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Amtsblatt der Einheitsgemeinde Stadt Teuchern
Ausgabe 11/2023
Einheitsgemeinde Stadt Teuchern
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Einheitsgemeinde Stadt Teuchern

Marco Föhlisch - Feuerwehr Teuchern, Thomas Haberkorn - Klimaschutzmanager Teuchern, Andrea Weinl - zertifizierte Baumpflegerin, Sandra Helm - Projektentwicklerin Stabsstelle Strukturwandel Burgenlandkreis

Der historische Park im Kern Teucherns ist die grüne Lunge der Stadt. Die Vielfalt an Pflanzen und Bäumen machen ihn zum wertvollen Lebensraum für etliche Tiere und zum willkommenen Rückzugsort an heißen Tagen. Als Freizeit- und Besucherdomizil ist der Park nicht nur bei den Menschen hier vor Ort beliebt. Auch über die Grenzen der Einheitsgemeinde hinaus, hat er sich einen Namen als populärer Veranstaltungsort gemacht. Der Wunsch der Stadt Teuchern, die Bedürfnisse eines natürlichen Lebensraums mit den Bedingungen einer öffentlichen Parkanlage so gut es geht in Einklang zu bringen, ist keine einfache Aufgabe. Sie erfordert spezielle Kenntnisse, gewissenhaftes und bedachtes Vorgehen und muss vor allem nachhaltig angegangen werden. Professionelle Unterstützung bekommt die Stadt dabei von Andrea Weinl. Als zertifizierte Baumpflegerin, Gärtnermeisterin und Baumkontrolleurin mit langjähriger Erfahrung kennt sie die Herausforderungen. Der Einschätzung der Expertin nach, ist der Park Teuchern grundsätzlich in einem zufriedenstellenden Zustand, auch wenn er aktuell noch einen Pflegerückstand aufweise. An dessen Behebung arbeitet sie Hand in Hand mit dem kommunalen Bauhof und der Feuerwehr Teuchern. Das derzeitige Pflegkonzept für den Park sieht vor, Gefahrenbäume zu entfernen, Totholz zu entnehmen und sinnvolle Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Letzteres sei unter anderem notwendig, weil Bäume wie beispielweise Pappeln, nur bedingt für einen öffentlichen und belebten Park geeignet sind, da sie extrem ausladend sind und sehr bruchgefährdete Äste haben. Gerade das Fällen und Herunterschneiden der Bäume nimmt man als Thema wahr, das seitens der Bevölkerung oft diskutiert wird und einiges an Unverständnis mit sich bringt. Den Bewohnern und Bewohnerinnen Teucherns liegt ein lebendiger und naturnaher Park am Herzen und deswegen der Erhalt von so viel Grün wie möglich. „Eine Baumfällung im Park erfolgt nie willkürlich“, erklärt Andrea Weinl, „sondern immer mit Bedacht. Bei einem Park im öffentlichen Raum sind vor allem die Stand- und Bruchsicherheit der Bäume ausschlaggebend. Auch Pilzbefall, der auf weitere Bäume übergehen kann, machen eine solche Maßnahme erforderlich.“ Für jeden im Park gefällten Baum wird für eine entsprechende Nachpflanzung gesorgt. Abhängig von der Größe des gefällten Baumes, werden ein bis mehrere neue Bäume gesetzt. Um nicht einen erneuten Wurzelbefall beispielsweise dem Brandkrustenpilz zu riskieren, ist eine sofortige Neubepflanzung an Ort und Stelle nicht immer sinnvoll und erfolgt dann an anderer Stelle im Gemeindegebiet. Das Augenmerk bei der geeigneten Standortwahl liegt außerdem darauf, dass sich Bäume nicht gegenseitig behindern, sondern frei entwickeln können.

Was die Parkpflege für die Stadt massiv erschwert ist der Vandalismus im Park. Nicht nur die Beleuchtung fallen diesem regelmäßig zum Opfer, sondern unter anderem auch immer wieder junge Setzlinge. Auch die Folgen des Klimawandels sind im Stadtpark Teuchern mittlerweile deutlich sichtbar, was die Baumexpertin bestätigt. „In den letzten Jahren erkranken hier immer mehr Bäume, vor allem der

Ahorn, der seither massiv von Pilzbefall betroffen ist. Dieser ist auf die langanhaltende Trockenheit und die heftige Sonneneinstrahlung zurückzuführen, unter der besonders auch Fichten und Birken leiden und daran zugrunde gehen.“ Um die grüne Lunge Teucherns zu schützen und zu erhalten müssen die Maßnahmen künftig also auch darauf abzielen, den Park gegenüber Wetterextremen wie Hitze und Starkregen und deren Folgeerscheinungen widerstandsfähiger zu machen. Als eine mögliche Anpassungsmaßnahme befürwortet die Baumexpertin auch die Anpflanzung etwas exotischerer Bäume, bestenfalls mit verwertbaren Früchten. Vor allem farb- und blütenreiche Arten wie beispielsweise ein Trompeten- oder ein Paulownia Baum könnten den Park durch einen zusätzlichen Blickfang bereichern. Einen vielversprechenden Ansatz liefert auch das Prinzip der Schwammstadt. „Dabei werden Parks so intelligent gestaltet, dass das Regenwasser im Park aufgefangen, gespeichert und bei Bedarf gezielt abgegeben wird“ ergänzt Teucherns Klimaschutzmanager Thomas Haberkorn in Hinblick auf künftig vorstellbare Anpassungen. Er und Sandra Helm, Mitarbeiterin der Stabsstelle Strukturwandel Burgenlandkreis und Projektentwicklerin der Stadt Teuchern, erarbeiten und planen in enger Zusammenarbeit mit der Stadt nachhaltige Entwicklungskonzepte für die Einheitsgemeinde Teuchern.

Für viele in der Einheitsgemeinde Teuchern sind Bäume längst nicht mehr nur Herzensangelegenheit, sondern Zukunftsthema. Einige lokale Akteure und Akteurinnen, die das Thema selbst in die Hand nehmen, gibt es schon. Auch Andrea Weinl hält eigeninitiatives Bürgerengagement bei der Pflanzung und Pflege von Bäumen für eine sehr gute Idee und denkt dabei auch an Vereine und Kindergärten. „Spendet einen Baum, betreut ihn und zieht ihn groß.“ lautet ihr Vorschlag. „Für einen Baum selbst Verantwortung zu übernehmen ist eine schöne Gemeinschaftsaufgabe, zeigt aber auch, wie schwierig es ist, einen Baum über die Runden zu bekommen.“

Schon gewusst? Besonders Naturhecken – blütenreich und unbeschnitten - sind unterschätzte Biotope und Klimaretter. Sie entziehen der Luft viel klimaschädliches Kohlendioxid und speichern es langfristig in Wurzeln und im Boden. Wenn man 520 Meter Naturhecken neu pflanzt kann man den CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Deutschen für zehn Jahre kompensieren.