Überschwemmung der anliegenden Grundstücke Hochwasser 1957
Verschlammung der gefassten Quelle, Hochwasser 1957
Zerstörtes Bachbett an der Mündung Hochwasser 1957
Wasserholen am Tankwagen 1966
Pehnawasserfall in den Fünfzigern
immer wieder schauen viele jüngere Einwohner unseres Dorfes ungläubig, wenn es um das Thema unseres Baches geht. Sie sind erstaunt zu hören, dass die Pehna einst ein beschaulicher Dorfbach mit Fischbesatz gewesen sein soll, selbst Krebse gab es. Einst führte die Pehna klares, sehr kaltes Quellwasser und war für uns Kinder Spielplatz Nummer eins. Hier waren der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt. Es wurden Wasserräder und Staudämme gebaut, mit wenig Erfolg wurden Forellen gefangen, „Hascher“ über den Bach gespielt und Wettbewerbe darin veranstaltet, wer am längsten im kalten Wasser stehen konnte.
Die Pehna schlängelte sich durch unser Dorf auf einer Länge von ca 2,9 km. Sie entsprang unterhalb des Spitzberges und nahm vom Struppener Flur zwei kleine Rinnsale auf. In der Nähe der Niedermühle mündete der Waldbach in die Pehna.
Unser Bach gab den Bewohnern in der Vergangenheit Arbeit und Brot. So ist in der Chronik zu lesen, dass es im Laufe der Jahrhunderte vier Mühlen gab, die Niedermühle, die Obermühle, die Mittelmühle und die Bornmühle. Letztere erhielt ihr Wasser direkt aus der Pehnaquelle unter dem Spitzberg, dies prägte auch ihren Namen. Im Jahre 1558 wurde die Bornmühle erstmalig erwähnt, jedoch konnte diese nicht wirtschaftlich arbeiten, denn oft war der Wasserlauf zu gering. Die Chronik berichtet dazu: „Nach einem Jahrhundert lag sie als ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges wüsst und verfiel.“ Die Thürmsdorfer Kauf- und Gerichtsbücher verzeichneten mehrere Besitzerwechsel für diese Zeit. Im Steuerkataster von 1688 wird sie nicht mehr erwähnt. „Der Brunnen sollte versiechet sein und ist nicht wieder zu erlangen“, so die Chronik. Den Platz der früheren Mühle vermutet man im heutigem Grundstück Wiesengrund 4. Die zweite Mühle, die Mittelmühle, lag in der Mitte des Dorfes auf einer Gemeindewiese an einem Teich. Erstmalig wurde sie 1557 im Kaufbuch erwähnt. Das folgende Jahrhundert wechselten die Besitzer mehrmalig. Ab dem Jahre 1661 fehlte sie im Steuerregister und es ist folgender Vermerk zu lesen: „Welche öde und ganz wüste liegt und hiervon nichts zu gebrauchen ist.“ Es wird vermutet, dass es das Fischersche Grundstück war, heute das Grundstück Thürmsdorfer Straße 47. Die Obermühle liegt ca. in der Mitte des Pehnaberges. Im Jahre 1623 erhielt Barthel Schumann vom damaligen Rittergutsbesitzer die Erlaubnis zum Bau einer Mahlmühle. Jedoch gelang es ihm nicht diesen Bau auszuführen, er verkaufte diese „Baustatt“ drei Jahre später. Die Mühle wurde zwar durch den neuen Besitzer errichtet, es ist jedoch zu lesen, dass sie aus unbekannten Gründen nicht lange bewirtschaftet wurde und 1628 verkaufte man sie erneut. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Mühle vom Besitzer aufgeben. In den nächsten Jahrhunderten erfolgte mehrere Besitzerwechsel, bis sie schließlich im Jahre 1814 von Johann Gottfried Kräusel erworben wurde. Er ließ sie 1817-1818 neu errichten. Seine Initialen sind heute noch am Türsturz des Hauses zu lesen. Der Mühlenbetrieb wurde nach dem zweiten Weltkrieg eingestellt. Heute dient sie als Wohnhaus und wird um- und ausgebaut.
Die vierte Mühle ist die uns allen bekannte „Rahmmühle“ oder auch „Niedermühle“ genannt. Die Geschichte dieser Mühle beginnt bereits 1583, sie wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals ihre Besitzer, bis sie 1894 von Otto Rahm gekaufte und als Mahlmühle und Bäckerei betrieben wurde. Noch heute ist sie im Besitz der Familie Rahm und wird als Pension geführt.
Unterhalb der Obermühle bildete die Pehna einen Wasserfall, dieser ist etwa 8 m hoch und war zu unserer Kinderzeit ein touristischer Anziehungspunkt. Leider ist heute nur noch ein Rinnsal zu sehen.
Die Gemeinde Thürmsdorf erhält im Jahre 1853 die Fischereirechte im Bach, im Gegenzug muss diese, die am Bach vorhandenen Stege und Brücken unterhalten.
Mit Vertrag vom 21. Juli 1899 wurde das Quellwasser vom Gutsbesitzer August Kühn an die Gemeinde zum Zwecke des Baues der Wasserleitung, gegen eine Leibrente verkauft.
Ebenfalls wurde 1899 dieser dann auch für die Gemeinde und das Rittergut beschlossen. Das gesamte Wasser nahm die Bevölkerung bis dahin direkt aus dem Bach. Der Kostenvoranschlag für den Bau der Leitung belief sich auf 19000 Mark. Am Ende des Baues waren 28000 Mark aufgelaufen. Anfang Dezember 1899 ging die Leitung in Betrieb und es fand ein kleines Fest statt. Die gesamte Länge der Wasserleitung betrug 2589 m, die Steigrohrleitung zum Bassin 45 m, welches 50 cbm fasste. Zur Förderung des Wassers kam ein Heurekawidder der Firma Merkel jun. Dresden zum Einsatz, der 1933 durch einen neuen ersetzt wurde. Der Wirkungsgrad eines Widders betrug ca. 20 %. Gleich am Anfang schlossen sich 35 von 65 Hausbesitzer an das Wasserleitungsnetz an.
Als 1966 die Quelle der Pehna durch bergbauliche Arbeiten der SDAG-Wismut versiegte, wurde die Bevölkerung bis zur Errichtung einer provisorischen Leitung über Tankautos mit Trinkwasser versorgt. Die zu dieser Zeit im Bach noch lebenden Forellen setzten Angler in die Kirnitzsch um. Die Wismut wurde zu DDR-Zeiten gesetzlich verpflichtet, eine Speisung der Pehna mit Ersatzwasser vorzunehmen, stellte diese jedoch im Jahr 2013 ein. Mit einem Gerichtsurteil von 2019 hat die Wismut GmbH, die Pehna weiterhin zu speisen und dafür Sorge zu tragen, dass in unserem Bach Wasser fließt.
Heute ist unsere Pehna leider nur noch ein kleines Bächlein. Es ist kaum vorstellbar, welch malerischen Anblick sie einst bot.
Doch auch in unserer heutigen Zeit hat sie ihre Tücken. Starke Regenfälle führten im Jahre 2021 wiederholt zu erheblichen Schäden am Bachbett und den angrenzenden Grundstücken.
| Quellen: | |
| - | Auszug aus „Thürmsdorfs 500-jähriger Geschichte“ |
| - | „Die Mühlen der Sächsischen Schweiz“ Berg &Naturverlag Rölke |
| - | Aufzeichnungen aus der Ortschronik v. Erich Huhle |
| - | Private Bildersammlung von Thürmsdorfer Bürgern |