Entsprechend der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" (NBS) der Bundesregierung soll sich die Natur auf 2 % der Landesfläche wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Insgesamt sollen 10 % der Landeswaldflächen (NWE 10) aus der Bewirtschaftung genommen und als Wildnisgebiete ausgewiesen werden. In Brandenburg soll es insgesamt 60.000 Hektar Wildnis geben, etwa die Hälfte davon ist vom Bund bereits anerkannt. Vorschläge für weitere Flächen werden derzeit erarbeitet und geprüft. Große Bereiche im Spreewald könnten dadurch zu Wildnis gebieten werden. Klingt gut? Leider Nein!
Was sind Wildnisgebiete?
Verwildernde Natur ohne Menschen!
Wildnisgebiete sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten.
Was ist ein Biosphärenreservat?
Naturschutz mit dem Menschen, durch den Menschen und durch eine nachhaltige Bewirtschaftung!
Der Spreewald ist Teil eines weltweiten Netzes von 738 Biosphärenreservaten (August 2022). Die Grundidee entstammt dem UNESCO-Programm "Man and biosphere" (MAB, deutsch: Mensch und Biosphäre) mit dem Ziel, historisch gewachsene Kulturlandschaften beispielhaft zu schützen und nachhaltig zu entwickeln.
Das Biosphärenreservat Spreewald ist ein kleinflächiges Mosaik historisch gewachsener Landnutzungsformen; eine Kulturlandschaft mit verschiedenen Lebensräumen: Wiesen, Weiden, Ackerflächen, Hofstellen, Erlenforsten und vielem mehr. Die Spreewälder leben hier seit vielen Generationen in engem Einklang mit der Natur. Sie haben diese Kulturlandschaft gestaltet, genutzt und geschützt.
Grundsätzlich sieht die Verordnung des Biosphärenreservats mehrere Zonen mit verschiedenen Schutzstatus und Nutzungsarten bzw. Nutzungsbeschränkungen vor. Es gibt bereits Flächen, die der Natur überlassen werden: die Kernzonen (Schutzzone I). In den weiteren Schutzzonen wird die Kulturlandschaft nachhaltig genutzt. Dazu gehört auch die Gewässerpflege, die Uferpflege, die Bewirtschaftung der Forste, die Landwirtschaft und vieles mehr.
Jedes Jahr kommen zahlreiche Gäste und geben der Region ihre wirtschaftliche Basis.
Der Spreewald ist deshalb als Wildnisgebiet nicht geeignet! Es widerspricht sich.
Ohne Nutzung und Pflege wird der Hochwald als Wald nicht überleben, wird die Artenvielfallt sinken, wird Erlebbarkeit erschwert und wird diese wertvolle Kulturlandschaft verloren gehen.
Die Bürgerinitiative ist nicht gegen Wildnisprojekte. Wir sind für Naturschutz und Artenvielfallt. Im Spreewald erreicht man dies besser durch eine nachhaltige Nutzung.
Die Ziele und Gebote in der Verordnung des Biosphärenreservats Spreewald (NatSGSpreewV § 5) stehen den Naturschutzzielen des Wildniskonzepts klar entgegen.
Ein weiterer Aspekt ist die zur Verfügung stehende Wassermenge der Spree. Der Spreewald wird zukünftig kontinuierlich mit Wassermangel zurechtkommen müssen (Tagebaufolgeflächen als Konkurrenz, Klimawandel). Gleichzeitig muss zunehmend mit Hochwasserereignissen gerechnet werden. In allen Situationen ist der spreewälder Wasserhaushalt politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen unterworfen. Auch diese Problematik passt nicht mit dem Prinzip eines Wildniskonzeptes zusammen. Die Natur ist hier nicht nur Natur. Für zukünftig entstehende Schäden würde niemand die Verantwortung tragen.
Die Bürgerinitiative „Spreewald statt Wildnis“ ist ein Zusammenschluss zahlreicher und unterschiedlichster Menschen dieser Region aus verschiedensten Ortschaften im gesamten Spreewald: Anwohner (Spreewälder), Betreiber aus Hotellerie und Gastgewerbe, Fährleute und Häfen, Vermieter von Fahrrädern und Paddelbooten, Fischer, Jäger, Angler, Landwirte und viele mehr.
Uns alle vereint die Sorge der Auswahl von Wildnisgebieten im Spreewald. Wir möchten frühzeitig Bedenken anmelden und aktiv in der Diskussionsphase „NEIN“ sagen.
Derzeit wird behauptet, dass lediglich die Bewirtschaftung der Waldflächen eingestellt wird. Es würden keine weiteren Schutzgebiete ausgewiesen oder sonstige Einschränkungen entstehen. Die Größen der neu geplanten Wildnisgebiete zusammen mit den angrenzenden bestehenden Kernzonen geben aber auch eine Grundlage für Wildnisgebiete im Sinne der Wildniskriterien des Bundes NWE 10+2%, mit massiven Verboten und sehr harten Abriegelungsgrenzen.
Es geht uns alle an!
www.spreewald-statt-wildnis.de
Januar 2023, Schlepzig, Lübben, Lübbenau, Burg