Abb.: 1 Kirchturm Golßen, Foto: privat
Abb.: 2 Glockenweihe 1952, Foto: Kirchenarchiv
Für den 1845 vollendeten Kirchturm wurden drei neue Glocken und ein Uhrwerk mit vier Zifferblättern hergestellt. Diese Arbeiten übernahm die Glockengießerei und mechanische Werkstatt der Firma Hadank und Sohn zu Hoyerswerda (1818-1898) in der Oberlausitz. Dieser Betrieb scheint damals sehr renommiert für Glockenguss, Uhren und Metallwaren gewesen zu sein und hatte einen guten Ruf über die Lausitz hinaus. Die Familie Hadank & Sohn machte um 1875 u. a. eine Offerte zum Umguss der Domina (Sonntagsglocke) für den Dom zu Halberstadt. Hadank & Sohn lieferte im 19. Jh. z. B. ebenfalls Glocken nach (Elsterwerda)-Biehla, Cottbus (katholische Christuskirche, Spremberger Turm), Hohenbocka, Kasel(-Golzig) oder Pritzen bei Altdöbern, Uhren z. B. nach Rothenburg O. L. Mechanikus Louis Hadank baute 1847 auch Feuerspritzen.
Im Golßener Kirchenarchiv befinden sich zwei Abschriften von Verträgen zwischen Hadank und Sohn sowie der Gemeinde Zerkwitz bei Lübbenau beziehungsweise der Stadt Oschatz in Sachsen. Im Vertrag vom 1. Juni 1843 geht es um den Umguss von zwei Glocken für den 1841 erbauten Kirchturm von Zerkwitz, den der Erbkrugbesitzer von Klein Beuchow, Friedrich Dolz mit der Firma Hadank abgeschlossen hatte. Friedrich Dolz entstammte der Golßener Bürgerfamilie, deren erster Golßener Vorfahr der Diakon (1656-1695) Caspar Dolz war. Der zweite Vertrag zwischen dem Stadtrat und den Stadtverordneten von Oschatz behandelt die Anschaffung einer neuen Rathausuhr für die 1842 bei einem schweren Brand beschädigte Stadt. Diese Vertragsabschrift vom 1. April 1843 über 483 Taler und 15 Silbergroschen für die Uhr vereinbarte unter anderem eine Ratenzahlung bis 1849. Aus diesen Vertragsabschlüssen ist ersichtlich, dass Patronat und Kirchengemeinde das Vorhaben Glockenguss und Turmuhrbau längerfristig vorbereitet haben. Ob auswärts, vor Ort, Besichtigungen stattfanden, ist nicht bekannt. Weiteres erschließt sich leider nicht aus dem überlieferten Schriftgut.
Die drei 1844/45 aus den alten Glocken – die jüngste stammte aus dem Jahr 1741 und hatte einen Sprung – umgegossenen neuen Glocken, mussten im Ersten Weltkrieg, konkret 1917, abgegeben werden. Ihre Durchmesser betrugen 100, 80 und 67 Zentimeter. Auf der Haube der mittleren Glocke waren die Wappen der Patronin Gräfin Fontana und ihres Schwagers von Globig angebracht. Auch die zweite Glockengeneration aus dem Jahr 1925 wurde 1942 im Zuge des Zweiten Weltkriegs vom Turm geholt. Erst am 24. Februar 1952 konnte die dritte Glockenweihe von drei Stahlglocken mit der Inschrift „Weihnachten 1951“ vorgenommen werden. Dieses Geläut ist noch heute in Gebrauch.
Die mechanische Turmuhr von 1845 versagte nach vielen Reparaturen in den 1960er-Jahren endgültig ihren Dienst und wurde erst nach 1990 durch ein elektronisches Uhrwerk mit neuen Zifferblättern ersetzt.