Erinnerung an den Teerofen bei Krausnick[5]
Bernhard Heinz Witzsch, Freiwalde
Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein waren Teerschwelereien auch in unserer Region mehrfach vorhanden. Picher übten ihre Tätigkeit auf der Grundlage eines landesherrlichen Privilegs oder für einen Rittergutsbesitzers aus. An zwei dieser Teeröfen in den Gemarkungen von Krausnick und Groß Wasserburg soll hier erinnert werden. 1820 war ein „Pechofen“ am heutigen Pichersee noch in den Kartenwerken Preußens (Deckerschen Quadratmeilenblätter) verzeichnet und an den Meiler nahe der Brandförsterei erinnert ein kleiner Rastplatz.
Ein kurzer Abriss zeigt das Werden und Vergehen dieses Handwerkes beispielhaft:
Die Herstellung des Pechs übernahmen die Pechsieder indem sie Rohharz siedeten und so zu Pech verarbeiteten. Eine strikte Arbeitsteilung zwischen dem Picher und Pechsieder hat es in unserer Region nicht gegeben haben. Vielmehr war der Picher nicht nur Harzsammler, sondern meist auch Besitzer des Teerofens. Dadurch bürgerte sich eine einheitliche Bezeichnung als Picher ein. Neben dem gesammelten Harz wurde aus dem harzhaltigen Kiefernholz Pech durch Schwelen hergestellt, das über eine Rinne des Ofens nach außen floss. Seine schwarze Färbung erhielt das Pech durch den freigesetzten Kohlenstoff des Holzes bei seiner Verschwelung. Zum Bau des Meilers[4] wurden ca. 5 Tage benötigt und von der Bestückung des Teerofens bis zum Abfluss des ersten Pechs vergingen dann nochmals 3 Wochen. Also alles in allem eine langwierige Tätigkeit. Die Standorte der Meiler waren auch mit Bedacht gewählt. Nahe am Wasser und am Rand des Waldes gelegen waren die günstigsten Standorte. Auch der Pechofen in der Nähe des Luchsees bestätigt diese Feststellung. Zumal der Luchsee vor 200 Jahren noch fast bis an den heutigen Fahrweg, nahe der Pechhütte, heranreichte. Eine Zerstörung der Waldbestände hatte die Pechbrennerei nie zur Folge, denn es durften nur schlechte Baumstämme, Wurzelstöcke oder Baumbruch verwendet werden. Natürlich, wenn es der Markt erforderte, fielen dem Gewinn auch einmal ein paar Kiefern zum Opfer. Grundprodukte waren Holzteer, Pech und Kienöl die als Ausgangsstoffe ihre Verwendung für Lampenbrennstoff, Dichtmittel für Fässer und im Schiffsbau, bei der Papierherstellung, Schmiermittel für Wagenachsen oder Einreibemittel bei Gelenkschmerzen fanden. Die beim Schwelvorgang entstandene Holzkohle wurde hauptsächlich an Schmiede verkauft. Ferner war der Ruß ein wichtiger Bestandteil zur Herstellung von Druckerschwärze. In Dokumenten finden sich Hinweise dafür, dass der Teerofen Pichersee zu Beginn des 19.Jahrhunderts Werften und Reedereien in Hamburg mit seinem Pech belieferte. Warum verschwanden aber die Teeröfen? Einfach gesagt: „Die Kohle verarbeitende Industrie war ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der Lage diese Teererzeugnisse schneller, preisgünstiger und in erforderlichen Mengen herzustellen. Auch Holz wurde nicht mehr benötigt.“
Übrigens, die Försterei Pichersee blieb bis 1992 in staatlicher Hand. Erst dann erfolgte ein Verkauf und es entstand das Gestüt am Pichersee.
[1] Deutschland-Bildheft, Der Unterspreewald Nr. 282
[2] BLHA Rep37 KWH Nr.1906
[3] Franz Müller, Heimatkalender 2005 Königs Wusterhausen, S. 120 ff
[4] vergl. Alwin Arndt, Die Teerschweler, Niederlausitzer Mitteilungen, XIX. Band, 1929
[5] Foto vom Autor