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Stolpner Anzeiger - Amtsblatt der Stadt Stolpen mit den Ortsteilen
Ausgabe 7/2025
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Stadt Stolpen setzt Idee von Johannes Venus um: Anna Bank feierlich eingeweiht

Bei sommerlichem Wetter versammelten sich zahlreiche Wanderfreunde und Geschichtsinteressierte zur feierlichen Einweihung der Anna Bank, einem neu geschaffenen Rastplatz an der Wesenitz nahe der Kälberbrücke in Stolpen.

Die Idee dazu stammt vom Stolpener Bürger Johannes Venus, der sich mit seinem Vorschlag an die Stadt wandte. Die Stadt Stolpen griff den Impuls engagiert auf, stellte die Weichen für die Umsetzung und warb erfolgreich 90 % Fördermittel ein. Der Bauhof setzte das Projekt mit viel handwerklichem Gespür um und schuf eine stimmungsvolle Sitzecke inmitten der Natur, an einem Ort mit tiefem historischem Hintergrund.

Ausgehend vom Marktplatz führte der gemeinsame Wanderweg über den Burgberg, den Badweg und durch die Hohle bis zur neuen Anna Bank, ein gelungener Ort der Erinnerung, des Innehaltens und ein sichtbares Zeichen für das gute Zusammenspiel von Bürgersinn und kommunalem Engagement.

Nach dem Ankommen wurde bei einem gemeinschaftlichen Picknick nicht nur der Ausblick, sondern auch der Austausch genossen. Die Teilnehmenden stärkten sich mit Kuchen, Gebäck und Erfrischungen, ehe Johannes Venus die tief bewegende Geschichte hinter dem Namen "Anna Bank" erzählte. Anna, eine Magd aus Stolpen, wurde Opfer der Willkür und Begierde des Großgrundbesitzers Militzer. Während ihr Mann Johann in den Krieg geschickt wurde, blieb Anna schutzlos zurück. Nach der Geburt eines unehelichen Kindes, das sie in ihrer Not tötete, wurde sie brutal verurteilt: gemäß damaligem Aberglauben im Sack mit einem Hahn, einer Katze und einer Schlange in der Wesenitz ertränkt. Diese tragische Begebenheit, einst beinahe vergessen, fand durch Johannes Venus und sein Engagement neue Aufmerksamkeit. Zum Abschluss der Veranstaltung berührte ein szenischer Ausschnitt aus dem Theaterstück „Sühne“ – aufgeführt von Mitgliedern seiner Theatergruppe – die Zuschauer zutiefst. Der kurze Akt ließ Annas letzte Stunden auf eindrückliche Weise lebendig werden. Die Anna Bank ist damit weit mehr als nur ein Platz zum Ausruhen – sie ist ein stiller Gedenkort, der an die dunklen Seiten lokaler Geschichte erinnert und zum Innehalten einlädt. Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten für einen Nachmittag, der die Kraft der Gemeinschaft, die Schönheit der Natur und die Bedeutung des Erinnerns eindrucksvoll vereinte