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Unterspreewald-Journal
Ausgabe 6/2024
Nichtamtlicher Teil
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550 Jahre Mahlsdorf

Abb.: Neubau der Mahlsdorfer Kirche 1898/99. Sammlung Lars Rose

Das erstmals 1474 erwähnte Mahlsdorf hat einige kuriose Seiten in seiner Geschichte aufzuweisen. So wird ein Kossät in Groß Ziescht mit dem Namen „Malstorff“ für die Ersterwähnung verantwortlich gemacht. Wegen der späten Überlieferung des Ortsnamens kann nicht entschieden werden, ob im Bestimmungsort ein slawischer oder deutscher Personenname vorliegt. Der Personenname kann ein Zuname zu altsorbisch „mal-klein“ oder eine Kurzform von Vornamen wie „Malomer“ sein. Ist er jedoch deutsch, so kommt eine Kurzform wie „Malher“ in Betracht. Auch ein Zuname „Malder/Malter“ wäre als Namengeber zu erwägen.

Schon vor 1527 besaßen die von Schlieben-Baruth den Ort. 1581 erfolgte der Verkauf von Mahlsdorf und Zesch am See „welches alles im Markgraftum Niederlausitz gelegen samt einem wüsten Fleck, dem ferne felde bei Mahlsdorf“ an von Buch-Baruth, ein Weiterverkauf an den Grafen zu Solms-Sonnewalde 1596. Seit 1655 gehörten beide Orte, die nicht zur Standesherrschaft Baruth zählten, den Grafen zu Solms-Baruth bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Seitdem wurden die Gutsländereien verpachtet. Mahlsdorf unterstand bis 1848 dem Herrschaftsgericht Baruth, von 1849 bis 1878 der Kreisgerichtskommission Baruth, danach bis 1951 dem Amtsgericht Baruth und schließlich dem Landgericht Potsdam. Bis 1816 gehörten Mahlsdorf und Zesch als Exklave in den Kreis Luckau, bis 1952 zum Kreis Jüterbog-Luckenwalde, danach Mahlsdorf wieder zum Kreis Luckau. Beide Rittergüter rechnete man aber seit 1828 zum Ständischen Verband der Niederlausitz. Kirchlich war Zesch nach Baruth eingepfarrt, Mahlsdorf hatte den Status einer Tochterkirche von Golßen, obwohl es nie zur ehemaligen Herrschaft Golßen gehörte. Die Kirchengemeinde besaß laut Visitationsakte von 1654 ein „absonderliches Kirchlein“, das 1897 zwecks Errichtung eines modernen Gotteshauses nach Plänen des Baurats Techow abgebrochen wurde.

Seit dem 1. Mai 1998 ist das Flämingdorf Mahlsdorf der erste Ortsteil der niederlausitzischen Stadt Golßen, nachdem sich die Mehrzahl der 74 wahlberechtigten Bürger am 19. April 1998 für die Eingliederung ausgesprochen hatte. Die merkwürdige Zwitterstellung der zuletzt selbständigen Gemeinde Mahlsdorf sollte damit beendet sein.

Was ist darüber hinaus an geschichtlichen Daten überliefert?

Hier das Wesentlichste: 1495 war Mahlsdorf nachweislich ein Kirchdorf. 1546 wurde eine Mühle genannt. 1722 zählte man 10 Feuerstellen, 1 Rittergut und die Mühle. Einwohnerzahlen sind erst für das 18./19. Jahrhundert bekannt. So hatte Mahlsdorf 1709 9 Bauern und 2 Kossäten. Das waren 22 Mann von 12 bis 60 Jahren. Frauen, Kinder und Greise wurden nicht aufgeführt. 1861 lebten 162 Personen in 16 Wohngebäuden. Das Solms´sche Rittergut war inzwischen aufgelöst worden. Schließlich erreichte der Ort im Jahr 1905 mit 243 Einwohnern seine höchste Bevölkerungszahl. 1927 gründeten die Mahlsdorfer eine Freiwillige Feuerwehr. Ein Volksschullehrer unterrichtete die schulpflichtige Jugend in der einklassigen Landschule.

Die höchste Erhebung der langgestreckten Mahlsdorfer Feldmark am Flämingrand ist mit 144 Metern der Schwarze Berg. Er kann mit den Krausnicker Bergen, ebenfalls 144 m hoch, konkurrieren, nur fehlt ihm der Aussichtsturm.

Lit.: BNB 7, Weimar 1991, S. 88. HOL NL 1, S. 87f., 149. HOL BB 10 JB-LW, S. 339-341. LHK 32 (2000), S. 12-14.

Dr. Michael Bock