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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 14/2024
Stadt Grünhain-Beierfeld
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Die Peter-Pauls-Kirche Beierfeld

Die dem Verfall preisgegebene Peter-Pauls-Kirche 1993.

Gründungsurkunde

Außenansicht der Kirche im Mai 2017.

Die 2008 durch das Atelier Michael Lange aus Limbach-Oberfrohna/ OT Kaufungen restaurierte Kassettendecke mit Kruzifix.

Die 2011 von der Bau- und Möbeltischlerei Johannes Friedrich und vom Meisterbetrieb des Malerhandwerks Knut Schäffner sanierte Loge Hütte Silberhoffnung. Gesponsert wurden die obengenannten Arbeiten von den Vereinsmitgliedern Gralf und Elke Popken aus Nordenham.

Die 2016 durch den Orgelbaumeister Thomas Wolf aus Limbach/ Vogtl. restaurierte Donati-Orgel mit Schnitzwerk.  

2020 wurde das Emporenbild "Christus am Ölberg" durch die Restaura- torenwerkstatt Stenzel & Taubert aus Dresden restauriert. Die Restaurierung wurde gesponsert von Dr. Andrea Thiede aus Beierfeld.

Auftritt der "Schwarzwasserperlen".

Was unsere alte Kirche spricht

Eine Erzählung von Fritz Körner, erschienen im Gemeindeblatt für Beierfeld im Erzgebirge "Die Heimat", herausgegeben vom Ausschuss für Heimatpflege am 1. August 1921, Ausgabe 3. Jahrgang Nr. 5

Ein Kirchlein steht verlassen in dunklem Grün am Hang.
Begrast zu ihm die Gassen, voll Spinnweb Weg und Gang.
Und doch! Wenn auf der Wanderfahrt dein Aug` das Kirchlein sieht,
klingt dir`s im Herzen lieb und zart, wie einer alten Mutter Lied:
Bin ich auch grau und alt,
kehrt´ auch nimmer zu mir der Beter Chor,
reck´ ich mich dennoch betend zum Himmel empor:
Segne o Gott mein Dörfel am Spiegelwald!
Es fallen graue Steine. Im Fachwerk pickt der Wurm.
Als ob ein Engel weine, stöhnt`s oft im alten Turm.
Ein Vogel baut im Schiff sein Nest, wo er sich Junge zieht.
Von Sang und Klang der ganze Rest: ein kleines schlichtes Vogellied …
Bin ich auch grau und alt,
kehrt` auch nimmer zu mir der Beter Chor,
reck` ich mich dennoch betend zum Himmel empor:
Segne, o Gott, mein Dörfel am Spiegelwald!
Doch kommt auf seiner Reise der liebe Gott vorbei,
da summt die Orgel leise, als ob es Sonntag sei.
Der Vogel, auf der Kanzel Rand, singt hell und wird nicht müd`.
Aus seiner Weise, wohlbekannt, hörst du das kleine Lied:
Bin ich auch grau und alt,
kehrt` auch nimmer zu mir der Beter Chor,
reck` ich mich dennoch betend zum Himmel empor:
Segne, o Gott, mein Dörfel am Spiegelwald!

Die Kirche entsteht zwischen 1219 und 1230 noch vor der Gründung des Klosters Grünhain. Sie gehört somit zu den ältesten Kirchen im Erzgebirge. Neben dem 1716 erbauten Pfarrhaus ist sie auch das älteste Bauwerk unseres Ortes. In der katholischen Zeit dient die Kirche als Wallfahrtskirche. Sie ist den Aposteln Petrus und Paulus gewidmet. Die Kirche wird erstmals 1301 urkundlich erwähnt.

Der durch die Reformation bedingte Aufschwung des kirchlichen Lebens und die immer mehr anwachsenden Bevölkerung erfordern 1607 eine Erweiterung der Kirche. Dabei wird das Gebäude nach Norden zu um reichlich ein Drittel erweitert. So erhält die Peter-Pauls-Kirche ihre heutige Gestalt.

Mit der Weihe der neuen Christuskirche 1898 geht die fast 300jährige Nutzung als Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde zu Ende. Von 1908 bis zur Errichtung einer neuen Begräbnishalle 1976 wird die Peter-Pauls-Kirche noch als Begräbniskirche genutzt. 1912 übernimmt die Stadt Schwarzenberg das Patronatsrecht über die Peter-Pauls-Kirche. Die “alte Kirche” erhielt 1921 wieder ihren alten Namen “Peter-Pauls-Kirche”. Mit der Erweiterung der Kirche und der Weihe am 17. Oktober 1608 hatte man ihr diesen Namen aberkannt. Die Stadt Schwarzenberg gab 1936 das Patronatsrecht über die Kirche durch freiwilligen Verzicht auf. Seit dieser Zeit war die Kirche zunehmend dem Verfall preisgegeben.

Der am 4. Februar 1994 gegründete Kulturhistorische Förderverein Beierfeld e. V. hat sich die Aufgabe gestellt, gemeinsam mit dem Kirchenvorstand, der Kirchgemeinde, der Stadt Grünhain-Beierfeld sowie der staatlichen und kirchlichen Denkmalpflege, dem weiteren Verfall der Kirche Einhalt zu gebieten. Seit mehr als 30 Jahren setzt sich der Kulturhistorische Förderverein Beierfeld e.V. unermüdlich für die Erhaltung des Denkmals ein. Mit großen Anstrengungen ist es dem Verein gelungen, das ehemalige Gotteshaus zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen. Längst hat sich die Peter-Pauls-Kirche als Konzert- und Ausstellungsort der Stadt und der Region etabliert.

Zur Gründungsversammlung wurden gewählt:

1. Vorsitzender:

Bürgermeister Joachim Rudler

2. Vorsitzender:

Pfarrer Andreas Richter

Geschäftsführer:

Joachim Seltmann

Schatzmeister:

Ute Veith

Schriftführer:

Christel Georgi

Viel wurde getan. Es begann im Außenbereich u.a. 1995 mit Trainagearbeiten und der Deckung des Daches und des Turmes. 1997 wurde eine Wasser- und Abwasserleitung verlegt. 1999 erfolgten Außenputzarbeiten und die Fenster wurden erneuert. Im Jahr 2002 erfolgte die Aufstellung und Erneuerung der Grabdenkmale.

Im Jahr 2000 begannen die Innenarbeiten in der Kirche. Höhepunkte waren:

Zur Finanzierung der Sanierungsarbeiten fand am 24.09.1994 das erste Benefizkonzert in der Peter-Pauls-Kirche statt. Für das Konzert konnte das Collegium Musicum Schwarzenberg, Mitglieder des Musikschulorchesters und der Beierfelder Kirchenchor unter Leitung des KMD Rolf Rademann gewonnen werden.

Seit 1994 finden neben dem Tag des Denkmals zahlreiche Konzerte und Ausstellungen statt. Neben dem Frühjahrskonzert, dem Kaffeekonzert für Senioren und einem heiteren Sommerabend, sind der Kulturherbst und die Weihnachtsnacht im Kerzenschein Höhepunkte.

Am Sonntag, dem 27. Juni 2010 fand um 15.00 Uhr zum zehnten mal unser Konzert mit dem „CONVIVIUM MUSICUM CHEMNICENSE“ und dem sich im Pfarrgarten anschließenden traditionellen „Kantoreischmaus“ statt. Die acht Musiker aus Chemnitz unter Leitung von Hans-Hermann Schmidt unter Mitwirkung der Sopranistin Antje Gebhardt-Randazzo boten ein Programm unter dem Motto: „Vergnügte Ruh`, beliebte Seelenlust ...“ zur Erinnerung an den Komponisten Christoph Graupner (1683 – 1760).

Unter dem Motto „Wenn de Vugelbeer blüht“ erklangen am Sonntag, dem 5. Mai 2013 um 17 Uhr Frühlingslieder, dargeboten von der Heimatgruppe „Schwarzwasserperlen“ aus Bernsbach.

Neben Klassik und Volksliedern unserer erzgebirgischen Heimat erklingen auch Hits von international bekannten Künstlern aus Rundfunk und Fernsehen.

Am 13. August 2022 gastierte um 20 Uhr die Ex-Genesis-Gesangslegende Ray Wilson mit Band in unserer Kulturkirche.

Am 24.11.2022 präsentierte Rudy Giovannini aus Südtirol traumhafte Weihnachtsmelodien.

Während von 1994 bis 2003 aufgrund der Bauarbeiten jährlich nur 2 bis 5 Kulturveranstaltungen stattfinden konnten, waren es im Jahr 2024 11 Veranstaltungen.

Vieles ist noch zu tun. Die Holzwurmbekämpfung steht an, weitere Logen und die Emporenbilder sind zu restaurieren und das Norddach der Kirche ist zu decken. Dazu sind Fördermittelanträge, beispielsweise beim Landratsamt Erzgebirgskreis zum Erhalt des Denkmals zu stellen. Auch Sponsoren für die Restaurierung der Logen und Emporenbilder sind erwünscht.

Das Kulturprogramm für das Jahr 2025 wird erarbeitet und liegt im Frühjahr 2025 bereit.

Thomas Brandenburg