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Mitteilungs- und Amtsblatt der Gemeinde Struppen und der Ortsteile
Ausgabe 3/2025
Vereinsnachrichten
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a girls forest - Robert-Sterl-Haus

„Sweet Nothing“ (Detail), 2024 und „Shot on my Samsung SGH-E370 2009“ (Detail), 2024, von der Künstlerin Melina Braß in der aktuellen Robert-Sterl-Preis-Ausstellung „a girl’s forest“, Foto: Melina Braß

Die Kunst der Pubertät -

Meisterschülerin der HfBK Dresden erhält Robert-Sterl-Preis

Das ist neu. Es ist 2025 und noch immer wird die Ausstellung der Robert-Sterl-Preis-Trägerin 2024 im Robert-Sterl-Haus in Naundorf (Struppen) gezeigt. Der Grund ist die neue Winteröffnungszeit des Museums, die nach einem erfolgreichen Testlauf im Winter 2023/24, nun fortan regulär gilt. Jetzt stehen seine Türen auch von November bis April für alle Kunstinteressierten offen – immerhin zwei Tage, Donnerstag und Samstag. Einer der Vorteile der erweiterten Öffnungszeiten ist die Möglichkeit, Ausstellungen länger als bisher zu zeigen. Ganz besonders betrifft dies die jährlich stattfindenden, sogenannten Robert-Sterl-Preis-Ausstellungen, die von den jeweiligen Preisträgerinnen und -trägern des ebenfalls jährlich vergebenen Robert-Sterl-Preises ausgerichtet werden. Bisher nur auf fünf bis sechs Wochen ausgelegt, können junge, talentierte Meisterschülerinnen und -schüler der Hochschule für Bildende Künste Dresden nun – ganz im Sinne Robert Sterls – die komplette Winterzeit für die Präsentation ihrer Kunst nutzen. Als erstes konnte davon die Trägerin des Robert-Sterl-Preises 2024, Melina Braß, profitieren, deren Ausstellung „a girl’s forest“, frei übersetzt „der Wald eines Mädchens“ noch bis zum 13. April 2025 im Robert-Sterl-Haus zu sehen ist.

Ausgehend vom Standort des Robert-Sterl-Hauses am Malerweg in der Sächsischen Schweiz greift die Künstlerin in ihrer Ausstellung mit dem Wald bewusst ein Sehnsuchtsmotiv der Romantik auf. Dieses überträgt sie in die Gegenwart und übersetzt es in ein Sinnbild der menschlichen Sehnsucht und Unsicherheit gleichermaßen. Dieses und weitere romantische Symbole der Sehnsucht einbeziehend, legt Melina Braß in ihrer Ausstellung den Fokus auf die Zeit der Pubertät und damit auf eine Lebensphase des Menschen, die besonders stark von Emotionen, Sehnsüchten und Unsicherheiten geprägt ist. So verwandelt die Künstlerin die Sonderausstellungsfläche des Robert-Sterl-Hauses mithilfe einer Mischung aus natürlichen und synthetischen Materialien installativ in einen Wald, in den sie autobiografisch geprägte Erinnerungsbilder von Hoffnungen und Wünschen als Heranwachsende collageartig und in verschiedenen Medien einfügt, problematisiert und auf deren Ursprung hin befragt. Hiermit schafft sie im wahrsten Wortsinn „den Wald eines Mädchens“ („a girl’s forest“). Doch bleibt sie dabei nicht bei der Wiedergabe persönlicher Erfahrungen stehen. Gleichzeitig eröffnet sie die Frage, inwiefern bestimmte Vorstellungen auf kollektive Erfahrungen zurückzuführen sind und dementsprechend gleichzeitig individuell und allgemeingültig sein können.

Der sogenannte Robert-Sterl-Preis wird seit 1997 jährlich von den Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden vergeben. Als Verwalter des Nachlasses von Robert Sterl und Träger des Robert-Sterl-Hauses ist den Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden bis heute die Förderung junger künstlerischer Talente ein wichtiges Anliegen. Neben einem vierstelligen Preisgeld schließt der Preis eine eigene Ausstellung im Robert-Sterl-Haus ein.

Melina Braß konnte die Fachjury mit ihren mit einfachen künstlerischen Mitteln erschaffenen, autobiografischen Werken in der Tradition des Realismus überzeugen. Die Preisträgerin, aufgewachsen in einem kleinen, eher ländlich geprägten Ort, begann ihr Studium der Bildenden Kunst an der HfBK Dresden 2015. Geprägt wurde ihr Studium durch die Fachklasse für Bildhauerei von Prof. Wilhelm Mundt, einem Auslandssemester in Kopenhagen/Dänemark und der Fachklasse für Übergreifendes künstlerisches Arbeiten von Prof. Nevin Aladağ. 2020 verlegte sie ihre Studien an die Hochschule für Grafik und Buchkunst nach Leipzig, wo sie die Klasse für Installation und Raum besuchte. 2023 schloss sie in Leipzig ihr Diplom im Fach Medienkunst ab. Im gleichen Jahr kehrte sie als Meisterschülerin von Prof. Wilhelm Mundt an die HfBK Dresden zurück. Gleichzeitig nahm sie ein Lehramtsstudium in den Fächern „Kunst und kommunikative Praxis“ und „Design, Materielle Kultur und Experimentelle Praxis“ an der Universität für angewandte Kunst in Wien auf. Ausgestellt hat sie bisher in Gruppen und allein in Dresden, Leipzig und Wien.

Abschluss der Ausstellung „a girl’s forest“ wird ein Gespräch mit der Künstlerin am Sonntag, den 13. April 2025, um 15:30 Uhr im Robert-Sterl-Haus sein. Hier wird die Leiterin des Robert-Sterl-Hauses, Juliane Gatomski, mit Melina Braß über ihr Kunstverständnis, ihre weiteren Projekte und ihre Pläne für die Zukunft sprechen. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Für eigene Fragen an die Künstlerin wird ausreichend Raum sein. Und dann heißt es auf die nächste Robert-Sterl-Preis-Ausstellung Ende des Jahres gespannt zu sein. Die Ausschreibung für den Robert-Sterl-Preis 2025 läuft bereits.