Wir hatten in unserem Verein Wußwerker Freunde e.V. festgestellt, dass wir gern mehr über die Geschichte der Sorben/Wenden wissen möchten und auch über die sorbischen/wendischen Bräuche, ihre Entstehung, ihre Bedeutung und darüber, welche sorbischen/wendischen Bräuche es neben den allseits bekannten noch gibt. Deshalb haben wir zusammen mit der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur zwei Vorträge organisiert. Der erste Vortrag zum Thema Geschichte fand am 3. April im Wußwerker Gemeinderaum statt. Es sollte darum gehen, wie es die Sorben/Wenden über mehr als 1.000 Jahre geschafft haben, ihre Kultur und Sprache in der Lausitz zu bewahren. Die Ankündigung hatte viel Interesse geweckt, so dass die Veranstaltung sehr gut besucht war und im Gemeinderaum kaum ein Stuhl frei blieb.
Dr. Peter Schurmann vom Sorbischen Institut in Cottbus bot in seinem Vortrag einen interessanten Überblick. Er ging zunächst auf die Siedlungsgeschichte ein, woher die Slawen kamen und welches Gebiet die slawischen Stämme etwa ab dem 6. Jahrhundert besiedelten. Im Gebiet der Niederlausitz waren es die Lusizer, sie bauten Burgwälle, von denen es auch heute noch Spuren gibt. In Raddusch kann man sogar einen komplett nachgebauten Burgwall bewundern. Dr. Schurmann erläuterte dann, welche Rolle die Sorben/Wenden im Mittelalter spielten, dass sie z.B. vor 1500 nicht in die Zünfte aufgenommen wurden und dass bereits im 17. Jahrhundert die Zurückdrängung des Sorbischen/Wendischen begann.
Später wurde die sorbische/wendische Sprache in der Schule und in der Kirche verboten. Besonders gravierend waren die Einschnitte während der Nazi-Zeit, die Domowina wurde verboten, sorbische/wendische Pfarrer und Lehrer wurden kontrolliert, in rein deutsche Gebiete versetzt oder eingesperrt. Dr. Schurmann beschrieb dann die Entstehung sorbischer/wendischer Instutionen, Schulen, Zeitungen etc. nach dem 2. Weltkrieg und die Minderheitenpolitik der DDR und beendete seinen Vortrag mit einer kurzen Darstellung der aktuellen Situation. Die Möglichkeit, anschließend Fragen an den Referenten zu stellen und miteinander zu diskutieren, wurde rege genutzt und wir haben gemerkt, dass wir mit der Themenauswahl ins Schwarze getroffen hatten.
Wir setzen diese Reihe fort und laden schon jetzt zum nächsten Vortrag am 22. Mai 2025 um 18.00 Uhr in den Gemeinderaum in Wußwerk ein. Ute Henschel, Ethnologin und Direktorin der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur wird über sorbische/wendische Bräuche im Jahreslauf sprechen und der Frage nachgehen, wo die Wurzeln der Bräuche liegen und was dazu führte, dass einige Bräuche mittlerweile nur wenig bekannt oder auf wenige Dörfer beschränkt sind und andere dagegen überall in der Niederlausitz gepflegt werden.
Jeweils am zweiten Freitag des Monats treffen sich die Wußwerker Frauen bei Paule zum Ladies-Abend. Mal sind es mehr, mal sind es weniger, im Sommer sitzen wir bei schönem Wetter unter dem Kirschbaum am Dorfteich, manchmal reden wir einfach nur über Gott und die Welt oder spielen Rommé. Und manchmal nehmen wir uns etwas Besonderes vor. Dafür bietet sich die Zeit vor Ostern ja an. Einige Frauen kamen schon vor einer Weile auf die Idee, wir könnten ja gemeinsam Ostereier nach sorbischer/wendischer Tradition bemalen. Es gibt Familien, die das jedes Jahr machen, es gibt aber auch viele, die das gern einmal ausprobieren möchten. Es sollte gar nicht darum gehen, in kürzester Zeit zum Profi zu werden, sondern einfach darum, gemeinsam diesen schönen Brauch zu pflegen und dabei Spaß zu haben. Also gesagt, getan. Am 11. April wurde Paule zur Kreativwerkstatt. Das Interesse war so groß, dass der Platz kaum reichte und wir uns fürs nächste Mal wahrscheinlich eine Alternative ausdenken müssen.
Wir hatten eine ganze Menge Farbtöpfe vorbereitet, Stövchen mit Wachs standen auf den Tischen und die, die noch nie Ostereier auf diese Art bemalt haben, ließen sich zeigen, wie man mit einer an einem Stift befestigten Stecknadel und aus Federn zurecht geschnittenen Dreiecken und anderen Formen schöne Muster aufs Ei zaubert. Wir nutzten zwei verschiedene Techniken, zum einen die Wachsbatiktechnik oder Wachsreservetechnik, bei der zum Schluss das Wachs wieder entfernt wird, und zum anderen die Wachsbossiertechnik, bei der das Ei mit farbigem Wachs bemalt wird, das am Ende auf dem Ei bleibt. Schnell verbreitete sich im Raum der besondere Duft von Bienenwachs und alle saßen konzentriert an ihren Plätzen und tupften wunderschöne Muster auf die Eier. Sogar ein paar Weihnachtskugeln mussten dran glauben und sind nun einfach einmalig.
Wenn die Eier aus dem Farbbad genommen wurden, wurde es immer spannend, wie die Farben wirkten, denn viele Eier wurden gleich mehrfarbig gestaltet. Mit viel Geduld wurde bei den Eiern in der Wachsbatiktechnik das Wachs entfernt. Dabei wurde es ziemlich ruhig im Raum, denn die Kerzenflamme sollte sich möglichst wenig bewegen, damit kein Ruß aufs Ei kommt. Am Ende waren alle sehr stolz auf ihre Kunstwerke, denn das sind die Eier wirklich, von denen man einen Teil auf dem Foto sehen kann.
Beim Malen kamen auch weitere Vorschläge auf, wie wir unsere Ladies-Abende gestalten können. Die bemalten Weihnachtskugeln brachten uns z.B. auf die Idee, dass wir ja nicht unbedingt bis Ostern im nächsten Jahr warten müssen, sondern auch vor Weihnachten wieder kreativ werden und Weihnachtskugeln bemalen könnten. Und bestimmt sind dann auch andere Wußwerkerinnen dabei, die wir neugierig gemacht haben und die diesmal nicht dabei sein konnten. Wir freuen uns drauf.