Robert-Sterl-Haus

„Alles ist in Aufruhr“

Im Robert-Sterl-Haus geben derzeit Briefe von Lovis Corinth persönliche Einblicke in die Kunstszene des beginnenden 20. Jahrhunderts

Bis heute wird der Impressionismus in Deutschland hauptsächlich mit dem Dreigestirn Max Liebermann (1847–1935), Max Slevogt (1868–1932) und Lovis Corinth (1858–1925) in Verbindung gebracht. Robert Sterl (1867–1932) war mit allen drei Künstlern bekannt, wobei er insbesondere mit Liebermann und Corinth freundschaftlich verbunden war. Anlässlich des 100. Todestages von Lovis Corinth zeigt die Ausstellung die Spuren dieser Beziehungen im Robert-Sterl-Haus und im Nachlass des sächsischen Künstlers. Besonders im Archiv des Hauses befinden sich zahlreiche Briefe und Postkarten, die Corinth zwischen 1910 und 1924 an Sterl gesendet hat. Diese Briefe bilden das Fundament und den roten Faden der Ausstellung. Briefe von Robert Sterl an Lovis Corinth sind im Nachlass nicht erhalten geblieben. Ein intensiverer Briefwechsel fand vor allem zwischen 1911 und 1913 statt, einer Zeit, in der Corinth einen Schlaganfall erlitt, die Große Deutsche Kunstausstellung in Dresden stattfand und die Berliner Secession, ein Künstlerbund der sich aus Protest gegen die vorherrschende akademische Kunstpraxis gegründet hatte, zerbrach.

Die Objekte im Nachlass von Sterl, die über die Briefe hinausgehen, bieten neben privaten Einblicken vor allem wertvolle Informationen zu Themen, die nur bedingt durch die Werke der Künstler vermittelt werden können. Dazu zählen komplexe Verbindungen im deutschen Kunstbetrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die über die beiden Persönlichkeiten hinaus vor allem im Hinblick auf die Moderne in der Kunst eine historische Bedeutung haben. Beide Künstler fungierten hierbei nicht nur als Kunstschaffende im wahrsten Wortsinne, sondern auch als Ausstellungsorganisatoren, Vermittler und aktive Verfechter der Moderne. Darüber hinaus werden zahlreiche Gemeinsamkeiten, der an und für sich recht unterschiedlichen Künstler- und Menschentypen Corinth und Sterl herausgestellt, die sich immer geschätzter Freund und Kollege auf Augenhöhe waren.

Die Sonderausstellung „Korrespondenzen – Die Künstlerfreundschaft von Lovis Corinth und Robert Sterl“ läuft noch bis zum 20.07.2025 und kann zu den regulären Öffnungszeiten (Do-So, 9:30 – 17 Uhr) besichtigt werden. Am Sonntag, den 29.06.2025, findet um 15 Uhr eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung statt. Beendet wird die Ausstellung am Sonntag, den 20.07.2025, um 16 Uhr mit einem vergleichendem Vortrag zu ausgewählten Bildern und einer Einordnung beider Künstler in die Kunstgeschichte durch die Leiterin des Robert-Sterl-Hauses.