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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 7/2025
Stadt Grünhain-Beierfeld
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Chronik zum 100-jährigen Bestehen der Abteilung Handball des SV Beierfeld

Der Turnplatz 1920.

Die Turnriege Beierfeld wurde 2. Sieger im Zwölfkampf.

Die Beierfelder Handballjugend von 1925 mit den Spielern Erhard Pötzsch, Ernst Kolb, Horst Börner, Martin Hahn, Paul Stiehler, Kurt Fröhlich, Erich Seifert, Max Hahn, Georg Kunz, Ernst Gruß, Herbert Klitzsch und Max Hecker.

Der Firmengründer Hermann Nier (verst. 1921) mit seiner Gattin Ida Nier, geb. Mendt.

Das „Hermann Nier Stadion“ anlässlich der Weihe im Jahr 1928. Die Rauchsäule sollte das Ziel markieren, wohin ein Ball aus einem Flugzeug geworfen werden sollte, um den Anstoß im Mittelkreis zu vollziehen.

Teil 1

In Coburg fand im Juni 1860 das erste Deutsche Turnfest mit rund 1.000 Teilnehmern statt. Das Fest soll die Zusammengehörigkeit der Deutschen unterstreichen und für eine politische Einheit ohne Österreich werben.

Am 11. August 1876 entstand der Turnverein „Gut Heil“, Mitglied des Deutschen Turnerschaft. Obwohl das Kunstturnen schon seit Athen 1896 durchgängig im olympischen Programm war, fehlte es noch lange Zeit in Städten und Dörfern an größeren Turnhallen.

Nach altem Turnerbrauch bildeten sich nach und nach Riegen. Die 17- bis 18 jährigen Jungen waren nicht nur eifrige Geräteturner, sondern betrieben in jugendlicher Begeisterung Leichtathletik, spielten Fußball, versuchten sich als Faustballer

Die Frage eines Turnplatzes war für den Verein immer eine Lebensfrage.

Infolge der Zunahme an Mitgliedern (im Jahre 1886 52 gegenüber 242 Mitgliedern 1919) musste man sich nach einem größeren Platz umsehen. Der Turnplatz am Kieferle war zu klein geworden und die beiden beliebt gewordenen Ballsportarten Fußball und Feldhandball benötigen einen Sportplatz.

Im September 1919 konnte der Verein durch größere Spenden der Firmen Hermann Nier und Nier & Ehmer vom Gutsbesitzer Guido Seidel ein 11500 m² großes Grundstück, an der Waschleither Straße erwerben. Zunächst wurde das Grundstück an der Waschleither Straße eingezäunt.

Das Amtsblatt „Der Erzgebirgische Volksfreund“ und „Die Heimat“, Gemeindeblatt für Beierfeld berichteten am 22.07.1920 bzw. in der Ausgabe Nr.: 5 vom 1. August 1920 über das 19. Gauturnfest in Beierfeld (1) wie folgt:

Bereits in einer Mitte März 2020 in Aue stattgefundenen Gauvorturnersitzung wurde Beierfeld als Festort für das jährlich stattfindende Gauturnfest in Aussicht genommen. Auf Grund der unsicheren Zeit (Inflation) konnte man sich nur schweren Herzens mit 10 : 9 Stimmen zur Übernahme des Festes entschließen unter der Voraussetzung, dass sich hierzu kein anderer Verein und Ort sich hierzu finden sollte. Mit diesem Vorsatz wurde am 3. April 1920 der Gauturntag, der die Entscheidung bringen sollte, besucht. Doch es kam anders als man erwartete. Es gab nur einen Ort für die Stimmung vorhanden war, und das war Beierfeld. Da halfen auch alle Vorstellungen und Ausreden des Beierfelder Vereinsvorsitzenden nichts, im Gegenteil, mit einem begeistert aufgenommenen Gut Heil wurde Beierfeld zum Festort proklamiert.

Die umfangreichen Vorarbeiten wurde in die Hände eines Festausschusses gelegt, der sich in sieben Unterausschüsse (Bauausschuss, Finanzausschuss, Wohnungsausschuss, Kommersausschuss, Empfangsausschuss, Geräteausschuss, Wirtschaftsausschuss teilte, welchem ein Ehrenausschuss bestehend aus 21 Herren unter dem Vorsitz des Herrn Gemeindevorstand Andreas angegliedert wurde. In den letzten acht Tagen herrschte auf dem Turnplatz an der Waschleither Straße ein reges Treiben.

Es kam vor allem der Bauausschuss zur Geltung, denn neben Vorturnerturm, Musikbühne, Tanzplatz etc.arbeiteten andere an der Errichtung von Schankzelten und Verkaufsständen, denen ja gelegentlich des Festes tüchtig zugesprochen wurde. Im Gasthof Albert-Turm hatten sich inzwischen an drei Abenden immer 60-70 Ehrenjungfrauen eingefunden, welche die benötigten 300 Meter Girlande zu binden übernommen hatten. Mittlerweile war auch unter der Einwohnerschaft die rechte Feststimmung erwacht und überall wohin man sah, wurden die Häuser mit frischem grün und Plakaten geschmückt und fast kein Haus gab es, in dem nicht einer oder mehrere Turner verquartiert werden sollten.

Am Sonnabend, den 17. Juli 1920 nachmittag kamen bereits die Wetturner und Kampfrichter. Zum ersten male fanden in Verbindung mit dem Gauturnfest auch Wettkämpfe für die Jugend statt, an denen sich ungefähr 300 Jünglinge beteiligten. An dem Wetturnen für die Mitglieder nahmen ebenfalls ungefähr 300 Turner teil.

Der festgebende Verein hatte für die Unterbringung von den Wetturnern zu sorgen. Die Jugendturner wurden in Massenquartieren, die übrigen Wetturner bei der Beierfelder Einwohnerschaft, wie im allgemeinen zu hören war, sehr gut untergebracht und auch ebenso verpflegt.

Nachdem dann am Nachmittag gegen 6 Uhr eine Sitzung der Kampfrichter und Berechner im Erzgeb. Hof stattgefunden hatte, wurde das Fest am Abend mit Zapfenstreich und Begrüßung im Gasthof Albert-Turm eingeleitet.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Gesang der Sängerriege des festgebenden Vereins. Alsdann führten 40 Zöglinge Gruppen vor, worauf Frl. Stopp den Anwesenden begrüßende Worte in poetischer Form entgegenrief. Einer herzlichen Begrüßungsansprache durch den Vereinsvorsitzende Beyer folgte der Männerchor „Turners Wahlspruch“, vorgetragen vom Gesangverein Liederkranz und der Sängerriege des Turnvereins unter Leitung von Lehrer Fuchs. Prokurist Stiehler sang dann mit seiner Tochter zwei Duette für Sopran und Bass.

Schwierige exakt vorgeführte Freiübungen des Beierfelder Turnvereins, zwei sehr schön vorgetragene Männerchöre vom Gesangsverein Liederkranz unter Leitung seines Dirigenten Lehrer Fuchs, ein humoristisches Quartett, Duozenen, Einzelgesänge und ein flott gespielter Einakter wechselten in bunten Reihenfolge ab. Dazwischen erregte die Vorturnervereinigung des Gaues mit äußerst schwierigen Übungen am Pferd und eine Vorturnerriege eines befreundeten Turnvereins aus Werdau am Reck die allseitige Bewunderung der Anwesenden. Was hier geboten wurde, kann sich dem Kunstturnen der großstädtischen Turnvereine getrost an die Seite stellen.

Während des Begrüßungsabends nahm Gemeindevorstand Andreas Gelegenheit die Festversammlung in markigen Worten namens der Gemeinde zu begrüßen. Er wünsche dem Feste einen guten Verlauf.

Ehrengauturnwart Emmrich sprach dann in Vertretung des abwesenden 2. Gauvertreters Gehlert, Bernsbach. Er begrüßte die Anwesenden namens des Gauturnrates, dankte den Beierfeldern für die herzliche Aufnahme und die mühevollen Vorbereitungen zum Feste. Gleichzeitig mit dem 19. Gauturnfest begehe der Gau die Feier seines 40-jährigen Bestehens. In ehrenden und dankbaren Worten gedachte er sodann des Ablebens des bisherigen 1. Gauvertreters Oberlehrer Johannes Töpfer. Sodann brachte er ein Schreiben des früheren Gauvertreters Breuer, Kirchberg zur Verlesung, und kam weiter auf die Bedeutung und den Wert des Jahnschen deutschen Turnens zu sprechen, dabei auf die Zeit zurückblickend, an der vor mehr als 100 Jahren unser Volk ebenfalls zerschlagen am Boden gelegen habe und wie Jahn dann das Turnern und damit die deutsche Gesinnung gehegt und gepflegt habe. Die turnerischen Tugenden seien heute zum Aufbau unseres Vaterlandes mehr denn je nötig. Mit einem freudig aufgenommenen Gut Heil und besten Wünschen für ferneres Blühen und Gedeihen des Gaues, schloss er seine Ansprache.

Gauturnwart Fickenwirth überreichte dann dem Ehrengauturnwart Emmrich für seine Verdienste um den Gau mit einer Urkunde die Ernennung zum Ehrenmitgliede im Sächs. Turnkreis. Es ist das erste mal, dass der Kreisturnrat von diesem Recht Gebrauch gemacht hat.

Der Vorsitzende des Beierfelder Vereins Hr. Beyer verlas dann die Stiftungsurkunde für die Arthur-Nier-Stiftung, die 10.000 Mark beträgt und für den Bau eines Beierfelder Turnheims mit verwendet werden soll und dankte der Familie Nier für diesen Akt hochherziger Gesinnung.

Ehrengauvertreter Fichtner, Zwönitz dankte der Beierfelder Einwohnerschaft und den Beierfelder Turnfreunden für die freundliche und herzliche Aufnahme. Frauenturnwart Lange kam auf die Bedeutung des Frauenturnens zu sprechen und forderte die anwesenden Frauen und Mädchen auf sich am Turnern zu beteiligen. Es wurden auch 700 Mark für die Kreisunterstützungskasse der Turnerschaft gesammelt.

Es war schon Mitternacht vorüber, als der abwechslungsreiche Begrüßungsabend zu Ende war. Eilenden Fußes gingen die Wetturner, meist mit ihren freundlichen Gastgebern, nach Hause, um sich noch einige Stunden Nachtruhe zu gönnen und am Morgen frisch und gestärkt zum friedlichen Wettkampf antreten zu können.

Der Sonntag, der 18. Juli 1920, der eigentliche Festtag wurde früh 5 Uhr eröffnet mit Weckruf durch die festlich geschmückten Straßen des Ortes. Es gab noch eine große Enttäuschung! Ohne vorherige Ankündigung und entgegen jeder Gewohnheit hatte das Gaswerk am Sonntag früh die Leitungen abgesperrt. Man musste auf die gewohnte „heiße“ Tasse Kaffee verzichten und sich mit einem Schluck kalten begnügen. Vielen war aber auch das nicht möglich, um so mehr wurde die Gelegenheit ergriffen, das am Festplatz nachzuholen. Überhaupt dieser Festplatz! Ich kann mir kaum einen Ort denken, der einen ähnlich ideal gelegenen Platz aufzuweisen in der Lage ist. Wenn er erst einmal planiert sein wird, dürfte er unstreitig der schönste Turnplatz im Erzgebirge sein. Der schöne Platz, das herrliche Wetter, dazu die wunderbare Fernsicht auf unser schönes Erzgebirge, sie schafften rechte Feststimmung und begeisterten zur Betätigung am Turnen.

Punkt 6 Uhr früh traten (einschließlich der Jugendturner, die etwas später auf den Plan erschienen waren) die Wetturner zum friedlichen Streit, um den schlichten Eichenkranz in drei Gruppen an. Gruppe A (Altersgruppe) umfasste Turner im Alter von 40 Jahren aufwärts, Gruppe B ehemalige Gausieger und Gruppe C angehende Wetturner. In diesen 3 Abteilungen bestand der Wettkampf im Zwölfkampf.

Hervorragend schöne Leistungen konnte man beobachten und die nach tausenden zählenden Zuschauer hielten trotz der großen Hitze geduldig stundenlang aus. Als dann noch die zahlreichen Jugendkämpfer zum Wettkampf antraten, herrschte auf dem Festplatz ein turnerisches Treiben, das auch dem größten Pessimisten das Herz vor Freude ob dieses Eifers und des Ernstes, der allenthalben an den Tag gelegt wurde, übergehen ließ. Während des Wetturnens konzertierte eine Kapelle auf dem Platz und auf allen Zugangsstraßen kamen auswärtige Vereine meist zu Fuß mit Gesang in den Festort einmarschiert.

Gegen 11 Uhr vormittag war das Wetturnen beendet und der Rechnungsausschuss begann mit Hochdruck zu arbeiten, um die 600 Ergebnisse zu sichten und daraus die Sieger festzustellen.

Um 13 Uhr mittag bewegte sich dann ein imposanter Festzug, geführt von 16 Herolden zu Pferden mit 49 Fahnen und mehreren Musikkapellen durch den Ort. Auf dem Festplatz wieder angekommen, begann sofort nach vorherigen Begrüßungsansprachen die turnerische Arbeit wieder. In mehrer Abteilungen wurden Musterriegen geturnt. Leider konnten die meisten Riegen nicht durchgeturnt werden, da die Zeit hierfür zu knapp bemessen war. Ein selten schönes Bild boten die Freiübungen von über 1200 Turnern ausgeführt. Die vorgesehenen Mannschaftswettkämpfe mussten infolge vorgerückter Stunde ausfallen.

Trotz angestrengter Arbeit war es den unermüdlich arbeitenden Berechnungsausschuss nicht möglich, eine vollständige Siegerliste bekanntzugeben. Gauturnwart Fickenwirth, der das Gauturnfest erstmalig mit Energie und Umsicht leitete, konnte am Abend die Sieger aus den Wettkämpfen nur den Wetturnnummern nach bekanntgeben und zwar auch nur für Gruppen A; B und C. Die ungeduldige Jugend musste leider den Festort verlassen, ohne zu wissen, wer von ihnen die Palme des Siegers errungen hatte.

Damit dürfte auch der Versuch, zusammen mit dem Gauturnfest auch große Wettkämpfe für die Jugend zu veranstalten, als gescheitert betrachtet werden und der Vorschlag angebracht sein, künftig für die Jugend gesonderte Jugendgauturnfeste zu veranstalten. Vielleicht dann unter Hinzuziehung der Schulen. Damit soll die Jugend von der Teilnahme an Gauturnfesten nicht ausgeschlossen sein: nein, nur von Wettkämpfen für diese an solchen arbeitsreichen Tagen sollte abgesehen werden. Das turnerische Bild, welches auf diese Weise geboten wird, ist dann viel übersichtlicher.

Erwähnt sei noch, dass 51 Vereine mit 3500 Turnern am Fest teilnahmen, wovon 600 zu den Wettkämpfen antraten und am Nachmittag 8000 Zuschauer das Fest besuchten. Das Fest an sich war das größte auf das der Gau bisher zurückblicken kann.

Die beiden Firmen Hermann Nier und Nier & Ehmer haben uns auch bei der Durchführung des Festes nach allen Regeln unterstützt, indem uns Geschirre, Holz, Arbeiter, nicht zuletzt auch geldliche Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Es kann dies nicht hoch genug angeschrieben werden, wären uns doch unter den heutigen Verhältnissen ganz enorme Ausgaben erwachsen, wenn hätte alles von fremder Hand zum heutigen Tagespreise ausgeführt werden müssen.

Das Jahr 1917 gilt als Geburtsjahr des Handballspiels (Großfeldhandball) in Deutschland. Zunächst gründete sich in Beierfeld 1923 im Rahmen des Sportverein „Sturm“ (gegründet 1911) eine Damenmannschaft und wenig später eine Herrenmannschaft. Gespielt wurde auf dem Sportplatz am Bockwald. Die Existenz dieser beiden Mannschaften war jedoch aufgrund von Differenzen im Trainingsbetrieb zwischen Fuß- und Handballern sowie der weiten Fahrten mit der Bahn zu Auswärtsspielen nur von kurzer Dauer. Die Mannschaften lösten sich Ende 1924 auf.

Die eigentliche Wiege des Handballsports in Beierfeld liegt in der 1921 gegründeten Turnerriege “Guts Muts” des Turnvereins “Gut Heil”, Mitglied des Deutschen Turnerschaft,. aus der die Abteilung “1. Handballjugend” hervorging.

Die Jugendlichen waren Tag für Tag auf dem Turnplatz an der Waschleither Straße anzutreffen. Ende Februar 1925 fand unter der Leitung des Turnfreundes Erhard Pötzsch die Gründungsversammlung der Abteilung Handball innerhalb des Turnvereins im ehemaligen Frankonia-Kasino (heute Frankstraße 9 Technikzentrum) statt.

Schon 14 Tage später - am 9. März 1925 - wurde auf dem Turnplatz an der Waschleither Straße das erste offizielle Spiel gestartet. Gegner war die Turnriege “Germania”, die mit 4:2 geschlagen wurde. Die Spielkleidung bestand aus einem weißen Jersey mit blauem Aufschlag und einer weißen Hose (später blau).

Angespornt durch das Beierfelder Beispiel entstanden nun auch in den Nachbargemeinden, so in Bernsbach, Lauter und Aue, neue Spielgemeinschaften, die sich in der Spielgruppe Erzgebirge zusammen schlossen. 1925 wurde die erste Jugend des Tv. Beierfeld nach einem 2 : 1 Sieg gegen Geyer Bestmannschaft der Spielgruppe Erzgebirge und errang im Spieljahr 1925 – 26 den Titel Erzgebirgsmeister.. Sie durften 1926 als 1. Mannschaft gelten und im nächsten Frühjahr an den Spielen um die Gaumeisterschaft teilnehmen.

Im Jahre 1925 in den Turnverein das Spielwesen einzog und sich der Beierfelder Turnverein gleich an die Spitze der Handballbewegung setzte, war es eine Lebensfrage für den Verein, einen einwandfreien Platz mit Spielanlage zu schaffen. Der alte Turnplatz entsprach nicht mehr den gestellten Anforderungen des Handballsports. Die ansonsten schöne Anlage hatten den Fehler, dass das Gelände nach Süden zu stark abfiel. Pläne zur Abgrabung des Geländes scheiterten an der Geldfrage. Am 1. Mai.1926 tat man den ersten Spatenstich. Der Platz wurde von den Vereinsmitgliedern selbst planiert. Tausende von freiwilligen Arbeitsstunden wurden verrichtet. Als der Turnverein am 14. und 15. August 1926 sein 50-jähriges Jubiläum feierte, war schon ein schönes Stück Arbeit getan. Aber trotzdem hatte man die eigene Kraft überschätzt, denn die Erdmassen welche durch Handarbeit zu bewältigen waren, hätten einige Jahre mühevoller Arbeit gekostet und die eigentliche Arbeit des Vereins gehemmt. Durch die Hilfe der Inhaber der Firma Hermann Nier konnte die Fertigstellung des Platzes der Gartenbaufirma Hoffmann, Schwarzenberg übertragen werden. Am 17. April 1927 wurde mit den Arbeiten begonnen. Mit dankbarer Freude verfolgten die Mitgliedern des Turnvereins die Arbeiten. Erst jetzt erkannte man die herrliche Lage des Platzes. Nicht weniger als 6000 m² Erdmassen wurden bewältigt und zahlreiche Sprengungsarbeiten durchgeführt. Am 07. Juli 1928 konnte der Platz von der Gartenbaufirma Hoffmann übergeben werden.

Der Erzgebirgische Volksfreund und die Heimat berichteten am 29.08.2028 bzw. in der Heimat Nr.: 22 am 15.11.2028 über die Stadionweihe am 25., 26., und 27.08.1928 wie folgt:

Bereits am Sonnabend mittag um 14.00 Uhr begann das Fest mit der Kampfrichtersitzung und mit den den Vereinswettkämpfen. Abends um 20.30 Uhr bewegte sich ein imposanter Fackelzug durch den Ort, der sich dann auf dem Lindenplatz auflöste. Um 20.30 Uhr brachte der Festkommers im Gasthof Albert-Turm den Beweis, dass auch viele Gemeindeglieder freudigen Anteil an den Weihefeierlichkeiten nahmen. Nach einem einleitenden Festmarsch der Riedel-Mothes-Kapelle sprach Schuldirektor Döhler und rühmte die hohen Ideale der Deutschen Turnerschaft. Dann folgte ein “Turnerchor”, vorgetragen von der Sängerriege des Beierfelder Turnvereins. Die Programmreihe wurde dann durch einen Musikvortrag ergänzt. Die darauf folgenden Stabübungen der Turnerinnen ließen an Exaktheit nichts zu wünschen übrig. Der erste Vorsitzende des Turnvereins Paul Bonitz begrüßte dann die zahlreich erschienenen Gäste, insbesondere galt sein Gruß den fremden Turnern und den Handballspielern aus Leipzig-Engelsdorf. Bürgermeister Andreas hieß alle Festteilnehmer namens der Gemeinde herzlich willkommen und rühmte den großen Idealismus der Firma Hermann Nier, die es dem Turnverein ermöglichte in diesen Tagen das neue Stadion zu weihen. Die Vorturnerschaft hatte mit den “Kölner Freiübungen” das Richtige getroffen und erntete brausenden Beifall. Darnach trat das Töchterchen des Vereinsmitgliedes Hans Meyer auf die Bühne und löste mit schwierigen Übungen an den Ringen lebhaftes Staunen der Kommersbesucher aus. Nach einem Vortrag der Sängerriege folgten die Ehrungen. Hierbei überreichte der Vereinsvorsitzende Paul Bonitz der Firma Hermann Nier eine kunstvoll ausgeführte Urkunde unter Glas und Rahmen als Zeichen des Dankes des Vereins für die Stiftungen und gab der Hoffnung Ausdruck, dass das Wohlwollen der Firma dem Verein stets erhalten bleiben möge. Ferner überreichte der Vorsitzende den Inhabern der Firma Hermann Nier persönlich fotografische Vervielfältigungen der erwähnten Dankesurkunde und zwar Herrn Bruno Nier, Herrn Woldemar Nier, Herrn Curt Nier, Frau Ella Adolph geb. Nier und Herrn Ewald Proß nebst Frau Helene geb. Nier. Als weiteres sichtbares Zeichen des Dankes erhielten die genannten Stifter vom Verein die goldene D.T.-Nadel. Dipl. Ing. Bruno Nier, Mitinhaber der Firma Hermann Nier dankte bewegten Herzens für die seltenen Ehrungen und überreichte dem Vereinsvorsitzenden ein vollständig ausgearbeitetes Projekt der sehnlichst gewünschten Turnhalle. Es wurden dann noch sieben Ehrenmitglieder mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Der verdiente Leiter der Sängerriege Hr. Ernst Stiehler, wurde in Anerkennung seines 25-jährigen Dirigentenjubiläums mit der silbernen Vereinsnadel und einer geschmackvollen Urkunde geehrt. Dann folgte noch eine letzte Ehrung und zwar bekam Fabrikant Emil Nier für seine Verdienste gleichfalls die silberne Vereinsnadel. Das Turnen am Reck sah alles sehnige Gestalten, die für ihre Leistungen verdienten Beifall ernteten. Es folgte dann noch ein Schlussmarsch.

Der Festsonntag am 26. August 1928 wurde um 6.00 Uhr mit einem schneidigen Weckruf eröffnet, dem sich dann um 8.00 Uhr im Stadion eine schlichte Morgenandacht anschloss, in welcher Pfarrer Beyer die Ansprache übernahm. Mit einem Dankgebet und mit weihevollem Gesang der Sängerriege wurde die Andacht geschlossen. Bereits vom frühen Morgen an herrschte reges Leben im Stadion. Die auswärtigen Kämpfer zogen ein und um 9 Uhr fanden die Mannschaftskämpfe der Geräteturner und Turnerinnen sowie um 10 Uhr der Rückkampf im Fechten Aue gegen Beierfeld, den Beierfeld mit 5 : 4 gewinnen konnte, statt. Um 11 Uhr fanden Vereins-Staffelentscheidungen der Leichtathleten auf der ideal angelegten Rundbahn statt. Unter anderem konnte die 1. Staffel des ATA Aue einen neuen Gaurekord in der 4 x 100 m Staffel erzielen. Auf dem Lindenplatz fand inzwischen eine Platzmusik statt. Um 13.00 Uhr trafen sich auch die auswärtigen sowie die Ortsvereine zur Stellung des Festzuges am Gasthof Krone, der sich dann durch die Hauptstraße bis zum Bauernweg, dann Waschleithnerstraße bis zum Stadion bewegte. Die Weihe des Platzes auf den Namen “Hermann Nier-Stadion” nahm Herr Gauvertreter Georg Lange um 14 Uhr vor.

Nach der offiziellen Weihe des Stadions traten um 15 Uhr die Turnerinnen zu den allgemeinen Kölner Festfreiübungen an. Um 15.30 Uhr traten die Turner an, deren allgemeine Deutsche Turnfest-Freiübungen brausenden Beifall auslösten. Dann erschien plötzlich ein Flugzeug,das den gelben Lederball um 16.30 Uhr zum Anpfiff des Handballweihespiels Tv Beierfeld gegen Tv Leipzig - Engelsdorf (10 :10) abwarf. Der Ball sollte im Mittelkreis landen, aber er landete außerhalb des Stadions.

In den Pausen erfolgten die Entscheidungen in der 4 x 100 m Staffel für Turner und Turnerinnen. Um 16.30 Uhr erfolgte das Kürturnen am Reck, Barren und Pferd. So hatte das zahlreiche Publikum viel Abwechslung bis um 17.00 Uhr die Sieger verkündet werden konnten.

Der Montag vereinte um 17.30 Uhr die Mitglieder zu einer geselligen Veranstaltung im Stadion als harmonischen Abschluss der schön verlaufenden Weihefeierlichkeiten des Stadions.

Bemerkungen:

(1) Die schon im 12. Jahrhundert außer Gebrauch gekommene Bezeichnung Gau für eine bestimmte Landschaft beziehungsweise Region wurde von Historikern des 17. bis 19. Jahrhunderts wieder belebt. Im Deutschen Kaiserreich war „Gau“ eine übliche Bezeichnung der Bezirke.Die in de Weimarer Republik, speziell ab Mitte der 1920er Jahre aktiven politischen Verbände, verwendeten den Begriff Gau zur Bezeichnung der obersten Gliederungsebene nach der Bundes- bzw. Reichsebene. Auch Turnerbünde verwendeten (zum Beispiel bei Gaumeisterschaften) den Begriff.

Thomas Brandenburg

Quellen:

19. Gauturnfest in Beierfeld „Der Erzgebirgische Volksfreund“ vom 22.07.1920

19. Gauturnfest in Beierfeld, die Heimat, Gemeindeblatt für Beierfeld im Erzgebirge, Ausgabe Nr.: 5 vom 1. August 1920

Die Stadionweihe des Turnvereins Beierfeld (D.T.), Erzgebirgischer Volksfreund vom 29.08.1928Die Heimat Nr. 22/1928 vom 15.11.2028 “Das Hermann-Nier-Stadion zu Beierfeld”

Die alte Beierfelder Handballchronik von 1921 bis 1932 (in Besitz von Herrn Willy Klitzsch)