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Amtsblatt für die Stadt Spremberg/Grodk – Spremberger Anzeiger
Ausgabe 13/2024
Seite 2
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Liebe Sprembergerinnen, liebe Spremberger,

heute ist Volkstrauertag. Wieder so ein Tag für Sonntagsreden. Politiker halten Reden und machen dazu ein besorgtes Gesicht. Die Toten mahnen. Nie wieder. Alles wie immer …, oder doch nicht?

Die Zeit der Sonntagsreden ist vorbei, jeder muss sich daran messen lassen, was er oder sie sagt und wie dann tatsächlich gehandelt wird.

Bald wählen wir wieder. Für mich persönlich wird die Frage, welche Partei oder welches Bündnis sich mit welchen Plänen für Frieden in Europa einsetzt, diesmal von großer Bedeutung für meine Entscheidung sein. Wer schützt uns vor Krieg? Wer setzt auf Wahlerfolg mit immer mehr Geld für Waffen? Diese Waffen töten! Den Waffen ist es auch egal, wen sie treffen, den Waffenhändlern auch. Hauptsache Gewinn. Macht uns das sicherer?

Es gab vor gar nicht so langer Zeit, etwas mehr als 35 Jahre ist es her, den Traum: Schwerter zu Pflugscharen. Mit Pflügen lässt sich aber bestimmt nicht so viel Gewinn machen wie mit Waffen. Die halten ja auch viel länger, denn damit kann man ja nicht in den Krieg ziehen.

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird auch ernsthaft in Betracht gezogen. Was war ich glücklich, als das für meine Enkel ausgeschlossen war. Nun bedrückt es mich wieder. 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr, dazu Strukturmittel für einen Bundeswehrstandort. Für Schulen: Null!

Nun bin ich nicht die Frau, die an den Umständen verzweifelt, schon gar nicht in Spremberg/Grodk. Noch haben wir die Kraft, selbst zu gestalten. Das müssen wir uns erhalten, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, klug entscheiden. Geld horten, das ziehen ja einige in Erwägung, hilft uns nicht weiter. Tun wir das, was mir auf Bundesebene fehlt: investieren wir in unsere Zukunft, in Schulen, Kitas, Dorfgemeinschaftshäuser, Sportstätten, Straßen, Brücken, Vereine. Bauen wir weiter an unserem schönen Spremberg/Grodk. Aber: auch ich muss mir selbst oft gut zureden: gib nicht auf sondern gib alles! Damit bin ich nicht allein. Viele denken so. Viele Briefe und Emails erreichen mich dazu. Es drängt die Menschen, sich zu vergewissern, dass sie mit ihren Zweifeln nicht alleine sind, dass es möglich ist, gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Kommunalpolitik ist die konkreteste Politik. Das ist gut so. Keine Zeit für Sonntagsreden, die will keiner hören. Es lohnt sich aber anzuhören und anzuschauen, was beraten und beschlossen wird in den Ausschüssen der Stadt Spremberg/Grodk. Bilden Sie sich eine eigene Meinung, was nützt uns allen? Am meisten! Denn allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann.

Am kommenden Sonntag ist Totensonntag. Gemeinsam mit meiner Familie werde ich das Grab meiner Eltern besuchen und an sie denken. Und dankbar sein.

Ihre sehr nachdenkliche Bürgermeisterin
Christine Herntier