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Der Spiegelwaldbote - Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Grünhain-Beierfeld
Ausgabe 8/2023
Orts- und Regionalgeschichte
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Ergänzung zum Artikel im Spiegelwaldboten Weihe des Schützenheimes der Schießgesellschaft „König Albert Turm"

Das frühere Schützenheim der Beierfelder Schützengesellschaft I im Jahr 1913. 

Bergdrogerie Alexander Schällig an der Karl-Liebknecht-Straße 4 (heute Bernsbacher Straße 4).

Gründungsurkunde

Vereinsbanner 

Vereinsfest 1993

Auch zum Tag der Sachsen in Annaberg-Buchholz nahm die Schützengesellschaft am Festumzug am 4. September 1994 teil.

Abriss maroder Anbau.

Die Fassade kurz vor der Fertigstellung. Am Giebel wurde jetzt noch eine Schießscheibe als Symbolik angebracht.

Der 10-Meter-Schießstand wurde in den Kellerräumen des Schützenheimes eingebaut.

Teil 2

Der im Frühjahr 1991 ergangene Aufruf im Spiegelwaldboten zur Wiedergründung eines Schützenvereines fand die nötige Resonanz. Am 9. August 1991 trafen sich mehr als 20 interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Gaststätte am „Schloßwald“, dem früheren Schützenheim der Beierfelder Schützengesellschaft I, um die guten Traditionen der beiden Beierfelder Schütznvereine wieder aufleben zu lassen. Ein Satzungsentwurf wurde vorgestellt.

Der Satzungsentwurf wurde überarbeitet. Am 22. November 1991 erfolgte die Gründungsversammlung um 19.30 Uhr in der Gaststätte am „Schloßwald". Das Gründungskomitee hatte zu diesem historischen Ereignis auch die Vorsitzenden der bereits ortsansässigen Vereine sowie die Vorsitzenden der bereits bestehenden fünf Schützenvereine des Landkreises Schwarzenberg eingeladen. Diese Einladung geschah deshalb, weil es von Anfang an unser Ziel sein wird den guten Traditionen folgend, alle anderen Vereine gleichberechtigt zu achten und mit ihnen zusammen eine neue Qualität des kulturellen Lebens unseres Heimatortes unter friedlich geschaffenen freiheitlich demokratischen Verhältnissen anzustreben.

Die Einladung nahmen die Vorsitzenden der Schützenvereine von Rittersgrün und Breitenbrunn, Herr Dr. Dieter Flemming und Herr Peter Gräßler an. Von den ortsansässigen Vereinen wurden die Herren Wolfgang Müller und Thomas Arnold vom Berg- und Schnitzverein, die Herren Bernhard Lorenz und Johannes Bitterlich vom Erzgebirgszweigverein, die Herren Gerhard Kraus und Matthias Müller vom Feuerwehrverein und Herr Lothar Lange vom Geflügelzüchterverein herzlich begrüßt. Auch der Bürgermeister von Beierfeld, Herr Bernd Krüger, welcher Gründungsmitglied des Schützenvereins ist, gab sich selbverständlich die Ehre. Der Initiator der Vereinswiedergründung und stellvertretende Bürgermeister, Herr Joachim Rudler, leitete zunächst die Versammlung.

Er gab einen Bericht über die Arbeit des Vorbereitungskomitees. Es folgte ein kurzer Abriss der Geschichte der beiden ehemaligen Beierfelder Schützenvereine.

Hauptziele des neuen Vereins sind dabei die in der Satzung verankerte weitere Erforschung der Geschichte, die Fortführung der guten sportlichen Traditionen, dabei distanzieren wir uns vom Mißbrauch der Schützenvereine in den Jahren des Faschismus als paramilitärische Vereinigung sowie ein schönes gesundes Vereinsleben. Anschließend übergab der Beierfelder Bürger, Herr Peter Röthel ein Protokollbuch des Oberdorfer Schützenvereins "König-Albert-Turm“. Er berichtete weiter, dass er dieses Protokollbuch von seinem 1980 verstorbenen Schwiegervater, Herrn Alexander Schällig, der selbst Vereinsmitglied war, übergeben bekam.

Das Buch mit über 300 Seiten handgeschriebenen Aufzeichnungen vom Tag der Vereinsgründung 1906 bis 1929 mit Akribie geführt, ist für die Geschichtsaufarbeitung von großer Bedeutung. Nach dieser Überraschung überbrachten Beierfelds Bürgermeister Bernd Krüger und weitere Vereine Grüße und Glückwünsche. Herr Gerhard Kraus überbrachte die Grüße vom Vorstand und allen Mitgliedern des hiesigen Feuerwehrvereins und übergab an das Gründungskomitee einen Zinnbecher als Erinnerungsgeschenk. Der Vorsitzende des Schützenvereins Rittersgrün schilderte einige Probleme von Rittersgrün, die sich mit denen von Beierfeld sehr ähneln. Beide Vereine können auf keinerlei Altschießanlagen zurückgreifen. Große Kraftanstrengungen liegen vor beiden Vereinen, neue Schießanlagen zu errichten. Als Erinnerungsgeschenk übergab der Vorsitzende des Schützenvereins Rittersgrün einen Bierkrug mit Zinndeckel. Dankend wurde die Einladung des Vorsitzenden des Schützenvereins Breitenbrunn zum sportlichen Wettkampf nach Breitenbrunn angenommen.

35 Schützenschwestern und -brüder unterzeichneten die Gründungsurkunde sowie die Gründungssatzung. Der Verein wurde unter dem Namen Schützengesellschaft I „König-Albert-Turm" e. V. wieder gegründet.

Im November 1991 gab es 50 eingetragene Mitglieder, die sich Schützenschwester und Schützenbruder nennen. Schützenschwestern gab es bisher nicht, da es den Frauen früher versagt war, Mitglied eines Schützenvereins zu sein. Zum 1. Vorstand wurde Schützenbruder Manfred Benzner gewählt. Die Gründungsmitglieder beauftragten den Vorstand, baldigst die Eintragung als Verein zu erwirken, sowie beim Finanzamt die Anerkennung als gemeinnützig herbeizuführen. Der offizielle Teil der Gründungsversammlung war um 21.30 Uhr beendet.

Der sich anschließende gesellige Teil begann mit einem ersten kleinen Schießwettbewerb in der Garage des Wirtes unseres Gründungslokales, Schützenbruder Jürgen Klemm. Der Wettbewerb wurde mit einem Luftrevolver auf eine eigens für die Gründungsversammlung gefertigte Ehrenscheibe durchgeführt. Schützenbruder Frieder Schürer stiftete dafür einen von ihm selbst aus Kupferblech gedrückten Teller als Pokal. Erster Schützenkönig der Neuzeit wurde Schützenbruder Markus Bretschneider mit 40 Ringen. Zweiter wurde Schützenbruder Joachim Rudler mit 39 Ringen, Den dritten Platz belegte Schützenbruder Mirko Fröhlich mit 35 Ringen. Aus dem übergebenen Protokollbuch der Schützengesellschaft „König-Albert-Turm" konnte entnommen werden, dass der Urgroßvater des ersten Schützenkönigs der Neuzeit, der Bäckermeister Bruno Schwarz, welcher seit 1906 Vereinsmitglied war, den Titel eines Schützenkönigs 1909/10 errang. Der gesellige Teil der Gründungsversammlung war gegen 24.00 Uhr zu Ende.

Im Jahre 1991 stellte die neugegründete Beierfelder Schützengesellschaft Antrag auf Rückführung des ehemaligen Vereinsbesitzes.

Im Rahmen des Beierfelder Frühlingsfestes vom 28. bis 31. Mai 1992 wurde am 30. Mai die Rückbenennung der Gaststätte am „Schloßwald“ zum Schützenheim durch den Bürgermeister Herrn Krüger vorgenommen.

Daran anschließend fand ab „Schützenheim“ für alle Wanderfreunde eine Wanderung rund um Beierfeld zum Festplatz am „Stadion am Spiegelwald“ statt.

Ein großes Vereinsfest fand am 5. und 6. September 1992, organisiert von der Schützengesellschaft 1 „König-Albert-Turm“ e. V. und dem Feuerwehrverein e. V. an der Beierfelder Sporthalle statt. Dabei stellte der Schützenverein unserer Partnergemeinde Scheinfeld unserem Schützenverein eine Vorrichtung für ein Adlerschießen zur Verfügung. Es gab ein Vogelschießen mit einem Eisvogel. Auch mit Pfeil und Bogen konnte man sich betätigen.

1993 wurde eine Vereinstracht angeschafft und ein Schützenhut nach altem Vorbild gefertigt. Das 1. Beierfelder Schützenfest der Neuzeit fand am 21. und 22. August 1993 auf dem Festplatz und in der Mehrzweckhalle statt. Die offizielle Eröffnung erfolgte am 21. August um 16.00 Uhr mit einem Festkommers mit Einzug befreundeter Schützenvereine in Tracht und mit Fahnen. Freunde vom Schützenverein Scheinfeld veranstalteten zu Beginn ein Salutschießen. Die Festansprache hielt der Bürgermeister Bernd Krüger als Schirmherr der Veranstaltung. Dabei wies er auf die mit öffentlichen Mitteln renovierte Sporthalle hin, die sich als Mehrzweckhalle für solche Feste anbietet. Landrat Karl Matko unterstrich in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Vereinstätigkeit. Auf Grund des Besuchs aus dem Haus Wettin ging er dann noch auf dessen Bedeutung in unserer Geschichte ein. „Sachsen war in seiner Geschichte immer Mittler zwischen Nord- und Süddeutschland. Als Nachbar von Polen und Böhmen war Sachsen häufig eine große Kraft im mitteleuropäischen Ausgleich. Sachsen war Schmelztiegel der Kulturen und aus Sachsen kam selbst deutsche und europäische Spitzenkultur. Als eines der ersten Industrieländer in Deutschland mußten in Sachsen besonders schwierige Aufgaben bewältigt werden, und das sächsiche Königshaus mußte sich bereits frühzeitig mit Sozialpolitik beschäftigen. Diese Leistungen einer fast tausendjährigen Geschichte muß uns wieder lebendig vor Augen geführt werden, denn wer seine Vergangenheit nicht kennt, der hat auch keine Zukunft…“, so Landrat Matko.

Dann wurde die Neustädtlerin Brigitte Mehnert als Schützenkönigin und Bürgermeister Bernd Krüger als Schützenkönig geehrt. Die Ehrung nahm der Landrat Karl Matko vor. Auf Grund der verspäteten Anreise des Prinzenpaares erfolgte die Übergabe des neuen Bannes an den Verein durch das Ehrenmitglied Manfred Blechschmidt. Nach diesem feierlichen Akt erhielten alle anwesenden Schützenvereine vom Vorstand eine Erinnerungsgeschenk in Form eines Bierkruges mit einem gravierten Zinndeckel. Mit dem gemeinsamen Gesang des Anton-Günther-Liedes „Deitsch und frei...." fand das Kommers sein offizielles Ende.

Doch dann kam der Ehrengast Dr. Albert Prinz von Sachsen mit seiner Frau doch noch und konnte die Bannerweihe vollziehen.

In der Beierfelder Geschichte war dies nach 1880 und 1908 der dritte Besuch aus dem Sächsischen Königshaus. Durch den Vereinsvorstand wurde der Prinz noch zum Ehrenmitglied ernannt. Er bekam als Ehrengeschenk einen Nußknacker in Form eines sächsischen Dragoners überreicht.

Die musikalische Umrahmung dieser Veranstaltung erfolgte durch die Mühlbergmusikanten, die Spiegelwaldmusikanten und durch die Spiegelwaldsänger. Ab 21.00 Uhr lud die Schützengesellschaft zu einer Oldie-Nacht mit der Gruppe „Kurs“ aus Schneeberg ein. Dabei war auch eine Dessous-Modenschau und eine Erotik-Show. Am Sonntag wurden ab 14.00 Uhr die Kinder mit ihren Eltern zu einem Kindernachmittag eingeladen. Es gab viele Spiele, Schießwettbewerbe, eine Hüpfburg und einen Luftballonweitflugwettbewerb. Ab 15.00 Uhr spielte die Feuerwehrkapelle Bernsbach zu einer zünftigen Blasmusik auf. Um 18.00 Uhr erfolgte eine große Verlosung zum Festausklang analog dem Vereinsfest 1992.

Die Schützenkönigin und der Schützenkönig, als Repräsentanten der Schützengesellschaft führten den Marschblock beim Tag der Sachsen am 5. September 1993 in Görlitz an.

Im Juli 1995 wurde das 2. Schützenfest gefeiert. Das traditionelle Salutschießen zum Jahreswechsel wurde durch die Schützengesellschaft am Silvesterabend 1995 um 24.00 Uhr auf der Aussichtsplattform am ehemaigen Bahndamm durchgeführt.

Erst im August 1996 erging der Gemeinderatsbeschluss, das Gebäude dem Verein mittels Erbpachtvertrag zuzusprechen.

Mit krachenden Böllerschüssen weihten die Schützenbrüder der Schützengesellschaft I „König-Albert-Turm“ Beierfeld e. V. am 15. November 1997 ihr neues Vereinsheim ein. Anläßlich dieses Ereignisses spendete Beierfelds Bürgermeister Joachim Rudler, selbst Gründungsmitglied des Vereins, eine kleine Eiche. Sie wurde als Symbol für „Tradition und Beständigkeit“ unter dem Beifall zahlreicher Vereinsmitglieder vor dem Gebäude eingepflanzt. Am 23. bis 26. Januar 1998 wurde zum Vereinsbockbierfest ins „Obere Schützenheim“ eingeladen.

Daraufhin stürzte sich der „harte Kern“ der aktiven Vereinsmitglieder sofort in die erforderlichen, umfassenden Sanierungsarbeiten. Viel Zeit und Mühe investierten Männer und Frauen des Vereins in die Erneuerung ihres Schützenheims. Mit Hilfe zahlreicher Sponsoren, die den Verein mit Geld- oder Sachspenden unterstützten, konnte das Gebäude von Grund auf saniert werden. Nach gut einem Jahr war nun die Gaststube fertiggestellt. Seit dem 27. November 1998 war das „Obere Schützenheim“ wieder Gaststätte. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 16.00 bis 22.00 Uhr, Sontag 10.00 bis 20.00 Uhr, Montag und Dienstag: Ruhetag.

Im Jahr 2000 wurden die Heizung, die Sanitäranlagen, der Gastraum und die Küche saniert. Der Gemeinderat Beierfeld beschloss am 18. Dezember 2000 den Erbpachtvertrag mit dem Verein zu lösen und einen Nutzungsvertrag für das Schützenheim abzuschließen. Die Höhe des Nutzungsvertrages beträgt 500,00 DM für die von den Schützen genutzten Kellerräume. Aufenthaltsraum und Schießstand. Auch die Betriebskosten des Hauses trägt die Schützengesellschaft. Die Gemeinde übernimmt ein Darlehen von 46.000 DM von der Schützengesellschaft.

Neben körperlichen Einsatz sind viele Mitglieder am gemeinsamen Vereinshaus auch finanziell beteiligt. Nach alter Tradition - schon der Bau des Hauses wurde auf diese Weise finanziert - wurden Anteilscheine an die Mitglieder ausgegeben. „Außerdem gebührt unseren Sponsoren großer Dank,“ erklärte der 1. Schützenmeister des Vereins, Reginald Scherfig: „Ohne deren finanzielle Unterstützung und tatkräftige, unentgeltliche Hilfe bei der Sanierung wäre das alles gar nicht möglich gewesen.“ Die Gaststätte unterhalb des Sportplatzes ist für die Öffentlichkeit wochentags ab 17 Uhr und am Wochenende ab Mittag geöffnet.

Über folgende Aktivitäten wurden im Jahr 2001 im Spiegelwaldboten berichtet:

Arbeitseinsatz am 3. November von 8.00 bis 12.00 Uhr auf dem Gelände des oberen Schützenheimes

Durchführung der Königs- und Vereinsmeisterschaften auf dem Schießstand in Markersbach am 17. und 18. November

Unter dem Motte „Wer erreizt die Weihnachtsgans?" erfolgte am 30. November um 19.00 Uhr ein Skatturnier. Das Startgeld betrug 10,00 DM.

Das 10-jährige Jubiläumsfest der Wiedergründung des Schützenvereins in Verbindung mit der Vereinsweihnachtsfeier wurde am 22. Dezember um 17.30 Uhr im Vereinsheim durchgeführt.

Mitte des Jahres 2002 beschloss der Gemeinderat Beierfeld einen Pachtvertrag mit der Schützengesellschaft 1 „König-Albert-Turm“ zum Objekt „Oberes Schützenheim“ abzuschließen.

Im Jahr 2002 wurde ein weiterer Schritt bei der Rekonstruktion des oberen Schützenheimes gemacht. Mit Unterstützung der Gemeinde erfolgte der Ausbau des Kellers und die Giebelrenovierung. Im Keller wurde ein 10 Meter Luftgewehrschießstand eingebaut, und an dem Nordgiebel wurde nach Abriss des maroden Anbaues ein neues Fenster eingebaut und das vorhandene Fachwerk entsprechend angeglichen.

Der Giebel erhielt auch neue Farbe, außerdem wurde noch ein Schießscheibe als Symbolik angebracht. Das obere Schützenheim verfügt über einen Gastraum mit ca. 45 Sitzplätzen. Es ist eine Küche aus Edelstahl eingebaut. Geschirr und Gläser sind reichhaltig vorhanden. Neben der Nutzung als Vereinsheim besteht die Möglichkeit der privaten Nutzung für Weihnachtsfeiern, Familienfeierlichkeiten u. ä.

Im hohen Alter von fast 94 Jahren verstarb im Jahr 2002 unser Ehrenmitglied Schützenbruder Martin Blechschmidt. Er war das letzte Mitglied der ehemalien Schützengesellschaft im Unterdorf.