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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 12/2024
Stadt Grünhain-Beierfeld
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Die Geschichte des Schulstandortes Beierfeld

Von der zweistufigen Dorfschule zur zehnklassigen Mittelschule – Durch das Schülerpraktikum Verbin- dung zu Arbeiter und Bauer – Wie junge Pioniere ihre Freizeit in Arbeitsgemeinschaften gestalten.

Richtfest zum Schulhausanbau.

Schulerweiterung an der rechten Seite (Foto vom 15.03.2021).

Die Volksschule 1912.

Unterricht im Jahre 1959.

Polytechnikunterricht im VEB Meßgerätewerk Beierfeld.

Der Dachdecker Willy Klitzsch beim Eindecken des Schulturmes 1963.

Der Kindergartenanbau wurde 1969 übergeben.

Teil 7

Als einzige Schule im Kreis Schwarzenberg eröffnet die Beierfelder Schule am 01.09.1955 wieder den Werkunterricht für Jungen, der ein Jahr später für alle Schulen obligatorisch wird. Lehrer Erwin Ficker war für das Werken verantwortlich. Eine Fahrt nach Jena brachte den Kindern viel Interessantes und zwar den Besuch des Planetariums, der Sternwarte, des Museums und des Botanischen Gartens. Zu Ostern 1956 werden erstmals Zensuren im Gesamtverhalten, darunter fallen Betragen, Fleiß und Mitarbeit, Ordnung und Sauberkeit erstellt. Am 15.04.1956 fand im Saal des VEB Sturmlaternenwerk die Jugendweihe statt. In diesem Jahr waren es 21 Schüler der Beierfelder und 8 Schüler der Grünhainer Schule, die an der Jugendweihe teilnahmen.

Ab 01.09.1956 begann für die Klassen 1 bis 4 der Werkunterricht für Jungen und Mädchen, für die Klassen 6 bis 8 nur für Jungen. Außerdem erhielten die Jungen der 3. Klasse Nadelarbeitsunterricht. Der obligatorische Sportunterricht wurde ebenfalls ab 01.09.1956 neu an der Schule aufgenommen

Am 01.09.1957 wurde die Schule Beierfeld Mittelschule, d.h. sie wurde zehnklassig. Mit der Bildung einer 9. Klasse entstand gleichzeitig die erste FDJ-Gruppe. In den Jahren 1957 bis 1959 kamen auch Schüler aus Bernsbach, Rittersgrün, Lauter und Schwarzenberg an die Beierfelder Schule, zuerst da in den kleineren Schulen noch keine Mittelschulklassen gebildet werden konnten und später im Zusammenhang mit der Verwirklichung der beruflichen Grundausbildung. Da sich im Laufe der Jahre Beziehungen der DDR zu nichtsozialistischen Staaten anbahnten, wurde im Schuljahr 1957/58 der fakultative Englischunterricht eingeführt. Im Jahre 1957 wurden auch die Wege im oberen Pausenhof planiert.

Vom 28.06 bis 06.07.1958 fand die 750-Jahrfeier von Beierfeld statt. Die Schule gestaltete den historischen Festumzug am 06.07.1958 mit.

Hier leisteten der Biologielehrer Johannes Zschiedrich und der Zeichenlehrer Alfred Richter die Hauptarbeit. Auch bei der Gestaltung der Festschrift “750 Jahre Beierfeld 1208 - 1958” schrieben die Lehrkräfte Arthur Döhler, Friedrich Michaelis, Erwin Ficker, und Siegfried Härtel Beiträge.

An dieser Stelle muss hervorgehoben werden, dass der Zeichen-lehrer Alfred Richter in der Zeit von 1928 bis 1960 nebenberuflich auch als Kunstmaler und Holzbildhauer tätig war. Bei Schüleraufführung von Theaterstücken und anderen Veranstaltungen oblag ihm die gesamte Bühnengestaltung.

Erinnert sei hier an das Schulfest 1930, die Schulweihnachtsfeier 1935, an das “Fest der Leibesübungen” 1936 und an die Aufführungen “Dornröschen” 1937 sowie “König Drosselbart” 1938. Eine Reihe seiner Bilder, Kohlezeichnungen und Linolschnitte wurden anlässlich des Tages des offenen Denkmals am 10.09.2000 in der Peter-Pauls-Kirche ausgestellt.

Zu Beginn des Schuljahres 1958/59 begannen zunächst für die Schüler der 10. Klassen und später auch für die 9. Klassen die Tanzstunden unter Leitung des Lehrers Alexander v. Schultz und seiner Frau.

Wachsende Geburtenzahlen, der Zustrom von Flüchtlingen und die Schaffung neuer Produktionskapazitäten führten in unserem Ort zu einer erheblichen Steigerung der Schülerzahl. Für mehr als 800 Kinder standen nur 13 Unterrichtsräume zur Verfügung. Die Zimmer mussten im Schichtunterricht von 7.00 - 18.00 Uhr genutzt werden.

Im Jahre 1958 erfolgte endlich, die schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts geforderte Schulhauserweiterung.

Im Januar 1959 waren 6 neue Klassenzimmer, vier Lehrmittelzimmer und ein Sanitätsraum entstanden. Damit wurden gute Voraussetzungen für den Übergang zum Fachunterrichtssystem geschaffen.

Der vom 10. bis 16.07.1958 stattgefundene V. Parteitag der SED leitete die sozialistische Umgestaltung des Schulwesens ein und beschloss die Umgestaltung der bisherigen Grund- und Mittelschulen der DDR zu zehnklassigen allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschulen (POS.) So erhielt auch Beierfeld die Bezeichnung “Oberschule Beierfeld.” Die Einführung des Polytechnischen Unterrichts erfolgte 1958 für die Schüler der Klassen 7 bis 10 im VEB Sturmlaternenwerk Beierfeld.

Am 01.09.1959 trat ein neues Lehrplanwerk in Kraft. Neu aufgenommen wurden die polytechnischen Fächer: Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion (UTP), Einführung in die sozialistische Produktion (ESP) und Technisches Zeichnen. Der Unterricht in diesen Fächern fand im Patenbetrieb VEB Messgerätewerk Beierfeld statt.

Ergänzt wurde dieses Lehrplanwerk durch die Einrichtung von polytechnischen Kabinetten in den Betrieben. So konnte auch in Beierfeld im August 1960 im Patenbetrieb VEB Messgerätewerk Beierfeld ein Kabinett für den UTP und ESP Unterricht für die Klasse 8 fertiggestellt werden.

Auf Grund der Verdienste, die sich die Oberschule Beierfeld bei der Gestaltung der polytechnischen Bildung in den Jahren 1958 bis 1961, insbesondere durch den republikweit bekannten “Beierfelder Plan zur Durchführung des UTP” erworben hatte (Realisierung einer Systematik und der darauf aufbauenden Lehrpläne), erhielt die Schule im Juni 1961 als erste Volksbildungseinrichtung in der DDR den “Vaterländischen Verdienstorden in Silber” vom Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht in Berlin persönlich überreicht. Besonderen Anteil daran hatten Bezirksschulinspektor Engelbett, Schuldirektor Friedrich Michaelis und der Lehrer Wolfgang Kießling.

In den Jahren 1960 bis 1964 besuchten viele Delegationen aus der BRD und dem Ausland, so z.B. aus England und der Sowjetunion die Schule, um sich über den Stand der polytechnischen Ausbildung zu informieren.

In den 60er Jahren gehörte die Oberschule Beierfeld mit zu den Schulen, deren teilnehmende Schüler in den Russischolympiaden wiederholt fordere Plätze belegten. Da nach 1962 die Russischolympiaden nicht mehr in diesem großen Rahmen stattfanden, konnte die Schule die Wanderfahne behalten.

Im Januar 1963 beschloss der VI. Parteitag der SED zur weiteren Entwicklung des sozialistischen Bildungswesens u.a. „In der Polytechnischen Oberschule wird in Verbindung mit Betrieben und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften eine planmäßige berufliche Grundausbildung für mehrere verwandte Berufe nach dem neuesten Stand der Technik vermittelt, die es nach Abschluss der Schule gestattet, die spezielle Lehrlingsausbildung in den Produktionsabteilungen der Betriebe oder in der Landwirtschaft zu beenden.“ Als Delegierter zum Parteitag nahm auch der Direktor der POS Beierfeld teil.

Zur Umsetzung dieses Beschlusses wurde wiederum die Polytechnische Oberschule Beierfeld vom ZK der SED beauftragt zu untersuchen, wie der polytechnische Unterricht gezielt für eine berufliche Grundausbildung genutzt werden kann.

Am 01.09.1963 begannen alle 9. Klassen des Kreises Schwarzenberg mit der beruflichen Grundausbildung. Dabei wurde für die Klassen 9 und 10 in Verbindung mit Betrieben und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften eine berufliche Grundausbildung für nahe verwandte Berufe vermittelt, die es nach Abschluss der Schule den Schulabgängern ermöglichte, die spezielle Lehrausbildung in den Produktionsabteilungen der Betriebe oder in der Landwirtschaft ein Jahr früher zu beenden. Die Klasse 9 erhielt ihre berufliche Grundausbildung in der Metallverarbeitung (Berufsrichtungen: Mechaniker, Zerspaner) im VEB Messgerätewerk Beierfeld. Da diese berufsorientierte Ausbildung neben dem Unterricht in den allgemeinbildenden Fächern zu einer Überforderung der Schüler führte, wurde sie 1967 beendet.

Zu Beginn des Schuljahres 1963/64 wurde in einem Gebäude des VEB Messgerätewerk (vormals Firma Ludwig Hutzler) das erste Schülerband (Fertigung von Manometern) an der August-Bebel-Straße 126 geschaffen. Damit leisteten die Schüler der 9. und 10.Klasse einen Beitrag zur Planerfüllung des Betriebes.

Aufgrund seiner mannigfaltigen Verdienste beim Aufbau der Polytechnik wurde Direktor Friedrich Michaelis 1963 der Titel eines “Oberstudienrates” verliehen.

Im Jahr 1963 wurde der Turm der Schule neu gedeckt.

Im Rahmen der Feriengestaltung wurden Pioniertreffen durchgeführt, so auch im August 1964. Dabei waren in Beierfeld 120 Pioniere aus Leipzig zu betreuen. Das Programm beinhaltete an drei Tagen, beginnend am Sonnabend 15.00 Uhr: Abholung der Leipziger Pioniere von der SED-Kreisleitung, dann Begrüßung durch den Bürgermeister und Einweisung in die Quartiere. Abends wurde dann im Park des Klubhauses “Klara Zetkin” ein Lagerfeuer unter Beisein eines Arbeiterveteranen durchgeführt.

Sonntag war Wecken, Appell, Delegationsempfang und anschließend erfolgte gruppenweise die Betriebsbesichtigung des Sturmlaternen- und Messgerätewerkes. Ab 15.30 Uhr wurden Sportveranstaltungen durchgeführt. Am Abend fand ein Sportforum mit Spitzensportlern statt.

Montag: Antreten zum Appell und um 9.00 Uhr Treffen zum Frie-densmarsch nach Geyer über Beierfeld Bahnhof – Waldweg Waschleithe – Klein Erzgebirge – Große Flösselbrücke – Elterlein.

Auf Grund der Entstehung von volkseigenen Großbetrieben, in den viele weibliche, vor allem auswärts wohnende Arbeitskräfte beschäftigt waren und steigender Geburtenraten (bis in die 70er Jahre) wurde der Kindergarten durch einen Barackenbau 1969 erweitert. Die Gesamtkapazität betrug nun 160 Kindergartenplätze.

1970 nahmen 87,3 % der Schulabgänger an der Jugendweihe teil. 1971 waren es 75 %. Ab dem Schuljahr 1970/71 wurde auf die Errichtung von Fachunterrichtsräumen und Fachkabinetten orientiert. So entstanden die Fachunterrichtsräume für Musik, Kunsterziehung, Geschichte/ Staatsbürgerkunde, Mathematik, Geographie, Deutsch, Physik, Chemie, Biologie und Fremdsprachen.

Im Juli 1973 legt Schuldirektor Friedrich Michaelis, der die Schule Beierfeld als Grund-, Mittel und Oberschule fast 30 Jahre lang erfolgreich geleitet hat, seine Funktion aus gesundheitlichen Gründen nieder. Er war dann noch einige Jahre als Lehrer für Polytechnik in Beierfeld tätig. 1975 erhielt er für 30 Jahre treue und gewissenhafte Pflichterfüllung als erste Lehrkraft die Pestalozzi-Medaille in Gold.

Quellen
Fotos Festumzug 750-Jahr-Feier
Beierfelder Schulchronik Teil 2 1945 – 2003 bearbeitet von Thomas Brandenburg, bearbeitet von Sabine Blechschmidt
Thomas Brandenburg