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Unterspreewald-Journal – mit amtlicher Beilage
Ausgabe 1/2024
Nichtamtlicher Teil
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75 Jahre Landambulatorium Golßen

Zur räumlichen Ausstattung im Schloss 1948 - 1990

1948 lebten etwa 12000 Menschen im Einzugsbereich des Landambulatoriums „Dr. Herbert Baer“ in Golßen im Kreis Luckau., nach der Kreisreform 1952 zirka 6000 im Kreis Luckau und 1500 in den Kreisen Lübben und Königs Wusterhausen. Die Gesamtzahl der im Betreuungsgebiet verbliebenen 7500 veränderte sich bis 1990 nur unwesentlich. Bei der Eröffnung des Landambulatoriums 1948 standen drei Arzt- und zwei Zahnarztsprechzimmer, ein medizinisches Labor, ein Röntgenraum, ein zahntechnisches Labor, ein physikalisches Behandlungszimmer, zwei Wartezimmer, eine Küche (alte Schlossküche), ein Verwaltungs- sowie Karteiraum zur Verfügung. Das war einschließlich der Entbindungsstation (2 Wöchnerinnen-, 2 Kinderzimmer und 1 Hebammenraum) gut die Hälfte der damals nutzbaren Hauptfläche des Schlosses. Nach Schließung der Entbindungsstation 1963 verfügte das Landambulatorium nur noch über ein Drittel des Gebäudes. Erst in den 1980er Jahren gelang mit der Erweiterung des medizinischen Betreuungsangebots eine räumliche Ausdehnung, die zuletzt zwei Drittel des Hauses umfasste. Daneben existierte seit 1982 nur noch die Kinderkrippe. Beide kommunalen Einrichtungen unterstanden dem staatlichen Gesundheitswesen. 1985, mit dem Einbau der Zentralheizung, konnten erstmals sämtliche Räume im alten Schloss beheizt werden. Seither gab es, teils in geteilten Räumen untergebracht: 4 ärztliche Sprechzimmer, 3 Räume der Physiotherapie, 1 Funktionszimmer für kleine Chirurgie, 2 Räume für die Instrumentensterilisation, 1 Röntgenraum mit Dunkelkammer, 1 medizinisches Labor und 1 Raum für Funktionsdiagnostik und EKG. Die stomatologische Abteilung umfasste 3 zahnärztliche Sprechzimmer und 3 Räume des zahntechnischen Labors. Dazu kamen zentrale Bereiche wie die Anmeldung und Kartei, 2 Personalräume, Ökonomie und Verwaltung, ärztliche Leitung und Sekretariat, Wirtschaftsraum, Wäschekammer und der große Kulturraum, der auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden konnte. Seit 1987 komplettierte ein separates Kinderarztsprechzimmer das Landambulatorium. Getrennte Wartebereiche für Allgemeinmedizin, Kinderarzt, Physiotherapie und Stomatologie mit entsprechenden Sanitäranlagen ergänzten das Raumprofil der Gesundheitseinrichtung. Insgesamt bestanden gute Behandlungsmöglichkeiten im Schloss. Angedacht war Ende der 1980er Jahre das Leistungsspektrum der Physiotherapie in den Kellerräumen zu erweitern und den Marstall für den Fuhrpark, die technischen Bereiche sowie die Verwaltung /Ökonomie auszubauen. Doch mit der politischen Wende 1989/90 zerschlugen sich diese Vorstellungen und mit dem 1., wie mit den fast 500 später gegründeten Landambulatorien war Schluss. Eine vorbildliche Gesundheitseinrichtung hörte auf zu existieren und das mit großem Aufwand renovierte denkmalgeschützte Schlossgebäude verkam in Folge der Nichtnutzung zu einem Schandfleck der Stadt. Alle Ideen zur erneuten Nutzbarmachung des 300-jährigen Gemäuers scheiterten bisher an den hohen Investitionskosten des nun schon im 4. Jahrzehnt vernachlässigten Baus. Über 40 Jahre stand das Landambulatorium Golßen auch den Einwohnern der umliegenden Gemeinden offen, leider konnten die Gemeinden bisher keine nennenswerte Unterstützung zum Erhalt des Schlosses geben. In mehrjähriger Arbeit gelang es jedoch mit Fördergeldern den schon baufälligen Marstall als soziokulturelles Zentrum der Stadt und als Mehrgenerationshaus nach denkmalpflegerischen und funktionalen Gesichtspunkten zu sanieren.

Dr. Michael Bock

Abb. Grundriss des Erdgeschosses des Schlosses um 1915 (Kunstdenkmäler des Kreises Luckau 1917, S. 236)