Einige eifrige Leser des Mitteilungsblattes sprachen uns einfach an, wieso der FVV keine Beiträge mehr verfasst, obwohl soviel geleistet wird?!
Tja, einfach keene Zeit dafür!
Jetzt allerdings, wo die Tage kürzer sind als die Nächte, bleibt für uns auch Zeit zum Zurücklehnen und -blicken. Im Hinterkopf rumort es aber schon wieder - so ein Vereinsjahr hat keine Auszeit! Nach der Saison ist vor der Saison und für manche Projekte ist immer Saison! Nach der Fastnacht findet traditionell unsere Mitgliederversammlung statt, wo Auswertungen und Planungen auf der Tagesordnung stehen. Anfang März, wo noch alles schläft, fangen wir langsam an, uns stärker zu bewegen. Die Heimatstube wird jetzt öfter geheizt und gelüftet damit zum traditionellen Ostereier bemalen, alles in bester Ordnung und richtig gemütlich ist.
Während man dort in warmer Stube bei Plinsen und Kaffee verweilt, fangen die Fährmänner an, die Kähne aus dem Winterschlaf zu holen. Am besten mit heißem Teer – dann sind sie alle wach. Liegen die ersten Kähne zum Quellen im Wasser, wird parallel schon nach einer langen Birke Ausschau gehalten – meistens mit Erfolg. Der „Tanz in den Mai“ wurde nun auch in Neu Zauche wiederbelebt und ist wichtiger Bestandteil hier im Ort. Zum Stellakt des Maibaum's, schwingt die Jugendtanzgruppe in traditioneller Tracht das Tanzbein, während auf dem Grill die Steaks brutzeln und frisches Bier gezapft wird.
Früher fand, vor gut 40 Jahren, das Maibaumstellen gegenüber der Kirche, am Dorfkonsum statt. Heute ist der gemeindliche Sportplatz dafür auserkoren worden. Spätestens wenn der Mai eingeläutet wurde, geht die Zeit der schönen Kahnfahrten los.
Hochwaldkahnfahrten mit viel Ruhe oder ganz individuell. Kahnfahrten zur Pohlenzschänke, nach Eiche, Wotschowska, Leipe oder Lehde.
Alles Ziele die die Neu Zaucher Fährleute allein mit Muskelkraft erreichen. Wie vor 100 Jahren – einfach herrlich im Kahn lautlos und naturnah übers Wasser zu gleiten und den wissenswerten, alten und neuen Heimatgeschichten des Fährmanns zu lauschen.
Das Team der Heimatstube hingegen bereitet sich auf viele Auftritte in der Region vor, um den Spreewald zu präsentieren. Ob Handwerker-, Bauernmärkte oder Stadtfeste ... zu bewundern sind liebevoll gepflegte Trachten aus dem Neu Zaucher Arbeitsleben, für festliche Anlässe die Festtagstracht und auch Handwerk wie einst geleistet.
Die Neu Zaucher Heimatstube ist immer einen Besuch wert. Wenn man dort hineinkommt, fühlt man sich sofort wie zu Großmutters Zeiten – mit echter Küche, der guten Stube, heißem Kaffee aus Sammlertassen und einer Ausstellung die einem Museum in nichts nachsteht!
So vergehen die Sommertage in unserer Heimat, geprägt von langen Hitzeperioden mit wenig Niederschlägen. Der zweite große Akt ist das Spätsommerfest am Hafen. Ursprünglich als Saisoneröffnung am 1. Mai gefeiert, mussten wir aufgrund der wunderbar brütenden Vielfalt im Biosphärenreservat, den Plan ändern und haben uns für das späte Sommerfest entschieden.
Mit großem Erfolg bis heute. Jedes Jahr wird dieses Fest so gut besucht, dass wir darauf stolz sein können. Hausgemachter Kuchen, frischer Kaffee, Schmalzschnieten, Feines vom Grill, echte Blasmusik, Spreewälder Tänze, Traditionshandwerk, Kinderspaß, Schnupperkahnfahrten für nen schmalen Taler und zu guter Letzt frisch Gezapftes vom Schankstock.
In den vergangenen Jahren war Petrus uns stets wohlgesonnen und viele fleißige Helfer an unserer Seite. Das soll auch so bleiben! … und nach den Festen? Abräumen! Zumindest draußen am Hafen. Ab 19 Uhr ist alles so unberührt wie am frühen Morgen. Ein echter logistischer Aufwand der zur Tradition geworden ist und jedem von uns, richtig was abverlangt. Deswegen geht es auch ohne fremde Hilfe nicht. Jährlich versuchen wir das Engagement zu würdigen und so luden wir zum Dankeschön in diesem Jahr zu einem gemütlichen Abend im Jugendclub. Bei leckerer Haxe und fröhlichem Getränk, ließ sich ein angenehmer Blick auf das Jahr werfen. Zum Auftakt des Abends hatte unser Gast Eugen Nowak, seines Zeichens Leiter des Biosphärenreservats, etliche informative Sachverhalte, Neuigkeiten und Wissenswertes zu berichten. Im Laufe des Abends wurden wunderschöne Aufnahmen des Spreewalds aus längst vergangenen Zeiten präsentiert und auch jede Menge Unterhaltsames dazu ausgetauscht.
Nicht zuletzt dienen diese Abende dem Zusammenhalt und der Ideenfindung. Denn nach dem Fest, ist vor dem Fest!
Wer nun meint, dass wir im Verein noch Zeit haben – dem sei an der Stelle versichert, dass wir uns diese nehmen. Für das Hafenkonzept zum Beispiel. Nach langwierigem Ausarbeiten eines vorschriftsmäßigen Konzepts, ist die Fassung inzwischen durch alle Instanzen unterschriftsreif und damit die Zukunft des Neu Zaucher Hafens gesichert.
Oder Zeit um immer wieder Wartungsarbeiten am Hafen umzusetzen. Sei es den WC-Container mit Hilfe von Gemeindemitteln fertig zu stellen, den Steg instand zu halten, Flächen zu pflastern oder einfach nur den Rasen zu mähen ...
Oder Zeit um neue Mitglieder zu werben und zu begrüßen! Wir haben nämlich nicht nur Zuwachs an Mitgliedern bekommen, sondern auch einen weiteren Kahn mit echtem Fährmann!
Oder Zeit um das Netzwerk mit regionalen Tourismusverantwortlichen zu pflegen, Zeitungsartikel zu verfassen oder nach und nach endlich all die tollen Projekte umzusetzen, die aus Zeitgründen nur in den Köpfen existieren!
In diesem Sinne bleibt es spannend. Denn Zeit hat man immer nur, wenn man sie sich nimmt!