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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 5/2025
Stadt Grünhain-Beierfeld
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Erinnerung an die Eröffnung der Bahnlinie Zwönitz-Scheibenberg vor 125 Jahren und die Ergänzung zur Geschichte des Beierfelder Bahnhofes

Der Bahnhof Beierfeld mit dem Bahnpersonal 1916.

Die Heißdampf-Güterzuglokomotive der Preußischen Staatsbahn G 10, gebaut 1918 von Borsig in Berlin am Bahnhof Beierfeld.

Der Beierfelder Bahnhof in den 20er Jahren des 20. Jh.

Der erste Bus der Kraftpost vom Typ Büssing an der Haltestelle Bahn-Hofsrestaurant 1926.

Das Anstreichen der Göckeritzbrücke.

Der Bahnbau 1928.

Gleisanlage 1929, Bahnhofseinfahrtsignal Beierfeld aus Richtung Zwönitz.

Gleisanschluss der Firma Otto Wolff in aus Leipzig in den 50er Jahren des 20. Jh.    

Lok der Baureihe 91 im Einschnitt am Bahnhofseinfahrtsignal aus Richtung Scheibenberg 1930.

Ausfahrender Zug aus Bahnhof Beierfeld in Richtung Grünhain mit Lok der Baureihe 94.

Vorderseite eines Frachtbriefes vom 06.10.1930.

Rückseite eines Frachtbriefes vom 06.10.1930.

Arbeiterfahrkarte

Teil 2

Die Haltestelle mit Hilfsgüterabfertigung, für welche Gastwirt Bruno Dedores als Güteragent arbeitete, wurde 1907 in eine selbständige Güterverkehrsstelle umgewandelt. Damit war 1908 die Errichtung des Stationsgebäudes und die Erweiterung der Verladegleise von ursprünglich 170 m auf 330 m verbunden. Am Ende des 1. Weltkrieges betrug die Länge der Gleisanlagen dann 1390 m. Im Jahre 1908 entstand auch ein Güterboden mit 85 m² Grundfläche, welcher bis 1923 auf 420 m² vergrößert werden musste. Dazu kamen noch 160 m² Lagerraum für Leergut der Industriebetriebe, vor allem für die vielen notwendigen Kisten zum Versand der hier produzierten verschiedenen Waren aus Weiß- und Schwarzblech für Haushalte und die weiterverarbeitende Industrie. Ein Empfangsgebäude für den Personenverkehr wurde in Beierfeld nie errichtet.

In der Tat war die Steigerung des Güterverkehrs auf dem Beierfelder Bahnhof im Vergleich zu den Nachbarstationen bedeutend:

1901: 6135 t (mehr als Elterlein)

1902: 7977 t (mehr als Elterlein)

1903: 9088 t (mehr als Grünhain oder Elterlein)

1904: 14739 t (mehr als Grünhain, Elterlein oder Bernsbach)

1905: 12496 t (mehr als Elterlein)

Dabei fielen in Beierfeld die zahlreichen Güter weg, welche des bequemen Abrollens wegen vom unteren und mittleren Ortsteil aus über den Bahnhof Schwarzenberg abgesandt wurden.

Einige Zahlen sollen die wirtschaftliche Bedeutung des Beierfelder Bahnhofs damals belegen:

Jahr

Personenverkehr

Güterverkehr

Ausgeg. Fahrk.

Stück

Versand in t

Empfang in t

1901

5059

853

5282

1905

6585

1868

10628

1908

10546

2625

14859

1910

13017

2947

13588

1912

16281

4060

30705

1913

16986

4117

22309

1917

37088

5828

47528

1920

25000

28000

1921

22000

25000

1922

30000

50000

Beim Personenverkehr wurden die seit 1916 hier äußerst zahlreichen Arbeiterfahrten nicht mit eingerechnet. Deren waren es 1918 und 1919 allein je über 100000 Stück. Beim Güterverkehr wurden die Kohlen nicht mitgerechnet.

Mit dem Wachstum des Personen- und Güterverkehrs erhöhte sich auch die Anzahl der Bahnbediensteten.

Das Personal umfasste 1923 insgesamt 17 Beamte, davon neben dem Eisenbahninspektor Gustav Lützendorf (seit 1917 hier) noch 1 Obersekretär, 2 Sekretäre, 1 Betriebsassistent, 1 Rangier- und 1 Lademeister, 2 Weichenwärter, 4 Eisenbahnschaffner, 3 Schreibhilfen und 1 Güterbodenarbeiter. Für die zahlreichen auswärtigen Arbeiter, welche infolge Wohnungsmangels gezwungen waren, täglich mit der Bahn zu den hiesigen Fabriken auf Arbeit zu fahren, wurden seit 1919 besondere Züge vom Bahnhof Beierfeld eingesetzt. Der Bahnhof Beierfeld wies während des 1. Weltkrieges und Anfang der 20er Jahre den stärksten Verkehr unter allen Stationen der Strecke Zwönitz - Scheibenberg auf, zeitweise war dieser stärker als bei den Stationen Bernsbach, Grünhain und Elterlein zusammengenommen.

Da sich in Beierfeld kriegswichtige Produktionen befanden, stand der Beierfelder Bahnhof zusammen mit dem Hbf. Leipzig und Chemnitz Hilbersdorf während des 1. Weltkrieges unter Sonderbefehl. Deshalb musste in dieser Zeit zur Bewältigung der Be- und Entladearbeiten eine Trainabteilung eingesetzt werden.

Am 6. Juni 2025 veröffentlichte das Amtsblatt „Erzgebirgischer Volksfreund“ folgendes:

„Für die Feuerlösch-Alarmübung am Donnerstagabend, den 4. Juni 1925 war als Brandobjekt der Eisenbahngüterboden vorgesehen worden. weil er durch seine Höhenlage am ungünstigsten für die hiesigen Wasserverhältnisse liegt. Angenommen wurde ein Brand durch Funkenflug, der das Verwaltungsgebäude mit ergriffen hatte.“

Als erste Hilfe setzte die Bahnhofspritze mit ca. 200 m Schlauchleitung ein. Dann eilten auf Sirenenruf die Freiwillige Feuerwehr und die Pflichtfeuerwehr auf einem Lastauto und mit 2 bespannten Spritzen und Schlauchwagen herbei und traten unter Leitung des Branddirektor Wetzel sofort in Tätigkeit. Die einzige Wasserentnahme-stelle, der Bahnhofswasserbehälter reicht gut aus, so dass durch ihn auch in einem nicht erwünschten Ernstfall Deckung gegeben ist. Zur Erhöhung des Feuerschutzes wird von der Gemeinde aber noch die Erweiterung des Bahnhofsbehälters erwogen werden.“ In der Öffentlichen Gemeindeverordnetensitzung am 12. Juni 1925 wurde Kenntnis genommen von der Feuerlöschalarmübung am Bahnhof, die sehr befriedigt hat.

Mitte der 20er Jahre des 20. Jh. wurden durch die Firma Bernhard Klitzsch, Beierfeld, sämtliche Brücken gestrichen. Mit dem Fahrplan 1926/27 erfolgte auch eine Zugtrennung zwischen Güter- und Personenzügen.

Die Güterbodenfläche wurde stetig vergrößert. Eine Waage wurde eingebaut und die Gleisanlagen 1927/28 erweitert. Es. wurde der Oberbau der Strecke verstärkt und es wurden neue Schienen eingebaut

Auch wurde der Gleisanschluss zur Firma Otto Wolff aus Leipzig, welche am Bahnhof ein großes Blechlager unterhielt, gebaut.

Nachdem der Oberbau der Strecke verstärkt und verbessert wurde, konnte man auch schneller reisen. In den 30er Jahren schaffte man es von Zwönitz nach Scheibenberg in 50 Minuten.

Auch das Wagenmaterial verbesserte sich und die Zugfolge erhöhte sich stetig.

Der Wunsch nach Aussichtswagen und Sonderfahrten für Touristen blieb allerdings versagt. Einen Sonderzug setzte man nur bei besonderen Anlässen ein.

Quellen:

Gustav Beyer „Beierfeld Geschichte seiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung

Amtsblatt „Erzgebirgischer Volksfreund“ vom April und Mai 1900

Spiegelwaldbote 8/92 und 15/93 Darstellung zur Beierfelder Eisenbahn von Ernst Klier

Spiegelwaldbote 1/96 Eine Reise mit der Bahn von Scheibenberg über Zwönitz nach Stollberg von Eberhard Schramm

Spiegelwaldbote 20/92 „Die Bahnen von Beierfeld von Claus Schlegel, Venusberg

Spiegelwaldbote 9/95 „... do wu de Zwäntzer Eisenbahn nimm dampft in Spiegelwald“

Claus Schlegel „Die alte Erzgebirgsbahn“, Geiger-Verlag, Horb am Neckar

Fotos:

Foto 1, Foto 2 Hecker, Foto 3 und 9 Roland Limmer,

Foto 5 O. Kreisel, Foto 6 Grunewald, Foto 7 Gerhard Rudolph, Foto 8, 11a und 11b, Foto 10 Richard Schettler, Foto 12 Claus Schlegel