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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 11/2025
Stadt Grünhain-Beierfeld
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Die Geschichte des oberen Halblehngutes der 7. Hufe

Das Wohnhaus an der Bernsbacher Straße 2 im Jahr 2025.

Das Haus Bockweg 1 im Jahr 2016.

1904 übernahmen die Brüder Bruno und Arno Schmidt das Anwesen. 1925 brannte das Haus vollständig nieder.

1927 erfolgte ein Neubau mit dem heutigen Aussehen (Aufnahme von 2016).

Das 1906 wieder aufgebaute Kaufhaus Heinrich Stiehler (Inh. Emil Stiehler) um 1910.

Die Häuser an der Bernsbacher Straße 6 und 8 heute (Aufnahme von 2014).

​​​​​​​Das Umgebindehaus (alte Ortsl.-Nr.: 35 an der Bernsbacher Straße 14) (Foto vor dem 2. Weltkrieg) Das Haus ist neben der Peter-Pauls-Kirche (zw. 1219 1230 erbaut) das älteste Gebäude des Ortes (nur im Umgebinde erhalten).

Das niedrige eingeschossige Wohnhaus mit Umgebinde Straße 14 steht unter Denkmalschutz.

Die Bäckerei Lenk an der August-Bebel-Straße 89 am Markt Anfang des 20. Jh., am Fenster Bäckermeister Emil Lenk, vor der Tür Sohn Paul Lenk. Die älteste noch heute betriebe Bäckerei am Markt wurde 1886 von Bäckermeister Emil Lenk gegründet.

Das Geschäftshaus im Jahr 2017.

Der Brand im Jahr 1931.

Der Gasthof zur Linde nach 1875.

Das Haus Bernsbacher Straße 9 heute.

Teil 1

Im 12. und 13. Jahrhundert war die Form des Waldhufendorfes auch im thüringischen, sächsischen und schlesischen Raum die bevorzugte Siedlungsform der deutschen Siedler beim Landesausbau. Wegen der hier meist von einer Hecke (Hag) umgebenen Grundstücke wurden diese Siedlungen auch Hagenhufendörfer genannt. Die Mittelachse der Siedlung bildet neben der Straße meist auch ein Wasserlauf, an dessen Ufer sich gemeindeeigenes Weideland befand. Ebenfalls entlang von Wegen oder Straßen erhielten Neusiedler streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie rodeten. Am Weg, fast immer außerhalb des Überschwemmungsgebietes des Wasserlaufes, wurden die Höfe errichtet. Auf der dahinter liegenden Fläche wurde Ackerbau betrieben. Am Ende der Hufe blieben häufig noch Wald bzw. Waldreste erhalten, an die man sich im Laufe der Zeit bei Bedarf an neuem Ackerland „heranarbeitete“.

Die 7. Hufe von Beierfeld war schon seit alters her der ganzen Länge nach in zwei Halblehngüter zerteilt. Die untere Hufe verlief zwischen der Heinrich-Heine-Straße 3 und oberhalb der Fröhlichgasse (entlang der Frankstraße.) Die obere Hufe verlief oberhalb der Frankstraße bis zur Straße des Sports (maximale Ausdehnung).

Der vom Dorfanger verhältnismäßig weit entlegene Standort der Gutsgebäude fällt unter den alten Gütern hier auf und läßt vermuten, dass der Hof des oberen Halblehns dieser VII. Hufe nicht den Stamm des ursprünglich wohl ein ganzes Lehn umfassenden Hufengutes bildete, sondern von diesem – natürlich noch vor 1533 – abgebaut worden ist. Das obere Halblehngut der 7. Hufe (heute Bernsbacher Straße 7 befand sich 1533 im Besitz von Hans Pfaff.

Es kann der Sohn von Veit Pfaff, der 1524 in den Tranksteuerregistern genannt wird, gewesen sein. Sowohl Veit als auch Hans Pfaff werden in hiesigen Kirchenbüchern, die erst 1557 beginnen, nicht genannt. Wohl aber erscheinen da bis 1574 drei hiesige Familien dieses Namens: Anton Pfaff, Dönell Pfaff mit 6 Töchtern und die „alte Pfaffin“ (seine Mutter oder Frau?) und Oswald Pfaff. Auf einem Riß aus jener Zeit steht im nordwestlichen Flurteil Beierfelds, nördlich vom Pfarrgut „die Wiese des Oswald Pfaff“ eingezeichnet, was topographisch zwar hierher passen würde.

Jedoch hat das Gut schon in den Jahren 1546 und 1548 Hans Schelbek (Schaltpek u.ä.) gehört, weshalb besser anzunehmen ist, dass Oswald Pfaff damals ein Haus mit einer bäuerlichen Kleinwirtschaft besessen hat. Schelbek hatte dem Amt an Zins zu entrichten: je 12 Pfg. Walburgis und Martini (1), 1 gr. 4 Pfg. Michaeli, 1 Näpflein Mohn, 1 Käse, ½ alte Henne, 6 Eier zu Ostern, 10 zu Pfingsten, je ½ Scheffel Korn und Hafer, 1 Tag Haferhaun. Der Pfarrer erhielt je 1 Sipmas Korn und Hafer, der Lehrer jedes Vierteljahr 9 Pfg. Hans Schelbek starb 1564. Das Gut befand sich danach, wie die gen. Ephoralmatrikel beweist, bei seinem vermutlichen Sohn 1575 Oswald Schelbek.

Im Jahr 1575 wurde unter den „Kleinen Häuslern“ bzw. „Gärtnern“ Martin Richter (Kelner) benannt. Heute befindet sich im Arial der oberen VII Hufe (VII o) das Haus an der Bernsbacher Straße 2 (alte Ortsl.- Nr. 36). Nach mehreren Besitzerwechseln war das Haus 1913 in Besitz von Erich Hecker. Von 1932 bis 1942 befand sich im Haus die Bäckerei Walther Böhme, nach dem 2. Weltkrieg die Eisdiele von Ilse Wagenführ und von 1967 bis 2009 die Fleischereigeschäfte König, HO Fleisch- und Wurstwaren, Thomas Reiche, Heintje Puppe, Panhans Spezialitäten vom Ross und eine Filiale der Fleischerei Harry Meischner aus Zwönitz. Zuletzt befand sich im Haus ein Asia Imbiss.

Oswald Schelbeck ist noch 1593 hier bezeugt und auch Richter gewesen ist. Vermutlich 1592/99 (Lücke im Totenbuch) ist er gestorben; denn seine Frau Catharina starb 1604 als Witwe.

Der Hof befindet sich – nachweisbar seit 1594 – bei seinem Schwiegersohn Balthasar Hecker aus Wildenau. Er hat vordem ein Haus in Beierfeld besessen. Er muss damals auf kurze Zeit wieder nach seinem Geburtsort übergesiedelt sein.

Ab 1594 jedoch erscheint er in den Kirchenbüchern regelmäßig als Einwohner von Beierfeld. Balthasar Hecker wohnte 1593 in einem Haus am Marktplatz. Als Besitzer des schwiegerväterlichen Gutes tauschte er am 21.3.1594 mit Caspar Stüler ein Stück Feld der Ueberschar beim Grünhainer Gehege gegen eine Wiese, „das halbe Bremenloch (4)“ genannt, die sein „Schwager Oswald Schelbek“ erhielt. Balthasar Hecker wird sowohl 1610 (Steuerschockregister) als auch 1617 genannt und hatte damals von seinem Gute an den Pfarrer 1 Sipmas Korn und 3 Sipmas (3) Hafer zu liefern, also wesentlich mehr als sein Vorgänger 1575.

1608 war ein Gartenhaus (alte Ortsl-Nr.: 42, heute Bockweg 1) bezeugt. Dieses auf 5 Schock (5) taxierte und mit Amtszins von je 1 gr. Zu Michaelis und Walpurgis (später auch mit 1 Tag Handfron belegte Gartenhaus befand sich 1608 bei Paul Illig. Nach mehreren Besitzerwechseln war 1896 Selma Mathilde verw. Friedrich Besitzer dieses Hauses Sie übergab später das Haus an den Klempnermeister Hermann Süß.

Seit 1983 war der Sohn von Horst Friedrich, Klaus Friedrich Inhaber der ehemaligen Firma Hermann Süß, später Ewald Breitfeld am Bockweg 1. Seit 1992 führte sein Sohn Klaus Friedrich die Firma unter der Bezeichnung Klaus Friedrich Metallwarenfabrik weiter. Im Jahr 2005 erfolgte die Gründung der HP Haushaltprofi und Produktion GmbH unter Leitung von Herrn Nikolaus Walter Schröder aus Horbach. Dann war das Gebäude Bestandteil der Schürer GmbH. Heute befindet sich im Haus die Werkstatt von Thomas Scharf.

Die Frau von Balthasar Hecker starb 1627 im Alter von 73 1/2 Jahren, worauf er 1628 im späten Alter noch eine zweite Ehe mit Barbara, der Witwe des Schulmeisters Fabri von Grünhain eingegangen ist. Das Ehepaar fiel 1633 der Pest zum Opfer. Von nun an hat sich das Gut bis auf den heutigen Tag regelmäßig vom Vater auf den Sohn bzw. von einem Bruder zum anderen vererbt.

Bereits 1627 war das Anwesen für 750 Gulden an Balthasars jüngsten Sohn Abraham Hecker gelangt. Das Steuerschockkataster von 1628 sowie die Erbregister des Amts Grünhain für 1650 und 1651 nennen ihn als Besitzer dieses Gutes. Im Pestjahr 1633 starb außer seinen Eltern noch sein Knecht. 19 Jahre hindurch ist er Gerichtsschöppe gewesen, wie bei seinem Tode 1657 rühmend hervorgehoben wird. Die Abgaben des Gutes waren 1650 fast dieselben wie 1546; nur der Geldzins zu Walburgis und Martini war auf 11 ½ Pfg. ermäßigt worden und dafür 1 Tag Handfron dazugekommen. Merkwürdigerweise wird in dem chronologisch gänzlich unzuverlässigen und daher auch nicht genau datierbaren Verzeichnis der Gesälle für den Schullehrer aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hier neben Abraham Hecker auch Abraham Stiehler genannt, der hiernach damals Mitbesitzer des Gutes gewesen sein müßte. Davon ist uns sonst nirgends etwas bekannt; es kann auch nur von kurzer Dauer gewesen sein. Noch vor 1650 ist ein „Badstubenhäusel“ (alte Ortsl-Mr. 28, heute August-Bebel-Straße 100) gegenüber Bäckerei Lenk vermutlich von Peter Hecker VIII/2 selbst erbaut, bekannt.

Im Jahre 1658 kaufte Abrahams 1625 hier geborener zweiter Sohn Salomon Hecker den Hof. Er zahlte für diesen Kauf 6 gr. Gottespfennige in die Kirchenkasse und nahm zugleich vom Stammgeld der Kirche ein Darlehen von 14 alten Schock auf, wodurch sich die auf dem Gut ruhende Kirchenschuld auf 40 alte Schock erhöhte. Für dieselbe wurde „die Wiese am Kirchsteig“ verpfändet. In der Steuerschockspezifikation vom Jahre 1661 heißt es: „Hat solch Gut neu angenommen, fast nichts daran bezahlet und das Gut kaum den vierten Teil nutzen und gebrauchen kann, darnebst zu besorgen, dass er ganz arm und stehen lassen muss“. Damals lagen 64 alte Steuerschock darauf, 47 gangbare und 17 ungangbare.

1662 wurde im Areal VII o (alte Ortsl-Nr.: 25, heute August- Bebel-Straße 87, Metallbau Schürer) ein Mundhaus (5) bezeugt. Im Jahr 1789 wurde eine Schmiede erwähnt.

1662 erbaute sich der Handarbeiter Christoph Hecker in diesem Areal VII o ein Haus (alte Ortsl-Nr.: 33, heute Bernsbacher Straße 6) Er verborgte sich im Jahr 1662 von der hiesigen Kirche 6 alte Schock zu seinem neu erbauten Häuslein zu Beierfeld.

Am 5. März 1906 abends um 22 Uhr brannten die Gebäude an der Bernsbacher Straße 6 und 8 bis auf die Umfassungsmauern nieder.

Die Verhältnisse verschlimmerten sich dann noch; denn 1671 und 1682 wurden 39 gangbare und 25 ungangbare gezählt. 1667 verkaufte Salomon Hecker an seinen Bruder Gabriel Hecker von seinem Erbgut eine „Baustatt samt einem Flecklein“ für 17 Gulden 7 Groschen. Das Haus wurde als Gartenhaus 1671 erstmalig erwähnt. Auf ihm lagen 1671 und 1683 drei gangbare Steuerschock, so dass das Gebäude zwischen 1667 und 1671 entstanden sein muss.

Vor 1682 kaufte der Handelsmann und Steuereinnehmer Hans Weigel das von den Schelbeckschen Erben erbaute Haus (alte Ortsl-Nr.: 34, heute Bernsbacher Straße 8).

Kurz vor 1683 erbaute Christian Hecker (Halblehngut VIII/2) ein Mundhaus. Auch ein Gärtchen oben am Häuslein gehörte dazu. (Alte Ortsl.-Nr.: 31, heute Bäckerei Lenk, August-Bebel-Straße 89).

Im Jahre 1683 verschied Salomon Hecker. Der Hof kam 1685 an seinen 1654 hier geborenen ältesten Sohn Hans Georg Hecker.

Er veräußerte 1685 an seinen Nachbarn, den „Gärtner“ Johann Heinrich Weigel einen Raum seiner Oberschar für 49 Gulden, 1691 gelangte ein Feld an den zuletzt genannten und der „Vogelherd“ genannte Acker (oberhalb des Kieferle gelegen) gelangte an den Bergmann und späteren Blechhändler Salomon Stüler superior (alte Ortsl.-Nr.: 42, heute Bockweg 1).

Hans Georg Hecker verkaufte 1689, weil er Schulden halber „nicht länger hauszuhalten vermochte“ die Hälfte des „sehr verwüsteten Gutes“ an seinen Stiefvater Johann Otto. Die eine Hälfte VII o 1 verblieb. Die andere Hälfte VII o 2 gelangte 1689 an Johann Otto.

Die Gutsgebäude blieben nun auf lange Zeit hinaus gemeinsamer Besitz der Inhaber beider Gutshälften. Das Lindengut auf dem heutigen Marktplatz, entstand 1689 durch Abtrennung vom oberen Halblehngut der VII. Hufe (Hufe Nr. VII o 2.) Erster Besitzer war seit 1689 der Gemeindevorsteher und Richter Johann Otto).

Besitzer eines Mundhauses (alte Ortsl-Nr.: 44, heute Bockweg 7) war 1689 der Blecharbeiter bzw. Handelsmann Daniel Stüler (Stiehler). Das Haus von Max Müller wurde nach 1925 zurückgebaut. Heute steht dort das Haus des Optikermeisters Thomas Erhard.

Vermutlich 1690 erwarb der Besitzer der Hütte Silberhoffnung Heinrich Graf ein Haus (alte Ortsl.-Nr.: 41, heute August-Bebel-Str.99). Nach mehreren Besitzerwechseln eröffnete der Uhrmachermeister Paul Riedel 1902 eine Uhrmacherwerkstatt. Durch den Einbau eines Ladens im Jahre 1910 ergänzte er das Geschäftshaus und erneuerte es teilweise.

Das vom Stammgut abgetrennte Viertelgut VIIo2 kam1702 für 250 Gulden an den Handelsmann Hans Heinrich Weigel

Der Handarbeiter spätere Loffelziener Christoph Richter aus Schwarzenberg erwarb 1714 ein Haus (ale Ortsl-Nr.: 38, heute Bockweg 4 - 8). Er entrichtete damals wegen eines Hauskaufs 2 gr. „Gottespfennige“ an die hiesige Kirche. Nach mehreren Besitzerwchseln erwarb im Jahre 1862 Klempnermeister Hermann Mey sen. das Anwesen vom Löffelziener und Kantoreiadjuvanten (6) Carl Heinrich Baumann. Hier gründete er 1863 die Firma Hermann Mey Blechwarenfabrik Beierfeld. Etliche Jahre vor seinem Ableben übergab er seinem einzigen Sohn Hermann Mey jun. das Haus. Hermann Mey jun. erweiterte das Klempnereigebäude nach beiden Seiten hin zu einem ansehnlichen Fabrikgebäude. Am 17.12.1931 ereignete sich die bisher größte Brandkatastrophe im Ort. Die „Mey-Fabrik brannte, nachdem sie vorher zu einem Teil zu Wohnzwecken ausgebaut war, über Nacht vollständig aus.

18 Familien wurden eine Woche vor Weihnachten obdachlos und verloren fast gänzlich ihr gesamtes Hab und Gut. Das große Gebäude am Bockweg 4/6/8 wurde 1932 neu und gänzlich zu Wohnzwecken ausgebaut. Das Wohnhaus wurde in den 90 er Jahren des 20. Jahrhunderts grundlegend modernisiert.

Das Viertelgut VII o 2 gelangte im Jahr 1731 für 400 Gulden an seinen Sohn den Handelsmann Johann Christian Weigel. Dieser besaß seit 1713 ein Haus (alte Ortsl-Nr.: 32, am Marktplatz). Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb Louis Weigel im Jahre 1838 das Lindengut am Marktplatz. Er war ein strebsamer Mann und bekleidete das Amt eines Beierfelder Ortsrichters bzw. Gemeindevorstehers. Er war es auch der von seinem Gutsareal den Grund und Boden für den 1841 erfolgten Bau der Staatsstraße (heute August-Bebel-Straße) an den Fiskus (Staat) abtrat. Im Gegenzug erhielt er die Konzession zum Gasthofs- und Herbergsbetrieb in seinem Gut am Marktplatz. So erhielt Beierfeld im Jahre 1841 nach dem Gasthof „Albert Turm“ seinen zweiten Gasthof. Louis Weigel gab ihm den Namen „Zur Linde“. Auch der Bauplatz des vor 1841 abgerissenen Wohnhauses gehörte zum Gasthofsgrundstück. Er war der erste Turnplatz des 1876 gegründeten Turnvereins „Gut Heil“, Mitglied der Deutschen Turnerschaft“.

Am 5. März 1928 brannte der schöne erzgebirgische Fachwerkbau mit den Anbauten und dem Saal aufgrund einer alten schadhaften Esse vollständig nieder.

Johann Christian Weigel besaß seit 1720 auch das Halblehngut der VIII. Hufe. 1738 tauschte er mit seinem Bruder Johann Michael Weigel ein Feldstück am Mittagsbrunnen (siehe Flurkarte) gegen die Humannsche Wiese aus. Laut Kirchenrechnung 1741 hatte er in den Jahren 1720 und 1730 Darlehen bei der Kirche aufgenommen, insgesamt 90 alte Schock 3 gr. 9 Pfg. Durch aufgelaufene Zinsen war diese Schuld auf 130 alte Schock angewachsen, weshalb Johann Christian Weigel 1742 in Konkurs geriet.

Das Viertelgut der VII. Hufe wurde von seinem Bruder dem Handelsmann Johann Michael Weigel für 608 Thlr. erstanden. Dieser besaß schon seit 1727 das väterliche Haus (alte Ortsl-Nr.: 34, heute Bernsbacher 8) Er war ein jüngerer Bruder des Johann Christian Weigel. 1696 hier geboren und zweimal verheiratet. 1727 mit Marie Meyer aus Mittweida, die 1740 starb, und 1741 mit Johanna Concordie, einer Tochter des hiesigen Schulmeisters Lenk. Er starb 1757.

Er vererbte das Gut sowie das gesamte Haus 1759 an seinen gleichnamigen, ihn einzig überlebenden Sohn aus erster Ehe, den Handelsmann Johann Michael Weigel. Dieser war 1739 hier geboren und mit Maria Sophia Bauer aus Niederzwönitz verheiratet, die ihm 9 Kinder schenkte. Er erstand 1786 das Haus (alte Ortsl.-Nr. 25, heute August-Bebel-Straße 87), dass er aber 1789 schon wieder abgab.

1796 verkaufte er von seiner Gutsflur an den erst 18 Jahre alten Löffelmacher Heinrich August Oeser eine Baustatt auf der dieser ein Haus (alte Ortsl-Nr.: 29, heute Bernsbacher Straße 9) errichtete. Der jeweilige Besitzer des Hauses musste dem Besitzer des Gutes jährlich einen Zins von 5 Thlr. zahlen. 1841 gehörten 131 Quadratruthen Grund und Boden dazu.

1803 veräußerte Johann Michael Weigel den Hof für 2000 Thlr. an Carl Heinrich Andrä, der seit 1787 schon das zweite Halblehngut der VIII. Hufe besaß, so dass unter ihm sich wiederum diese beiden Güter VII o 2 und VIII.2 in einer Hand vereinten, wobei es auch in der Folgezeit verblieben ist. Im Flurbuch von 1811 ist das Viertelgut mit 27 Scheffel 7 ¼ Metzen Grundbesitz angegeben. Laut Quatembersteuerkataster von 1814 lagen 27 vollgangbare Steuerschock, die bisher 3 gr. 8 Pfg. betragen hatte, wurde damals auf 5 gr. 10 Pfg. „vom Erbgut“ und 6 Pfg. von der Ueberschar festgesetzt. Unter Andrä wurde vermutlich die Bewirtschaftung der beiden Güter in die auf und an dem heutigen Marktplatz ehemals vorhanden gewesenen Gutsgebäude verlegt.

1822 verkaufte Andräs Sohn und Besitznachfolger Carl Friedrich Andrä

seinen Anteil VII o 2 an Enoch Heinrich Hecker, dem Besitzer des Viertelgutes VII o 1.

Erinnern wir uns:

Hans Georg Hecker schaffte nach 1685 nicht die erhoffte Erleichterung, und so verkaufte er „zu desto besserer Wiederanrichtung des sehr verwüsteten Gutes und Abstattung der herrschaftlichen Gefälle und Schulden das ihm verbliebene Viertelgut VII o 1 1702 an seinen jüngeren, 1662 hier geborenen Bruder Abraham Hecker.

Nach 1705 erbaute der Gutsbesitzer der VIII/2 Christian Hecker in diesem Areal ein Mundhaus. (alte Ortsl-Nr.: 47, heute Straße des Sports 2). Diesem wurde laut Consens vom 17. Mai 1705 40 alte Schock von der Kirche als Darlehen auf sein Haus gegeben. Nach mehreren Besitzerwechseln war 1815 der Glasermeister Friedrich August Schreyer (Schreier) der Besitzer dieses Hauses (heute Straße des Sports 2). Das Haus kaufte 1860 der Klempnermeister Carl Gustav Friedrich. Schon im Jahre 1857 gründete er, im gleichen Jahr mit Sophie Borgholm aus Ystad in Schweden verheiratet, eine Metallwarenfabrik an der Heinrich-Heine-Straße 22. Er verlegte die Firma in sein Haus (heute Straße des Sports 2). 1896 kam sein Haus an seinen Sohn Carl Gustav Friedrich jun., der 1923 hier starb. Seitdem hatte dessen Sohn der Klempnermeister und Branddirektor Carl Gustav Friedrich das Haus, welches um ein Stockwerk erhöht wurde. Nach seinem Tode im Jahre 1941 gab es notgedrungen durch den 2. Weltkrieg eine Zwangspause. Im Jahre 1946 durfte Ehefrau Elsa Friedrich das Geschäft weiterführen. Geschäftsführer wurde der aus dem Krieg heimgekehrte jüngste Sohn Rudi Friedrich. Im Jahre 1979 übernahm nunmehr ihr Sohn Rudi Friedrich 1980 das Geschäft. Im Jahr 1996 führten die Ehefrau Irene Friedrich und ihre Tochter Christine Klitzsch das Geschäft unter dem Namen “Gustav Friedrich” Metallwaren.

Hans Heinrich Weigel und Abraham Hecker übernahmen damals zugleich Hans Georg Heckers (Gut VII o 1) Schulden der Kirche gegenüber. Abraham Hecker hatte bisher das Hammergut in Untersachsenfeld als Pächter bewirtschaftet und Maria Pekkert, die ihm fünf Kinder schenkte zur Frau. Nach seinem Ableben verblieb das Gut vorerst im gemeinsamen Besitz von Witwe und Kindern. 1734 wurde „Frau Marie Heckerin, Begüterten in Beyerfeld“, ein Kuxe auf Michaelis-Fundgrube und Prinz Joseph-Stollen samt Zubehör zu Bärenstein und 1737 1 1/2 Kuxe auf „Gelber Birke-Fundgrube, im Sachsenfelder Erbwald“ gelegen, zugeschrieben.

1735 gelangte das Gut für 250 Gulden an den jüngsten Sohn Christoph Heinrich Hecker. Zum Inventar gehörten damals 2 Dresdner Scheffel Korn, 8 Scheffel Hafer, 1 tüchtiges Stück Zugvieh, 2 Kühe und das Geräte. Im Kaufvertrag werden zwei Überscharen als zur Gutsflur mit gehörig aufgeführt. Auf dem Gut lag jetzt 1 „Eiserne Kuh“ der Kirche, der damalige Wert war 2 Thlr. 2 gr. Er beteiligte sich mir seinem Gelde am Bergbau, indem er 1735 für 2 Reichsthaler 12 Groschen eine Kuxe auf die erwähnte Michaelis-Fundgrube in Bärenstein und 1752 weitere auf Trost Israel-Fundgrube zu Aue, am Heidelberg gelegen, erwarb. Auch begleitete er eine Zeit lang das Amt eines Kommunvorstehers. 1774 erstand er aus dem Konkurs des verstorbenen Schuhmachers Johann Gottlieb Frister in Untersachsenfeld für 60 Thlr. ein Haus, das er abtragen und in Beierfeld um 1775 wieder aufbauen ließ. Es handelte sich dabei wohl um das Haus an der Bernsbacher Straße 5, (alte Ortsl-Nr.: 28), welches 1909 abgebrannt ist und nicht mehr existiert.

6 Jahre vor seinem Tode übernahm 1791 sein jüngster Sohn Enoch Heinrich Hecker das Viertelgut mit „halben Gebäuden“ und mit den Überscharen für 600 Thlr. Zum Inventar gehörten damals „2 tüchtige Zugochsen“, 3 Kühe, 2 „gelde Stücke“, 1 Ziege, 3 ½ Scheffel Samenkorn, 1 Scheffel Weizen, 1 Scheffel Gerste, 12 Scheffel Hafer (alles Dresdner Maß) „und die dabei vorrätigen Erdäpfel, danebenst alle Fuhr-, Haus- und Ackergeräte“. Der Verkäufer behielt sich außerdem – trotz seines Alters von 81 Jahren – die Weiterführung der Wirtschaft, „so lange als er es wolle“, vor. Ein Vergleich mit dem Inventarverzeichnis von 1735 zeigt, dass es auf dem Gute tüchtig vorangegangen war. Laut Kriegslastenabschätzung betrug Heckers Vermögen im Jahre 1815 5250 Thlr., wofür er 5 Thlr. 8 gr. zu zahlen hatte. Damals wohnten als Hausgenossen noch bei ihm seine Schwiegermutter, „due Lorentzin“ und ein gewisser Träger. Enoch Hecker hat sich zeitweise als Kommunvorsteher im öffentlichen Leben betätigt. 1822 kaufte er von Carl Friedrich Andrä, der damals das andere Viertelgut dieses Halblehns innehatte, den zu diesem bisher mit gehörigen halben Anteil an Wohnhaus und Scheune für 150 Thlr. zurück, so dass er die Gebäude fortan allein benutzte.

Schon 1823 überließ er den Hof seinem ältesten Sohne Carl Heinrich Hecker für 1100 Thlr. Das damalige Gutsinventar entsprach fast genau dem zuletzt genannten, nur wurden die „Erdäpfel“ diesmal auf 20 Scheffel beziffert.

Die Abgaben waren die gleichen wie 1791 bis auf die Frontage, die mit 18 gr. abgelöst waren, so dass nur noch ½ Ackertag verblieb. Auch diesmal behielt sich der Verkäufer die Selbstbewirtschaftung des Gutes vor. Zum „Auszug“ sollten gehören „die hintere Stube, eine Kammer, 1 Klaster 7/4 Ellen weiches Scheitholz, 1 Schragen weiche Stöcke, 2 Schock weiches Reißholz, 3 Scheffel Korn, ¾ Scheffel Weizen, 1 Scheffel Hafer, 10 Scheffel Erdäpfel im Sack, einen zur Aufbewahrung derselben erforderlichen Platz im Keller, 18 Pfd. gutes Schweinefleisch, 1 Acker gehörig vorgerichtet, um ¼ Scheffel Leinsamen darauf zu säen, den auf diesem Acker erbauten Flachs bis zum Spinnen vorzurichten, von Ostern bis Michaelis jeden Jahres täglich 1 alte Kanne warme Milch, wie sie die Kuh gibt, von Michaelis bis Ostern täglich ½ alte Kanne, wöchentlich 1 Pfd. Butter, wöchentlich 3 Groschen Geld, jährlich 2 Schock Hühnereier (den Sommer über zu verabreichen), jährlich 2 Schock Reibekäse (desgleichen), jährlich den dritten Teil des sämtlichen erbauten Obstes u.s.w.“. Er ist zeitweise Gerichtsbeisitzer gewesen und vermehrte den Grundbesitz seines Gutes durch Zulauf, insbesondere den Erwerb des 2. Viertelgutes vom oberen Halblehn der IX. Hufe, dessen Gebäude sehr verfallen gewesen sein sollen, weshalb sein Gut 1838 als „Dreiachtelgut“ bezeichnet wurde.

1841 hatte es 31 Acker 101 Quadratruthen. 1860 überließ er das von ihm wieder instand gesetzte Gebäude des erwähnten zugekauften Viertelgutes mit einem Teil des ehedem dazugehörigen Feldes seinem Schwiegersohne Fröhlich, während die übrigen Liegenschaften desselben fortan bei dem Heckerschen Gute verblieben. Im Jahre 1866 lagen 385,39 Steuereinheiten darauf und waren 3 Thlr. 24 gr. jährlich als Beitrag an die königliche Landesrentenbank für die abgelösten Erbzinsen und dergl. zu zahlen, ungeachtet der geistlichen und weltlichen Abgaben.

Im Jahr 1866 übergab er sein Gut für 3000 Thlr. an seinen jüngsten, noch lebenden Sohn Gustav Heinrich Hecker. Er ist ungemein tätig gewesen für das Gemeinwohl von Beierfeld: 11 Jahre hindurch war er Gemeindevorstand, 32 Jahre Gemeindeältester, lange Jahre hindurch Kirchen- und Schulvorstandsmitglied, fast 4 Jahrzehnte lang Gerichtsschöppe, Orts- und Friedensrichter, wofür ihm seitens des Sächsischen Königs ein Orden verliehen wurde. Hochbetagt starb er 1922.

Thomas Brandenburg

Bemerkungen:

(1) = Walpurgis ist die Nacht von 30. April zum 1. Mai, Martini (Martinstag) ist der 11. November

(2) = der Michaelistag ist der Gedenktag des Erzengels Michael am 29. September

(3) = das „Sipmaß,, war ein sächsisches Getreidemaß.

(4) = Überschar beim Grünhainer Gehege und das Bremenloch, siehe Flurkarte

(5) = ein zu einer Grundherrschaft gehörendes Gut oder ein Bauernhof, dem eine festgesetzte Anzahl von Vieh zugeteilt ist

(6) = einer, der den Kantor oder Organisten bei Aufführung der Kirchenmusik durch Musik und Gesang unterstützt.

Quellen:

400 Jahre Siedlungsgeschichte von Beierfeld (Geschichte der Höfe und Häuser) von Lic. theol. Gustav Beyer, Blut- und Boden-Verlag GmbH Reichsbauernstadt Goslar, 1939