über Schnitt, Pflege, Düngung, Sortenwahl und so weiter zu beantworten. Viele Seminare für Vereinsmitglieder, die in der Regel immer offen für jedermann sind, vervollständigen das Weiterbildungsprogramm.
In den Jahren 2010 - 2011 hat der Verein den seit 1994 bestehenden Weinwanderweg mit Hilfe von Fördermitteln wieder erneuert und aktualisiert. Er führt von der historischen Kellerstraße bis zum Weinberg und bietet Einheimischen und Besuchern auf 10 Tafeln Wissenswertes über den Wein und seine regionale Geschichte. Dazu wurde eine Begleitbroschüre herausgegeben.
Bei vielen Veranstaltungen in der Region ist der Verein mit einem Weinstand vertreten und tritt als Botschafter Schliebens, zum Teil mit der Moie, auf. Der Verein war oder ist in dabei in der Region aber auch darüber hinaus unterwegs.
Diese vielen Aktivitäten müssen alle ehrenamtlich abgesichert werden. Dabei ist der stundenmäßig größte Aufwand im Weinberg zu leisten. Ohne Wein wären alle diese Veranstaltungen nicht möglich. Zur besseren Erledigung dieser Arbeiten haben sich zwei Brigaden oder Arbeitsgruppen gebildet. Die Servicebrigade für die Veranstaltungen und die Gästebetreuung, die Weinbergbrigade für die Arbeiten im Weinberg. Beide werden von einem „Brigadier“ fachlich und organisatorisch angeleitet.
In beiden Bereichen sind Männer und Frauen dabei, es ist für alle, je nach körperlicher Leistungsfähigkeit und Fertigkeiten, eine passende Tätigkeit da.
Im Weinberg arbeiten (leider) nur Rentner. Alle freuen sich immer schon auf den Dienstag, dem regelmäßigen Arbeitstag im Weinberg. Die Beschäftigung in der Gruppe, mit gemeinsamen Frühstück, macht allen viel Spaß. So hat die Arbeit des Weinbauvereins auch eine soziale Wirkung.
Im Weinberg wird professionell gearbeitet, denn es soll nicht nur eine ausreichende Menge von Trauben produziert werden, sondern es muss vor allem die Qualität stimmen. Wenn die Rebfläche von einem knappen Hektar auch nicht so groß ist, muss doch alles termin- und fristgerecht bearbeitet werden. Dabei ist der Weinbau, wie die Landwirtschaft allgemein, sehr vom Klima und der Witterung abhängig. Dadurch gibt es jährliche Schwankungen in der Ertragsmenge, aber auch in der Qualität. Die größte Menge wurde 2018 mit ca. 8.892 kg Trauben erzielt, wünschenswert sind jährlich etwa 6 - 7.000 kg.
Ein Jahr mit hervorragender Qualität war z. B. 2006: Bei ca. 5.300 kg Trauben wurden Oechslewerte (Zuckergehalt) von 88°, 82° und 96° bei den Sorten Müller-Thurgau, Bacchus und Regent erzielt.
In den letzten Jahren macht der Klimawandel auch vor dem Weinbau nicht Halt. Einmal gibt es vermehrt Sonnenbrand der Trauben und damit Ertragseinbußen. Bedeutender ist die Trockenheit. Sie führt, besonders bei jüngeren Rebstöcken zu Entwicklungsstörungen und teilweise zum Absterben. Zur Abhilfe musste ein Brunnen gebohrt und eine Tröpfchenbewässerung installiert werden. Für die notwendigen Elektro- und Wasserleitungen haben die Mitglieder über 400 m Kabelgraben per Hand selbst geschachtet.
Trotz dieser Widrigkeiten verstanden es die Schliebener Hobbywinzer gemeinsam mit der Kellermeisterin der Winzergenossenschaft in Meißen immer wieder, hervorragende Weine in die Flasche zu bringen. Der Wein vom Schliebener Langen Berg ist in der Region bekannt und beliebt, wenn auch als Rarität nicht ganz billig. Auch deshalb ist es nicht leicht, die Gastronomie vom Regionalprodukt Wein zu überzeugen. Mit den Supermarktpreisen können solche Weine natürlich nicht konkurrieren. Die Regionalität und Heimatverbundenheit macht das Besondere dieser Weine aus und der Kunde ist gern bereit den einen oder anderen Euro mehr dafür auszugeben.
Dass die Qualität stimmt, beweist nicht nur der rege Zuspruch bei Weinfesten, sondern auch die Vielzahl von Auszeichnungen, die Schliebener Weine errungen haben: Bronzene und Silberne Medaillen bei mehreren Sächsischen Landesweinprämierungen, Bronze und Silber bei Bundesweinprämierungen (DLG) und als größter Erfolg einen Silbernen Preis beim Internationalen Regent-Forum 2009.
Solche Bestätigungen ihrer Arbeit geben den Mitgliedern immer wieder Motivation, ihre ehrenamtliche Arbeit fortzusetzen und zu verbessern und trotz mancher Rückschläge und Anfeindungen das Projekt „Schliebener Wein“ zum Wohle der Stadt populärer zu machen.
Nicht zuletzt hat die Vereinsarbeit auch dazu beigetragen, dass sich unsere Stadt die Zusatzbezeichnung „Historische Wein- und Kellerstadt“ zulegen konnte.
Heute hat der Verein 74 Mitglieder, von denen etwa 45 aktiv am Vereinsleben teilnehmen.
Das Problem der Überalterung und die Schwierigkeit jüngere Mitglieder zu gewinnen ist ähnlich wie in anderen Vereinen; es wird sich lösen lassen.
Der Schliebener Weinberg bildet zusammen mit der historischen Kellerstraße ein einmaliges agrarhistorisches Denkmal in der Region. Dieses sollte unbedingt so weiter betrieben und erhalten werden!
Darauf ein Glas Schliebener Müller-Thurgau! Zum Wohl, auf die nächsten 30 Jahre!