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Schönecker Anzeiger
Ausgabe 11/2023
Vereinsnachrichten
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Vogtländische Literaturgesellschaft Julius Mosen e.V.

Neues Buch über ärztliche Auslandstätigkeit

Dr. med. Jörg Pönnighaus arbeitete 25 Jahre als Arzt in Afrika, danach bis zum Erreichen des Rentenalters im HELIOS Vogtland-Klinikum Plauen. Den sogenannten Ruhestand unterbricht er immer wieder für Auslandseinsätze im Auftrag der German Doctors. Im vergangenen Jahr leistete er sechs Wochen ärztliche Hilfe in einer medizinischen Einrichtung in Bangladesch. Seine Patienten waren Textilarbeiter, auch Bettler, Prostituierte, kleine Handwerker und ihre Familienangehörigen. Wie seit vielen Jahren führte er während der Behandlungen Gespräche mit den Erkrankten über deren Arbeit, familiäres Umfeld, Religiosität. Aufzeichnungen darüber veröffentlichte er jetzt im Buch „Wo der Muezzin ruft“, herausgegeben im Verlag concepcion Seidel, Muldenhammer. Der Autor äußert sich u.a. über Nothilfe und über Hilflosigkeit. Zwei Auszüge aus dem Werk: „Fieber, Kopfschmerzen, Schwäche. Dürr ist die alte Frau, die alte Bettlerin, abgemagert, ausgemergelt vom Leben. … Heimlich gebe ich der alten Frau hundert Taka … Selten sah mich jemand dankbarer an.“ (S. 91 f.) Ein anderes Schicksal – der Hilfe sind Grenzen gesetzt: „Fünf Monate schwanger, vor einem Jahr heiratete sie ihn. Eine arrangierte Ehe. … Die junge Frau beginnt zu weinen. Er nimmt Drogen und wenn er nach Hause kommt, verprügelt er sie. … Sie weint und weint, das Elend ihres Lebens vor ihren Augen. Hilflos sehe ich sie an. Vollkommen hilflos.“ (S. 102) Für über 20 Publikationen über Menschliches und Menschenunwürdiges aus der Sicht des Mediziners wurde Dr. Pönnighaus 2022 mit dem Vogtländischen Literaturpreis Belletristik ausgezeichnet.

Dr. Frieder Spitzner