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Mitteilungsblatt – Amtsblatt für das Amt Lieberose/Oberspreewald
Ausgabe 9/2024
Mitteilungen der Gemeinden/Stadt
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Byhleguhrer Hahnrupfen 2024

Der sorbische/wendische Brauch des Hahnrupfens lässt sich auf ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual der slawischen Bevölkerung zurückführen. Ein alter Hahn wurde auf dem abgeernteten Getreidefeld geopfert, um für die Fruchtbarkeit des Ackers im kommenden Jahr zu sorgen. Noch bis ins 17. Jh. wurden Hähne dabei getötet. Auch heute noch findet der Brauch, aber, in stark abgemilderter Form statt.

Das Hahnrupfen konnte in Byhleguhre bis in die 60er Jahren gepflegt werden. Dann gab es durch den Einsatz der Traktoren kaum noch ausreichend Pferde im Dorf.

Voller Stolz wird seit 1991 der alte sorbisch/wendische Brauch des Hahnrupfens, umrandet mit einem schönen Fest, wieder durchgeführt.

Am 2. Samstag im August am Nachmittag 14:30 Uhr ertönten die Klänge der jugendlichen Blasmusikkapelle “Spreewälder Landbuben“.

Das war das Startsignal des Ausmarsches zum Festplatz „Am Kiesschacht“.

Die Moderation der Aktivitäten des Tages übernahmen Laura Brommke und Rainer Hebler.

Der Reiterwettkampf beim Hahnrupfen kündet von Geschicklichkeit der Reiter/in. Zuerst drehen sie ihre Runden, kurz vor dem, mit Eichenlaub geschmückten Tor, gehen sie in den Galopp und steigen aus ihren Sätteln.

Um einen gewissen Schwierigkeitsgrad zu erreichen werden die kleinen Trostpreise und der Hahn sehr hoch befestigt. Wer zuerst den Kopf erwischt, wird Erntekönig, wer die Flügel erhascht, wird zweiter und dritter König.

Die Siegerehrung erfolgte am frühen Abend und die, auch aus Eichenlaub für Reiter und Pferd gebunden Kränze wurden überreicht.

Den ersten Platz erkämpfte sich Tobias Richter und wurde somit Erntekönig. Damit ergab es der Brauch, dass sich der Erntekönig aus der Schar der teilnehmenden Frauen und Mädchen seine Erntekönigin wählen durfte.

Die von ihm gewählte Erntekönigin wurde Joki Rudolpf.

Platz zwei ging an Dominik Kanter und Platz drei eroberte sich Robert Lies. Ihre Ernteköniginnen wurden Pauline Ruben und Sophie Stoppa.

Die Frauen und Mädchen in ihren schönen Trachten unterhielten derweil gemeinsam mit der Blasmusikkapelle den „Spreewälder Landbuben“ all die Besucher und Ansässigen mit Liedern und Tänzen.

Die „Spreewälder Landbuben“ haben uns bis in die frühen Abendstunden sehr gut unterhalten.

Beim sogenannten Männerkarren wird das schnellste Mädchen ermittelt: Das Mädchen, das einen „Junggesellen“ am schnellsten auf einem Leiterkarren ins Ziel bringt, wird Siegerin.

Früher wurden die sogenannten Leiterkarren vom Landwirt zum Heu - und Grastransport verwendet, später als „Froschkarren“ beim Dorffest - was aber heute nicht mehr Zeitgemäß ist.

Jetzt kommen diese Karren beim Männer- und Junggesellentransport zum Einsatz.

Natürlich gab es auch Stürze und Unfälle, die Karren kippten mit samt Mann ins Gras, was sehr zur Erheiterung der Besucher beitrug.

Hier gewann Lara Orbanz. Ihr Sieg wird ihr aber auch sicherlich einen schönen Muskelkater in den Oberarmen bescheren, denn die Männer und Junggesellen waren keine Fliegengewichte und das auch hier Wettkampfgeist herrschte, zeigten die Einzelteile der Leiterkarre des Traditionsvereins. Sie ist während eines Wettstreits in mehrere Teile zerbrochen. Doch tatkräftige und geschickte Mitglieder des Traditionsvereins Byhleguhre und Freunde werden sicherlich eine Reparatur hinbekommen.

Nächstes Jahr wird sie ja wieder gebraucht.

Ein weiterer Brauch ist das Hahnfangen, das mit einem lebenden Hahn veranstaltet wurde.

Doch hier gab es eine Änderung. Anstatt eines alten Hahnes wurde ein junger „Gockel“ in ein Hahnkostüm gesteckt. Und er, Alexander Waldeck, (ist ja überhaupt kein Gockel), hat es echt gut gemacht. Blitzschnell und super wendig konnte er die Schar der 11 Verfolger, bestehend aus den Reitern, eine Zeitlang austricksen und entkommen. So gewann er die Gunst der Zuschauer und wurde ihr „Gockel der Herzen“.

Die, an dem Hinterteil des Kostüms angenähten Hahnenfedern eroberte sich der Stuttgarter Student Christian Glöckler.

Er studiert im 4. Semester Agrarwissenschaften und ist Praktikant im „Viehstall“, einem Milchhof, die landwirtschaftliche Genossenschaft Byhleguhre e.G.

Obwohl er vorerst „nur“ „Gast auf Zeit“ in Byhleguhre ist, engagiert er sich toll bei der Vereinsarbeit des Traditionsvereins Byhleguhre - er ist eine echte Bereicherung und vielleicht bleibt er ja auch etwas länger hier.

Soviel Wettkampf und Sportsgeist macht hungrig und durstig. An den zwei Ausschankwagen des Vereins konnte der Durst gestillt werden.

Am Kaffee- und Kuchenstand des Traditionsvereins wurde heiß begehrter hausbackener Kuchen angeboten. „Die Qual der Wahl“ hatte Jeder bei der Auswahl von 20 Kuchen und Kleingebäck. ...und es gab auch die heiß begehrten Byhleguhrer Hefeplinse.

Bereits vor der Gründung des Traditionsvereins Byhleguhre im Jahr 1991, also vor über 33 Jahren rührte unser Uli, Ulrich Dahlick, den Hefeplinsteig nach altem Rezept ein und backt mit Freunden/innen und mit Leidenschaft die Plinse aus.

Das frisch gemahlene Mehl dafür stammt aus der Spreewaldmühle Burg, die frische Milch für den Plinsteig holt er extra „aus`m Viehstall“, dem Milchhof Byhleguhre.

Die weiteren Zutaten sind ebenso aus regionalem Anbau.

Für die herzhaften Gelüste und den Kuchen- und Plinsverweigerern hat die „Byhleguhrer Anglergemeinschaft „Kiesschacht“ “ die Verantwortung übernommen.

Mit gegrillten Steaks, Bouletten und Bratwurst wurde die Nachfrage gedeckt, es konnte der Hunger gestillt werden.

Und an dieser Stelle aber auch ein herzliches Dankeschön an die Anglergemeinschaft für die Pflege und Gestaltung des Kiesschachtes.

Verwahrlost und missbraucht hat der Kiesschacht in unmittelbarer Nähe einer LPG-Werkstatt die Jahre der DDR überdauert.

Durch viel harte Arbeit der Byhleguhrer Anglergemeinschaft ist ein wunderschönes Stück Natur entstanden.

Der von Laubbäumen umringte Teich, dem mit Kies aufgefüllten Badestrand, den Stegen, die geschmackvollen, selbstgebauten, rustikalen und überdachten Sitzgelegenheiten laden auch Nichtangler zum Verweilen ein.

Sie haben ein Kleinod in Byhleguhre geschaffen, einen Ruhepol aber auch Treffpunkt.

Gäste sind willkommen, doch nur wenn auf Sauberkeit und Ordnung geachtet und die Arbeit und Mühe der Anderen wertgeschätzt wird.

Seit einigen Jahren wird hier unser Hahnrupfen durchgeführt. Zum Gelingen dieses Festes trägt auch dieser schöne Ort dazu bei. Danke!

Für einen musikalischen Abend wurde DJ Robi engagiert. Es wurde bis in die Nacht hinein gefeiert und getanzt.

Um das Hahnrupfen definiert sich gerne ein ganzer Sommertag, mit großer Kaffeetafel im Freien und Reiterball mit Frauen und Mädchen in ihren wendischen Trachten, überall wird Gemeinschaft begünstigt und man bekommt auch das Verbindende mit, das lebende Traditionen doch auch auszeichnet.

Somit ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer, die engagierten und fleißigen Mitglieder des Byhleguhrer Traditionsvereins, deren Helfer und Helferinnen sowie Freunde und Freundinnen, die maßgeblich zum Gelingen des Festes beigetragen haben.

… und frühmorgens wird ein anderer Hahn als der gerupfte, der die Fruchtbarkeit im nächsten Zyklus sicherstellen soll, krähen.....

Für den Traditionsverein Byhleguhre
Martina Lilienthal